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Der wahre Grund, warum du dich schlanker einschätzt als du bist

Eine neue Studie hat ergeben, warum du dich schlanker einschätzt als du eigentlich bist. Vor allem Übergewichtige sind davon betroffen.

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Schätzt du dich auch schlanker ein als du bist? Kein Wunder. Foto: gettyimages/ Robert Daly

Bist du unter- oder übergewichtig? Bist du normal oder bist du fettleibig? Diese Unterteilungen unseres Körpers gibt uns der Body Mass Index. Es soll wissenschaftlich darlegen, wie unsere Statur einzuschätzen ist. Allerdings kommt nun heraus, dass viele Menschen sich selbst ganz unterschiedlich zu ihrem eigenen BMI wahrnehmen.

Eine neue Studie aus Polen hat ergeben, dass die meisten Menschen sich für schlanker halten als sie eigentlich sind. Das ist eine überraschende Erkenntnis für die meisten Menschen, da das Narrativ des „perfekten Körpers“, der rank und schlank ist, noch immer vorherrscht.

Triggerwarnung: Dieser Artikel kann triggernd auf Menschen mit Übergewicht oder Essstörungen wirken. Sei beim Weiterlesen also lieber vorsichtig.

Social Media zeigt nur die „Schönen“

Zwar gibt es auf Instagram, Facebook und TikTok bereits viele Aktionen, die zu mehr Bodypositivity beitragen sollen, doch viele Menschen strugglen noch immer mit einem verzerrten Körperbild. Viele junge Menschen vergleichen sich mit den „perfekten“ Körpern der Influencer:innen und wollen ihnen nacheifern. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sie sich selbst für weniger schön, schlank und wertig halten.

Eine polnische Studie ergab aber nun Erstaunliches: Es scheint zwar zu stimmen, dass viele Menschen ein Problem bei der Einschätzung ihres eigenen Körpers haben. Doch sie halten sich laut der Studie für schlanker als sie eigentlich sind. Gerade fettleibige Menschen tendieren dazu, sich ein wenig schlanker zu fühlen als sie sind.

Übergewicht: So war die Studie aufgebaut

Die Studie, die im Fachmagazin Nature herausgebracht wurde, hat das Körpergefühl von 744 Erwachsenen untersucht. Sie sollten sich in die vier bekannten BMI-Kategorien untergewichtig, normal, übergewichtig und fettleibig einordnen. Danach wurden diese Menschen mit der Realität konfrontiert. Das Ergebnis: Gut 40 % der Proband:innen hatten sich falsch eingeschätzt.

  • Die Normalgewichtigen schätzten sich zu 14 % als übergewichtig ein.
  • Die Fettleibigen schätzten sich zu 42 % als übergewichtig ein.
BMI Skala
So sieht der BMI aus. Foto: gettyimages/ Pikovit44

Übrigens: Der BMI ist ein sehr umstrittener Messwert. Die Formel des BMI nutzt dein Körpergewicht, die Körpergröße und das Alter, um herauszufinden, in welche Kategorie du einzuordnen bist. Viele Faktoren werden dabei allerdings nicht berücksichtigt. Einen BMI-Rechner und die damit einhergehende Kritik findest du hier.

Lieber übergewichtig als fett

Eine erstaunlich hohe Zahl der Fettleibigen hatte sich also „nur“ übergewichtig eingestuft. Woher kommt diese falsche Selbstwahrnehmung? Die Forschenden gehen davon aus, dass es zu einem großen Tel an den Bezeichnungen liegt.

Das Wort „fett“ oder „fettleibig“ hatt eine viel schlechtere und beleidigende Konnotation als das Wort „übergewichtig“. Viele Menschen mit Übergewicht sehen diese Einordnungen als fettfeindlich an. Warum sollten sie sich also selbst „beleidigen“, indem sie sich als fettleibig bezeichnen?

Übrigens: Große Teile der Bodypositivity-Bewegung stehen dafür ein, dass Fettleibige sich weniger für ihren Körper schämen und sich stattdessen selbst akzeptieren. Wichtig ist nämlich, dass Menschen es schaffen, sich zu lieben, auch wenn sie keine Modelmaße besitzen. Diese Selbstakzeptanz wird von vielen als Fettverharmlosung gesehen. Es geht dabei aber tatsächlich darum, dem Selbsthass entgegenzutreten.

Für die Wissenschaftler:innen der polnischen Studie ist genau das die wichtigste Erklärung für die Tatsache, dass Fettleibige sich als übergewichtig bezeichnen. So schlagen die Forschenden vor, sich von diesen alten Bezeichnungen zu lösen. Statt „fettleibig“ sollte es Unterbezeichnungen wie „leicht“ oder „stark“ übergewichtig geben.

Schaubilder zeigen ein ähnliches Bild

Allerdings gaben die Forschenden den Proband:innen zusätzlich einige Schaubilder, auf denen sie ihre Körpersilhouetten einordnen sollten. Auch hier schätzten die stark Übergewichtigen sich als schlanker ein als sie waren.

Hier greifen die Wissenschaftler:innen auf eine andere Erklärung zurück. Übergewicht ist in vielen Ländern auf der Welt bereits zur Normalität geworden. In Deutschland und Polen sind laut Statistik gut 60 % der Bevölkerung übergewichtig. In Mexico, Chile und den USA sind es bereits weit über 70 %.

Übergewicht und Fettleibigkeit sind so allgegenwärtig, dass man sich selbst als schlanker einschätzen würde als man ist. So fasst Inga Gebauer von Deutschlandfunk Nova die Ergebnisse zusammen.

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