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Siesta in Deutschland: Müssen wir bald alle bis 21 Uhr arbeiten?

Amtsärzte fordern die Einführung der Siesta in Deutschland. Doch dadurch würde sich die Arbeitszeit verschieben. Ist das sinnvoll?

Frau Büro Hitze
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Zu viel schwitzen im Sommer: So kannst du den Schweiß loswerden

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Wegen der zunehmenden Hitze schlägt der Verband der Amtsärzte und Amtsärztinnen vor, dass Arbeitnehmende in Deutschland Siesta halten sollten. In vielen südlichen Ländern gehört die lange Mittagspause bereits zum Arbeitsalltag. Ist das auch hierzulande denkbar? Und welche Vor- und Nachteile hat eine Siesta?

Siesta in Deutschland: So wirkt sich die Hitze auf unsere Gesundheit aus

Die Auswirkungen des Klimawandels spüren wir derzeit am eigenen Leib: Extremtemperaturen von bis zu knapp 40 Grad Celsius sind in diesem Sommer keine Seltenheit mehr. Und das in Deutschland, das eigentlich in der gemäßigten Klimazone liegt. Die hohen Temperaturen wirken sich auch vielerlei Weise aus: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Kreislaufprobleme, Magen-Darm-Beschwerden. Darunter leiden insbesondere ältere Menschen und Kinder – aber auch Arbeitnehmende, die in der Extrem-Hitze schuften müssen.

Der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, erklärt gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen.“

Forderung nach Anpassung des Arbeitsalltags bei großer Hitze

Zum Schutz der Gesundheit fordert der BVÖGD deshalb die Einführung der Siesta in Deutschland. „Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, so Johannes Nießen.

„Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man lieber in die frühen Morgenstunden verschieben. Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt.“

Siesta: praktischer Vorschlag oder veraltetes Konzept?

Doch wie praktikabel ist die Siesta überhaupt? Das Konzept stammt aus einer Zeit, in der man überwiegend im Freien arbeitete und so der Mittagshitze ausgesetzt war. In der Zeit zwischen 14 und 17 Uhr legte man die Arbeit nieder, ging nach Hause, um dort zu essen und zu schlafen.

Tatsächlich kann ein Mittagsschlaf in der Hitze sinnvoll sein, wie der Co-Direktor der Somnolab Privatklinik für Schlaftherapie in Dortmund, Riccardo Stoohs, dem RND erklärt: „Wenn man sich in dieser Zeit schläfrig fühlt, kann es sinnvoll sein, ein Nickerchen zu machen.“ Dadurch könne die Produktivität steigen. Das gilt jedoch nicht für alle: „Wer nachts unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen leidet, der sollte sich in keinem Fall mittags hinlegen.“

Auch wenn die Siesta noch vielerorts in Südeuropa üblich ist – für viele Arbeitnehmende ist sie gar nicht durchführbar. Der Grund: Sie wohnen zu weit weg von ihrem Arbeitsplatz. Laut Spendit halten knapp 60 Prozent der Spanier:innen keine Siesta, sondern schlagen die freie Zeit am Mittag tot. Dadurch kommen sie erst sehr spät nach Hause und gehen in der Folge zu spät ins Bett. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Gesundheit und die Produktivität der Arbeitnehmenden aus.

Wie realistisch ist die Einführung der Siesta in Deutschland?

Anders als bei der Siesta im traditionellen Sinn, soll sich die Arbeitszeit laut des BVÖGD nicht in die späten Abendstunden verschieben, sondern in die frühen Morgenstunden vorgelagert werden. Bei vielen Arbeitnehmerverbänden stößt dieser Vorschlag auf Zustimmung. Und auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) findet die Idee sinnvoll.

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Doch es gibt auch Gegenstimmen: Wie der NDR berichtet, halten die Unternehmerverbände in Niedersachsen (UVN) die Idee für unsinnig, da der Arbeitsschutz in Deutschland ausreichend geregelt sei. Das Argument: Es habe schon immer heiße Sommertage gegeben. Mitarbeiter:innen würden dann mehr trinken und öfter Pause machen.