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Bist du zu harmoniebedürftig? Häufige Anzeichen und Ursachen

Harmonie ist schön! Doch manchmal muss ein reinigendes Gewitter auch sein. So bleibst du trotzdem im Gleichgewicht.

Frau am Meer
© IMAGO / Addictive Stock via canva

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Sagen wir es, wie es ist: Ich bin ein extrem harmoniebedürftiger Mensch. Und natürlich ist es eine gute Eigenschaft, wenn man nach zwischenmenschlichem Frieden strebt und Harmonie als hohes Gut betrachtet. Doch nicht immer ist alles Friede, Freude, Eierkuchen. Und das ist auch richtig so – wie würden wir sonst im Leben weiterkommen und für die Dinge einstehen, die uns auch wirklich wichtig sind? Wenn du auch zu den Menschen zählst, die sehr harmoniebedürftig sind und du dir manchmal nicht sicher bist, ob du schon über das Ziel hinausschießt, dann können wir dir vielleicht ein wenig Klarheit verschaffen und dir ein paar Tipps an die Hand geben, wie du deine extreme Harmoniebedürftigkeit ablegen kannst.

Was bedeutet es, zu harmoniebedürftig zu sein?

Harmonie ist gleichzusetzen mit dem Begriff „Einklang“. Wer harmoniebedürftig ist, der möchte sich mit seiner Umwelt, seinen Mitmenschen und seinem Leben im Einklang fühlen. Und der Grundgedanke für diesen Ansatz ist auch sehr schön und gut. Jeder sollte nach einem friedlichen Miteinander streben und dieses auch so gut wie möglich umsetzen. Doch Harmonie bedeutet nicht gleich, dass man selbstlos sein soll.

Denn bei zu harmoniebedürftigen Menschen kann genau das passieren. Ein gesundes Maß an Friedfertigkeit ist richtig und gut. Doch es kann schnell passieren, dass dieser Gedanke in eine krankhafte Harmoniesucht umschlägt. Du gehst allen Konflikten aus dem Weg, vertrittst nicht deine eigene Meinung und sagst zu allem „Ja und Amen“, damit die Harmonie bewahrt wird, du nicht in Streitgespräche verwickelt und im Endeffekt geliebt und gemocht wirst? Dann wird es höchste Zeit die Notbremse zu ziehen. Denn bei diesem Zustand lebst du nicht für dich, sondern nur noch für andere.

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Daher rührt die Harmoniesucht

Wie so oft, wenn es um Psychologie geht, liegt der Grund für das Verhalten, zu harmoniebedürftig zu sein, in der Kindheit. Wenn du häufig gehört hast, dass aus dir ja nie was wird oder du nur Ärger machst, dann sinkt dein Selbstwertgefühl automatisch in den Keller. Und wer immer und immer wieder hört, wie ’nutzlos‘ oder ‚ungeliebt‘ man ist, der tut alles, damit das Gegenteil der Fall wird – auch sich selbst und seine eigene Meinungen aufgeben.

Harmoniesüchtige Menschen haben durch diese Harmoniesucht außerdem das Problem, dass sie nicht wirklich konfliktfähig sind. Und wie sollen sie es auch lernen, wenn sie sich nie in Streits verwickeln lassen? Und dadurch gerät der harmoniebedürftige Mensch in einen Teufelskreis: Keine Konfliktfähigkeit führt zu einem destruktiven Streit, dieser führt dazu, dass der oder die Verletzte meistens der harmoniebedürftige Mensch ist, der dadurch noch weniger Selbstwertgefühl aufbauen kann.

Die Harmoniesucht findet sich bei den meisten Menschen allerdings nicht in der Familie, da sich viele hier sicher fühlen und so sein können, wie sie wollen. Doch bei Freund:innen oder Bekanntschaften haben viele das Gefühl, dass sie ‚abliefern‘ müssen, um gemocht zu werden. Und so stimmt man den Meinungen anderer grundsätzlich zu, lässt seine eigenen Bedürfnisse hinter sich und denkt nicht einmal an sich selbst. Denn nein, du wirst nicht mehr geliebt, weil du unkomplizierter bist!

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Die Anzeichen: Bist du zu harmoniebedürftig?

Wenn du dich nicht schon in den vorherigen Zeilen erkannt hast, dann haben wir für dich ein paar Punkte, die du innerlich abhacken kannst, um dir selbst klar zu machen, ob du zu harmoniebedürftig bist oder nicht.

  • Lässt du immer andere entscheiden, wenn es um den Ort eines Treffens geht?
  • Gehst du Streitgesprächen grundsätzlich aus dem Weg und lässt dich zu einer anderen Meinung hinreißen, obwohl diese innerlich mit deiner eigenen kollidiert?
  • Stärkst du immer anderen den Rücken, ohne eine Stärkung für dich selbst zu bekommen?
  • Scheust du dich eine Aufgabe abzugeben, aus Angst, dass du anderen damit etwas ‚aufbürden‘ könntest und diese dann sauer werden?
  • Bist du alleine mit deinen Sorgen?
  • Ist es schon eine Ewigkeit her, seitdem du mal etwas für dich getan hast?
  • Ist dein letzter ‚richtiger‘ Streit schon lange her?
  • Erträgst du gewisse Dinge einfach schweigend, ohne dich darüber auszusprechen?

Wenn du die meisten dieser Fragen mit „Ja“ beantworten konntest, dann bist du sehr wahrscheinlich zu harmoniebedürftig. Aber keine Sorge: Du kannst dein Selbstwertgefühl mit ein paar kleinen Tricks schon stärken und deiner Harmoniesucht entgegenwirken!

harmoniebedürftige Frau
Wenn du zu harmoniebedürftig bist, dann kann das schnell krankhaft werden. Doch du kannst dein Selbstwertgefühl stärken. Foto: IMAGO / Addictive Stock via canva

So stärkst du dich und dein Selbstwertgefühl

Deine Lebenserfahrungen haben dich zu dem Menschen gemacht, der du heute bist. Und auch wenn gewisse Menschen es vielleicht gar nicht merken, haben sie dich im Laufe deines Lebens klein gemacht und dein Selbstwertgefühl in den Keller getrieben. Doch du wirst nicht mit der angezogenen Handbremse durchs Leben gehen. Mit ein paar kleinen Tipps kannst du dein Selbstwertgefühl und dich selbst stärken und die toxische Harmoniesucht bekämpfen.

  • Wandle negative Gedanken über dich selbst in positive um und sage dir immer wieder, dass du ein toller Mensch bist, der ein Recht auf eine eigene Meinung hat, welche auch gehört werden sollte.
  • Erkenne Denkmuster, die dich belasten und ändere diese.
  • Mach dir ein ehrliches Bild von dir selbst – ganz ohne irgendwelche Filter oder Gedanken, die dich vielleicht abwerten oder dein Verhalten negativieren.
  • Merke dir, wann du Freude, Begeisterung oder Spaß erlebst. Nimm den Mut, diese Gefühle zu leben und wandle sie um, sodass du dich auch traust Angst, Unsicherheit und Ärger zu spüren und diese auch loszulassen.
  • Versuche deine innere Mitte zu finden, die ganz auf deinem Selbst basiert und nicht auf dem Selbst von anderen – nur so kannst du zur Ruhe kommen und loszulassen.
  • Trau dir mehr zu und nimm Herausforderungen an. Dadurch sammelst du Erfolgserlebnisse, die deinem selbstsicheren Auftreten helfen werden.
Frau auf einem Berg
Wenn du für dich deine innere Mitte findest, dann wirst du bald nicht mehr zu harmoniebedürftig sein. Foto: IMAGO / Addictive Stock via canva

Von „zu harmoniebedürftig“ zu „innerem Frieden“

Wenn du diese Tipps beherzigt, dann kannst du dir langsam und sicher ein größeres Selbstwertgefühl aufbauen. Denn eins ist und bleibt klar: Du solltest dir selbst der wichtigste Mensch sein. Und Menschen, die dich so lieben, wie du bist, werden auch damit klarkommen, wenn du mal eine andere Meinung hast, für die du auch eintreten darfst und solltest. Lebe für dich und nicht für andere!

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