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Styling im Mittelalter: Das waren die hässlichen Schönheitsideale für Frauen

Im Mittelalter war es genauso wichtig wie heute, sich richtig herauszuputzen. Diese hässlichen Schönheitsideale galten damals.

Diese Schönheitsideale gab es früher wirklich. Foto: IMAGO / United Archives International

Beauty-Standards haben sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert. Während Frauen im alten Ägypten noch superschlank sein mussten, waren im Italien der Renaissance vor allem vollschlanke Frauen ein Hingucker. Haarstyles, Make-up und die Mode änderten sich genauso wie das Gebaren, was Frauen an den Tag legen sollten. Was sich aber nie geändert hat: Frauen mussten immer einem bestimmten Bild entsprechen.

Du findest, dass die heutigen Beautystandards für Frauen schon hoch sind? Das ist noch gar nichts zu dem, was Frauen im Mittelalter alles über sich ergehen lassen mussten, um den Männern und der Gesellschaft zu gefallen. Wir zeigen dir, was es früher bedeutete, eine Frau zu sein und wie gut wir es heute im Vergleich dazu haben.

1. Vornehme Blässe

Im 16ten Jahrhundert galt es als besonders schick, besonders blass zu sein. So gab es einige Schönheitsrituale, die die Frauen von Europa über sich ergehen ließen, um noch ein wenig heller zu werden. Die Königin Elisabeth, die Erste, die von 1558 bis 1603 regierte, war bekannt für ihre vornehme Blässe. Diese kostete sie, Expert:innen zufolge, sogar das Leben. Sie schmierte sich, wie damals üblich, täglich mit Bleiweiß ein. Diese sehr gifitge Substanz zerriss ihr die Haut und hinterließ heftige Narben. Kurz vor ihrem Vergiftungstod soll die noch immer junge Frau sich mit einer zwei Zentimeter dicken Schicht Blei-Make Up eingestrichen haben.

So weiß war Königin Elizabeth I. von England. IMAGO / AGB Photo

2. Wimpernklimpern?

Die Wimpern einer Frau symbolisierten für die Männer im Mittelalter „Hypersexualität“. Eine Frau sollte im Mittelalter so wenig mit sexueller Lust zu tun haben wie nur irgendwie möglich. Sie sollte sich laut den prähistorischen Vorstellungen der Kirchenmänner vor allem um die Befriedigung der Bedürfnisse ihres Gatten kümmern und selbst keine Libido haben.

Die Wimpern einer Frau wurden aber schon immer als verrucht angesehen und waren ein Schönheitsideal. Das Frauenbild in der Gesellschaft passte dazu aber nicht und so waren Wimpern oft etwas für Dirnen, während die Damen am Hofe sich die Wimpern auszupften. So sahen sie weniger sexy aus und hatten eine eher unschuldige Aura.

frau mittelalter portrait
Dieses niederländische Portrait aus dem Jahre 1400-1464 verbindet die unmöglichen Standards: hohe Stirn, keine Wimpern und ein blasses Gesicht. Foto: IMAGO / Photo12

3. Mut zur Stirn

Für Frauen im Mittelalter gab es einen weiteren Stylingtipp, den sich heute niemand mehr vorstellen kann. Die Frisurtrends im Jahr 2021 machen den Pony wieder salonfähig und wir haben durch Extensions und Co. gelernt: Je mehr Haar, desto besser.

Im Mittelalter war das ganz anders: Die Damen bei Hofe rasierten sich nämlich den Haaransatz, sodass die Stirn höher wirkte als sie eigentlich war. Vielleicht ist dir auch schon einmal in einem Museum aufgefallen, dass die Portraits von Frauen im Mittelalter oft eine SEHR große Stirn haben. Das liegt zum Teil am Rasieren, zum Teil waren die Künstler:innen aber auch dazu angehalten, die Frauen mit einer höheren Stirn zu malen.

4. Warum war eine hohe Stirn ein Schönheitsideal?

Eine hohe Stirn stand im Mittelalter für eine hochliegende Gebärmutter. Warum genau eine hochliegende Gebärmutter für die Menschen im Mittelalter etwas Gutes bedeuten sollte, ist wmn nicht ganz klar. Doch wir wissen heute, dass die Menschen im Mittelalter eben eine sehr mittelalterliche Vorstellung vom Inneren des weiblichen Körper hatten.

Die Gebärmutter des Mittelalters: Damals glaubten die Menschen, dass eine Gebärmutter in zwei Teile geteilt ist: Auf der rechten Seite wachsen männliche Babys und auch der linken Seite wachsen weibliche Babys. Außerdem sollten Frauen bis zu sieben Kinder gleichzeitig gebären können. Das ist natürlich alles längst überholt.

5. Blaue Adern auf der Brust

Zu Zeiten der Tudors im England des 15ten Jahrhunderts galt es für Frauen als schick, sich die Adern in ihrem Ausschnitt mit blauer Farbe nachzumalen. Damals galt es nämlich als fein und attraktiv, wenn man so blass wie möglich wirkte. Denn dann galt man als reich. Menschen, die den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten mussten, waren arme Schlucker. Menschen, die den ganzen Tag im Schatten sitzen konnten, waren reich. Ergo: Je mehr blaue Adern man am Körper sah, desto schöner.

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Frauen mussten schon immer Standards erfüllen. Meist wurden diese ihnen von Männern aufgedrückt. Foto: IMAGO / Leemage

6. Gift ins Auge

Noch absurder wird es, wenn wir in Viktorianische Zeiten schauen. Frauen tröpfelten sich damals die Giftpflanze Belladonna in die Augen, damit ihre Pupillen größer wirkten.

Das Gift der Belladonna-Pflanze oder auch der Tollkirsche ist heute noch immer bekannt und gefürchtet. Die Pflanze wurde sogar zu Giftpflanze des Jahres 2020 gekürt. Je nachdem, wie viel man von der Tollkirsche zu sich nimmt, wirkt sie entweder aufputschend oder lähmend. Erst folgt allgemeine Erregung und körperliche Unruhe und Euphorie. Später führt die Pflanze zu Krämpfen Lähmungen, narkoseähnlichen Schlaf, der durch Atemlähmung zum Tod führen kann.

Die meisten der Informationen in diesem Artikel stammen aus dem Buch Frauen im Mittelalter (auf Amazon erhältlich, 24,90 €).

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