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#CoronaAlltagsheldInnen: Friseurmeister Michi schaut auf das Corona-Jahr 2020 zurück

Unsere AlltagsheldInnen haben uns geholfen, das Corona-Jahr 2020 zu bewältigen wie Friseurmeister Michi. Wie er auf das Jahr zurückschaut & was er sich wünscht.

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So sah der Berufsalltag von Friseur und Make-up Stylist Michi mit Corona aus. (Anmerkung: Das Bild ist vor Corona entstanden.) Foto: HairMoments, Michael Liebscher [M] /

Unsere Rubrik der #CoronaAlltagsheldInnen geht in eine neue Runde und heute wollen wir wissen, wie es den Menschen ging, die uns glänzen lassen: Friseuren. Was hat sich 2020 dank Corona bei Friseuren verändert, wie wird der Beruf in der Zukunft aussehen und was denken Friseure über den Lockdown? Wir haben Friseurmeister Michi gefragt!

Unsere #CoronaAlltagsheldInnen: Friseure

In unserer Strecke der Corona-AlltagsheldInnen wollen wir wissen, wie es den verschiedensten Menschen und Berufen im letzten Jahr mit Corona ergangen ist. Unsere AlltagsheldInnen sind nicht nur systemrelevante Berufe, sondern auch Menschen, die mit ihrem Job dafür sorgen, dass wir ein Lächeln im Gesicht haben, dass wir uns wohlfühlen in unserer Haut, unserem Alltag kurz entfliehen können und dass man uns unsere Sorgen nicht ansieht. 

Denn genau bei diesen Berufen merken wir erst jetzt, wie sehr sie uns fehlen. Eine dieser Berufsgruppen sind die Friseure und Hairstylisten, denn sie machen unseren Alltag angenehmer, sorgen dafür, dass wir gepflegt aussehen und uns auch so fühlen.

Wir groß war der Aufschrei im März, als auf einmal der Gang zum Friseur tabu war? Genau! Für viele Menschen gehört das nämlich zum Alltag und genau deshalb wollen wir wissen, wie unsere fleißigen Alltagshelden Corona überstanden haben und was sich für sie geändert hat 2020. 

Interview: So ging es Friseurmeister Michi im Corona-Lockdown 

Wir haben mit Michi gesprochen. Er ist 27 Jahre alt, seit zehn Jahren Friseur und seit letztem Jahr auch Friseurmeister. Er hat die Chance dieses Jahr ergriffen und im Sommer seinen eigenen Friseursalon in Dresden eröffnen. Mitten in einer Pandemie. Wir wollten wissen, wie es ihm und vielen anderen Friseuren in dieser schwierigen Zeit erging.

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Michi ist seit zehn Jahren als Friseur tätig. So hat er Corona erlebt.(Photo: HairMoments, Michael Liebscher)

wmn: Der erste Lockdown kam für uns alle ziemlich überraschend. Auch Friseursalons mussten schließen, sogar die Heimarbeit war verboten. Wie hat sich deine berufliche Situation in diesem Moment angefühlt?

Michi: Im ersten Lockdown war ich noch in meinem alten Betrieb beschäftigt. Die Schließung kam sehr plötzlich, sodass wir alle die letzte Chance ergriffen haben und an dem letzten offenen Samstag von 8 – 23 Uhr arbeiten waren. Wir haben alle zusammengehalten, keiner von uns hat je so lange gearbeitet und unsere Chefin war uns sehr dankbar. Unser Fokus lag auf den Kunden, aber natürlich wollten wir auch alle einen guten Lohn und unseren sicheren Arbeitsplatz behalten. 

In den ersten Wochen danach hat es sich wie Urlaub angefühlt. Aber allmählich merkten wir dann, dass wir auch Abstriche machen mussten, denn wir wurden in Kurzarbeit geschickt. Wir hatten alle weniger Geld zum Leben zur Verfügung. 

In der ganzen Zeit haben wir zwei bis drei Mal pro Woche Meetings per Videochat gehabt mit aufmunternden Worten unserer Chefin, über die wir alle sehr froh waren. Wir haben auch versucht, das Beste aus der Zeit zu machen, haben Teams eingeteilt und Arbeiten auch im Salon erledigt, wofür uns sonst oft die Zeit fehlte. Und wir haben viel darüber nachgegrübelt, wie die Zeit danach aussieht und wie wir Hygienevorschriften umsetzen. Denn bis heute hat Priorität, dass wir alle gesund bleiben.

wmn: Wie hat sich danach deine Arbeit nach dem ersten Lockdown verändert oder ging es einfach zurück zum Alltag?

Michi: In den normalen Alltag ging es leider nicht. Auch wir mussten ein Hygienekonzept vorweisen und dieses strikt durchführen. Das heißt kurz gesagt: Es gab 2 Teams von Mitarbeitern die tageweise gearbeitet haben ohne aufeinander zu treffen. 

Wir mussten den ganzen Tag eine Maske tragen, es durften den Kunden weder Getränke noch Zeitungen angeboten werden. Umhänge und Handtücher wurden nach jeder Benutzung gereinigt, die Plätze und unser Werkzeug mussten regelmäßig desinfiziert werden. Auch Abstände mussten eingehalten werden unter den Mitarbeitern, also durften wir nicht zusammen Pause machen.

Es war sehr schwer für uns, das alles umzusetzen und vor allem, nichts zu vergessen. Aber mir der Zeit haben wir uns daran gewöhnt und dann gehörte es einfach zum Alltag.

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Das Arbeiten ohne Maske ist inzwischen für Friseurmeister Michi undenkbar. (Anmerkung: Foto entstand vor Corona).(Photo: HairMoments, Michael Liebscher)

wmn: Das klingt, als würdest du sehr gut mit den neuen Regeln klarkommen. Hast du durch Corona nie an deinem Berufswunsch gezweifelt?

Michi: Nein, ich habe nie an meinem Beruf gezweifelt. Ich habe eher gemerkt, wie wichtig mein Beruf für die Gesellschaft ist. Jetzt mehr als zuvor. Die Arbeit und die Zeit eines Friseurs wurden und werden viel mehr geschätzt. 

Trotzdem ist das Thema mit dem niedrigen Gehalt immer noch eine Sache in dieser Branche. Gerade wenn man Kurzarbeitergeld bekommt, reicht es kaum zum Leben, wenn man keine Rücklagen hat. Nichtsdestotrotz liebe ich meinen Beruf und das wird sich nie ändern.

wmn: Probleme, die es schon lange gibt, wurden also noch deutlicher. Denkst du Corona hat die Friseur-Branche nachhaltig verändert?

Michi:  Schwierige Frage… Ich denke, was sich verändert hat, ist die Anerkennung in der Gesellschaft, weil die Menschen nun bemerkt haben, dass es (teilweise) ohne uns nicht geht. Außerdem denke ich, dass viele Rituale wie mehr Sauberkeit, noch mehr Nachsicht und mehr Zeit für jeden einzelnen Kunden bei vielen Friseuren weiterhin zum Alltag gehören wird. 

Und eine persönliche Beobachtung von mir ist, dass ich seitdem ich eine Maske auf Arbeit trage, viele Kranktage gespart habe (,ohne dabei meinen Kunden zu nahe treten zu wollen). Von daher ist das für mich eine positive Veränderung! 

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Michi war vor Corona auch schon auf der Hope-Gala für Promis im Einsatz.(Photo: Michael Liebscher [M])

wmn: Was denkst du als Hairstylist, wenn du auf das Jahr 2020 zurückschaust? 

Michi: Jetzt bin ich Unternehmer mit einem eigenen Friseursalon. Blicke ich auf die Zeit zurück und sehe auf der einen Seite eine gute Zeit durch den Zusammenhalten, neue Kreativität und mehr Respekt; und auf der anderen Seite eine schlechte Zeit, da viele ihren Job, ihr Unternehmen und natürlich auch Angehörige verloren haben. 

wmn: Und was wünschst du dir für das Jahr 2021?

Michi: Über meine Kunden kann ich nur sagen, dass Sie so bleiben sollen, wie sie sind, denn so haben ich jeden Einzelnen in mein Herz geschlossen. Mein Wunsch an die Gesellschaft ist: mehr Achtsamkeit und mehr Durchhaltevermögen in solchen Zeiten.

Vom Staat würde ich mir wünschen, mehr Vertrauen in die Bürger zu haben und in unsere Hygienekonzepte damit nicht noch einmal geschlossen werden muss. Außerdem bessere finanzielle Unterstützungen, auch für die kleinsten und neuesten Unternehmen. 

wmn: Dein Schlusswort?

Michi:  Auch nach solchen Zeiten, die sehr hart sind und sehr langwierig, sollte man immer versuchen, nach vorn zu sehen und nicht im hier und jetzt zu versinken. Es zählt, was in der Zukunft kommt!

Ihr wollt mehr von Michi sehen? Dann besucht seinen Friseursalon HairMoments auf Instagram.

Das war unser zweiter Alltagsheld in unserer Rubrik der Corona-HeldInnen. Wir haben euch bereits Einblicke in das Leben eines Lehrers gegeben und wir haben einen Poetry-Slammer und Bühnenkünstler nach der Kulturszene in und nach Corona befragt.