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Kolumne: Warum ich feministische Gedichte am liebsten schon viel früher entdeckt hätte

Unsere Autorin Anika berichtet in der Kolumne #BookoftheWeek über Bücher, die sie gelesen hat & warum diese nicht nur für sie wichtig sein sollten.

In unserer heutigen Kolumne spricht unsere Autorin über feministische Gedichte & warum jede Frau dieser Welt diese lesen sollte.

BookoftheWeek Collage
Lust auf feministische Gedichte? Bei diesem Buch wirst du mehr als fündig. Foto: Lago Verlag, Cawisstudio / Cawis, Canva Layouts, expressivehands, Layer-Lab via canva [M]

Ich bin momentan an einem Punkt in meinem Leben, wo ich endlich für mich, meine mentale Gesundheit und meine Rechte einstehe. Allerdings war das nicht immer so, wobei ich mir die meiste Zeit selbst im Weg stand. Doch weißt du, was mir geholfen hat, mehr Selbstvertrauen zu finden? Feministische Gedichte. Genau solche möchte ich dir heute als #BookoftheWeek präsentieren. Und der Titel dieses Buches sagt schon alles: die prinzessin, die nicht gerettet werden muss.

Feministische Gedichte: Wie ein paar Zeilen Selbstvertrauen aufbauen können

Manche werden sich nun vielleicht fragen, wie ein paar kurze Gedichte einem helfen können, Selbstvertrauen zu gewinnen. Die Antwort hier ist ganz einfach: indem man sich verstanden fühlt. Und das schaffen feministische Gedichte. Sie sprechen vor allem Frauen aus der Seele, behandeln Themen, die im gesellschaftlichen Kontext vielleicht tabu sind und schaffen so einen „Safe Space“ sowie die Ansicht, dass es wert ist, über diese Themen zu reden.

Als ich mich das erste Mal mit den feministischen Gedichten aus Milk & Honey von Rupi Kaur auseinandersetzte, war ich beinahe geschockt, wie sehr mir diese Poetry aus dem Herzen sprach. Ich fühlte mich verstanden und merkte auf einmal, dass ich mit meinen Ängsten und Sorgen nicht alleine war. Und das gab mir Kraft und Sicherheit, offen über meine mentale Gesundheit oder Probleme mit dieser zu reden. Denn wenn Autorinnen ein Buch mit ihren innersten Gedanken veröffentlichen können, kann ich auch darüber sprechen!

„Die Prinzessin, die nicht gerettet werden muss“ von Amanda Lovelace: Semi-Autobiografisch, feministisch, echt

Feministische Gedichte folgen oft einer inneren ‚Handlung‘ oder einem roten Faden, der sich durch das Poetry-Buch zieht. So auch bei die prinzessin, die nicht gerettet werden muss von Amanda Lovelace. Wir treffen hier auf die Gedanken einer Prinzessin, die lernt, dass sie nicht auf die Rettung eines Prinzen angewiesen ist.

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Das Buch ist in vier Teile eingeteilt: „die prinzessin“, „das fräulein“, „die königin und „du“. Der erste Teil konzentriert sich auf die Autorin und ihren Kampf in der Vergangenheit und endet damit, dass sich die Prinzessin selbst in einem Turm einsperrt und auf einen rettenden Prinzen wartet. Der zweite Teil konfrontiert die Probleme, welche in ihrem Leben aufgetreten sind und metaphorisch vom „bösen, großen Wolf“ und einem terrorisierenden Drachen dargestellt sind.

Im dritten Teil stellt sich die Prinzessin selbst dem Drachen und damit ihren Problemen. Und im letzten Teil, welcher so passend den Titel „du“ trägt, möchte Amanda Lovelace ihre Leser:innen dazu ermutigen, dass sie alles schaffen können.

Instapoetry: Die neue Art und Weise, (feministische) Gedichte zu verfassen

Die äußere Form der Gedichte in diesem Buch folgt nicht unbedingt einer grammatikalischen oder rechtschreiblichen Reinheit. Das liegt daran, dass Amanda Lovelace ein Teil der Instapoets ist. In diese Riege fällt unter anderem auch Rupi Kaur, welche viele als Vorreiterin der feministischen Gedichte sehen.

Instapoetry hat sich, wie der Name schon andeutet, aufgrund von Social Media entwickelt. Die Gedichte werden hier für das Publikum und die Follower:innen auf Instagram und Co. geschrieben und dort auch zuerst veröffentlicht. Das generierte für Autor:innen unter anderem ein größeres Publikum. Die Form ist aufgrund der Kürze von Social Media selbst auch immer kurz, direkt und sehr ästhetisch. Das Auge liest immerhin mit!

Frau, die in ein Notizheft schreibt
Dank Instapoetry kann wirklich jeder feministische Gedichte schreiben & veröffentlichen. Foto: IMAGO Images / Addictive Stock via canva

Diese Kurzlebigkeit ermöglicht es auch den ‚unerfahrensten Gedicht-Leser:innen‘ einen Draht zu dieser Poetry zu finden. In kurzen Zeilen wird daher auf den Punkt gebracht, was die Autorin oder der Autor sagen möchte – womit sie direkt ins Herz der Rezipient:innen treffen. Die meiste Instapoetry folgt keinem Reimschema und wird öfters von Bildern oder Illustrationen begleitet.

„erste warnung: // das hier ist kein märchen // es gibt keine prinzessin […] es gibt einfach nur ein mädchen // mit einer schwierigen aufgabe, // nämlich den glauben zu finden // an sich selbst“

Amanda Lovelace sagte gegenüber Bustle: „Wenn es eins gibt, was ich mit dieser Poetry-Serie versuche, dann ist es das Aufzeigen des vielfältigen inneren Lebens von Frauen und dem Fokus auf die verborgenen, täglichen Kämpfe.“

Und beim Lesen dieses Buches hatte ich das Gefühl, dass die Autorin genau das erreicht hat. Sie nahm die stereotypische Märchengeschichte von der Prinzessin im Turm, welche auf Rettung wartete und drehte sie so um, dass die Prinzessin schon alles hatte, was sie für ihre Rettung benötigte – nämlich sich selbst.

Frau mit Krone
Dieser Feministische Gedichtband zeigt, dass eine Prinzessin keinen Prinzen zur Rettung braucht. Foto: jbundgaa / pixabay via canva

Der autobiografische Bezug wird durch stilistische Mittel innerhalb des Buches deutlich. Das Wort „Prinzessin“ ist in diesem Zusammenhang durchgestrichen und wird durch „ich“ ersetzt. Für mich erschuf gerade diese Komponente eine gewisse Nähe zur Autorin und damit zu ihrem Leiden. Es fühlte sich so an, als würde man die Gedanken einer Freundin lesen, die einem gerade das Herz ausschüttet und wo man sich selbst nur zu gut wiedererkennt.

Feministische Gedichte: Ein Muss für alle Menschen, nicht nur Frauen

Ich habe zuvor oft davon geredet, dass die feministischen Gedichte nur Frauen direkt ansprechen. Und das ist auch oft der Fall. Jedoch sollten sich alle Menschen mit dieser Art von Gedichten beschäftigen. Viele haben bei dem Wort „Gedichte“ vermutlich noch die verstaubten (und meiner Meinung nach dennoch guten) Gedichte von Goethe, Rilke und Co. im Kopf. Wenn dies der Fall ist, lass mich dir eins sagen: Instapoetry ist das genaue Gegenteil davon.

die // zeit kam, // da zeigte // mir die // poesie, // wie ich // bluten konnte, // ohne dass ich // blut hergab. // – mein treuster liebhaber.

Aus: „die prinzessin, die nicht gerettet werden muss“ von Amanda Lovelace, S. 44

Wirklich jede:r kann diese Poems lesen, sich in ihnen wiederfinden und etwas über sich oder auch die innere Welt der Frauen lernen. Vielleicht verstehst du dich selbst nicht, vielleicht auch deine Freundin oder du weißt nicht, warum eine Bekannte von dir jetzt ‚auf Emanzipation tut‘. Wenn dies der Fall ist, lies dieses Buch. Und auch, wenn es nicht der Fall ist. Denn die prinzessin, die nicht gerettet werden muss öffnet jeglichen Menschen die Augen, über die potenziellen Abgründe, Schwierigkeiten und Kämpfe einer jeden Frau.

Noch mehr zum #BookoftheWeek findest du hier:

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