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Unsere weekly heroine Beate Uhse: „Ich will Freiheit für die Liebe!“

Sie praktizierte schon female Empowerment, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Nicht nur deswegen ist Beate Uhse unsere weekly heroine. wmn über die Pionierin der sexuellen Aufklärung und ihr Vermächtnis.

Beate Uhse vor ihrem ihrem Versandhaus in Flensburg im Jahr 1971. Foto: Hesslefors/Ullstein/Getty Images

Du findest, dass Liebe, Leidenschaft und Sex ganz normale Dinge sind? Dann könnte keine Geringere als Beate Uhse ihren Anteil daran haben. Denn sie war es, die in der prüden Nachkriegszeit eine ganze Generation aufklärte und zur Ratgeberin für Sexualität und Erotik avancierte. Damit wurde sie zu einer der einflussreichsten Unternehmerinnen Deutschlands.

Die Marke Beate Uhse wagt zum Frauentag einen Neuanfang

Dass gerade am heutigen internationalen Frauentag die Marke Beate Uhse neu gelauncht wird, ist kein Zufall. Zum 8. März startet die neue Kampagne „Freiheit für die Liebe“, mit der das Unternehmen ganz klar starke, selbstbewusste Frauen ansprechen will, die zu ihrer Sexualität stehen. Deswegen haben wir von wmn Beate Uhse diese Woche zu unserer weekly heroine gekürt. Eine Frau, die uns auch heute noch inspiriert und von der wir jede Menge lernen können.

So wurde sie zur „Mutter Courage des Tabubruchs“

Ihr Name ist eine Marke. Beate Uhse war laut einer Umfrage in den 1990er Jahren 98 Prozent der Deutschen ein Begriff. Und auch heute dürften ihn noch die meisten Menschen hierzulande kennen. Allerdings haben wohl viele dabei die etwas angestaubten Erotikläden im Kopf. Dabei hat die „Mutter Courage des Tabubruchs“ deutlich mehr geleistet. Denn Beate Uhse war nicht nur die Gründerin des ersten Sexshops der Welt, nein, sie sorgte auch dafür, dass Sex endlich als das angesehen wurde, was nun mal war: normal.

Ihre Karriere vor dem Sexshop: Beate Uhse als Kunstflug-Pilotin. Foto: PR

Mit ihrer Aufklärungsbroschüre fing alles an

Als die ausgebildete Wehrmachts-Fliegerin 1948 die Aufklärungsbroschüre “Schrift X“ veröffentlichte, sorgte sie für jede Menge Wirbel im prüden Nachkriegsdeutschland. Zu ihrer Berufung kam Beate Uhse damals eher ungeplant, wie sie 1952 in einer Broschüre verriet: „Die zufällige Begegnung mit einem Arzt, der mir eines Tages von den ewig wiederkehrenden Sorgen berichtete, die ihm in seiner täglichen Praxis begegneten, gab mir den Anstoß, ratsuchenden Ehepaaren zu helfen”. 

Spaß am Sex ist ein legitimes Recht.

Beate Uhse


Beate Uhse holte Sex aus der Schmuddel-Ecke

Und so schaffte es die junge Frau das Thema Sex aus Schmuddel-Ecke herauszuholen, in dem sie Tipps zur “Ehehygiene” gab. Von massiver Kritik ließ sie sich nicht abhalten und gründete stattdessen ein Versandhaus, das alles anbot, was in der Partnerschaft Spaß macht: Von Kondomen über Salben und Reizwäsche bis hin zu Gummi-Spielzeug. „Spaß am Sex ist ein legitimes Recht. Die Deutschen trauen sich jetzt endlich, ihre geheimen sexuellen Wünsche zu äußern“, sagte sie damals. 

Dabei brach sie immer wieder Tabus wie Verhütung, Impotenz oder sexuelle Unlust. Der Erfolg war enorm. Aus der Idee der Aufklärung entstand der größte europäische Erotikkonzern. 1989 erhielt sie „als Pionierin für liberale Sexualität“ sogar das Bundesverdienstkreuz. Ein Jahrzehnt später ging das Unternehmen an die Börse.

Die Digitalisierung änderte das Beate Uhse-Business

Doch auch an dem Sex-Imperium der Beate Uhse ging die Digitalisierung nicht spurlos vorüber. „Die Kunden […] stillen ihren Bedarf bei kostenlosen Anbietern von Sexfilmen im Internet“, erklärte das Unternehmen damals.

Die Insolvenzanmeldung im Jahr 2017 erlebte Beate Uhse nicht mehr mit. Sie verstarb 2001 an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 81 Jahren. Doch ihr Vermächtnis ist geblieben.

Jetzt stehen starke Frauen im Fokus

Ihre alte Forderung nach der “Freiheit für die Liebe” erlebt unter dem neuen Eigentümer ein Revival. Dabei liegt der Fokus ganz klar auf der weiblichen Zielgruppe. Die Message: Beate Uhse steht für starke, mutige, sexy Frauen von heute, die wissen was sie wollen. Testimonials sind u.a. Fernsehmoderatorin Paula Lambert, die Influencerin Maria„Masha“Astor sowie Transaktivistin Pari Roehi.

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Der Trailer zur neuen Beate Uhse-Kampagne.

Die Digitalisierung wird sich diesmal zu Nutze gemacht. Denn die Zielgruppe kauft gerne online. Dass dies die Zukunft ist, wusste die clevere Geschäftsfrau schon damals: „Im Versandhandel haben wir die Hand am Puls des Verbrauchers. Was nicht läuft, wird sofort gestrichen.“

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Und selbstverständlich können wir dir auch unsere anderen weekly heroines wärmstens an Herz legen.