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Our weekly heroine – Charlotte Roche

Charlotte Roche: stark, furchtlos & unsere weekly heroine. Ihre Sicht auf den Feminismus & warum es ihrer Meinung nach Tabubrüche braucht, lest ihr hier.

Charlotte Roche
Unsere weekly heroine diese Woche heißt Charlotte Roche. Foto: Christoph Hardt, imago images / Future Image /

Es ist wieder Montag: Zeit also, um euch wie jede Woche eine großartige Frau in unserer Rubrik weekly heroine vorzustellen. Unsere weiblichen Heldinnen sollen starkes Vorbild sein und zugleich eine solche Zugkraft besitzen, dass man gerne ein Stück weit so wäre wie sie. Sie sollen uns und andere empowern.  

Charlotte Roche ist der Inbegriff einer heroine, immerhin empowert sie uns regelmäßig und das schon seit vielen Jahren. Ihre Sicht auf den Feminismus verrät sie unter anderem im exklusiven Interview mit dem Printmagazin GRLPWR. In der neuen Zeitschrift, die es seit dem 11.03. überall im Handel zu kaufen gibt, erklärt sie unter anderem, warum sie schon immer Feministin war, bevor es überhaupt cool wurde, für Gleichberechtigung und Frauen einzustehen. 

Wir haben hier einige Auszüge des Interviews für euch. Wer mehr lesen möchte, dem raten wir: Auf auf zum nächsten Kiosk. Oder in Corona-Zeiten einfach auf Amazon bestellen. Auch weitere spannende Themen wie das Feminismus ABC oder Lars Eidingers Sicht auf den Feminismus erwarten euch. 

GRL PWR
Charlotte Roche hat es auf das Cover der GRL PWR geschafft.

Charlotte Roche – kurz & knackig

  • Mit vollem Namen heißt unsere in 1978 in England geborene heroine Charlotte Elisabeth Grace Roche.
  • Heute trägt die zweisprachig ergezogene Charlotte den Titel der „Queen of German Pop Television“: Immerhin schaffte sie es schon 1998 mit ihrem Format Fast Forward auf VIVA Zwei zu großer Berühmtheit. 
  • Diese sollte nur weiter ansteigen, als sie sich auch als Autorin bewies und den Bestseller des Jahres 2008 mit „Feuchtgebiete“ veröffentlichte. Bis heute wird das Werk als wichtiges popliterarisches Zeugnis gefasst.
  • Zahlreiche Moderationsjobs, Bücher und Fernsehauftritte später, ist sie seit 2019 vor allem in ihrem Podcast „Paardiologie“ zu hören, in dem sie offen mit ihrem Mann Martin Keß über ihre Beziehung inklusive aller Probleme spricht.
  • Wie schon mit Feuchtgebiete hat sie es mit diesem derart offenen Format, welches Hörer*innen regelmäßig selbst zu Tränen rührt, erneut geschafft: Charlotte Roche bricht gesellschaftliche Barrieren und trifft den Nerv der Zeit. Sie ist und bleibt Vorreiterin und Vorbild.

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Charlotte Roche und ihr Mann schütten der Nation regelmäßig ihre Herzen aus.

Charlotte Roche im Interview mit der GRL PWR

Charlotte Roche hat einen starken Willen und eine starke Stimme. Ideale Voraussetzungen also, um den modernen Feminismus voranzubringen. Was sie zur Bewegung beitragen möchte und warum sie auch weiterhin öffentlich Tabubrüche begehen wird, liest du hier in ausgewählten Passagen der GRL PWR Magazins. 

[Auswahl der Fragen und Auslassungen sind durch die wmn-Redaktion erfolgt.]

GRL PWR: Warum traust du dich Dinge, die sich sonst kaum jemand traut?

„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Tabus zum Tod führen. Männer, die sich wegen ihrer Homophobie vom Urologen keinen Finger in den Po stecken lassen, sterben nachweislich öfter an Prostatakrebs. Totschweigen und Verstecken führt immer zu was Schlechtem, und alle, die das proklamieren, sind einfach nur menschenfeindlich. […] Wenn mein Mann und ich uns früher vor einem Essen bei Freunden gestritten hatten, dann haben wir immer gute Miene zum bösen Spiel gemacht: Tränen weggewischt und so getan, als wär nix. Irgendwann haben wir dann beschlossen, ehrlich zu sein und gleich in der Tür zu sagen: „Wir haben uns grade krass gestritten. So sieht’s aus.“ Das Überraschende war, dass die darauf sagten: „Wir auch! Wir wollten euch schon absagen!“

Die waren geradezu dankbar, nichts mehr vorspielen zu müssen. Und so konnte dann eine ganz andere Ebene von freundschaftlicher Beziehung entstehen. Das ist meine Erfahrung mit jeder Art von Tabubruch: So schafft man immer eine Verbindung. Es ist ein verzweifeltes Outreaching nach Menschen! (lacht) Ich will mich nicht deckeln für einen guten Ruf.“

GRL PWR: Wann wurde dir eigentlich klar, dass du Feministin bist?

„Ich war schon immer eine! Meine Mutter hat mich sehr feministisch erzogen, das hat mich geprägt. Ich wurde früher ja auch schon wegen meiner Achselhaare oft gefragt, ob ich Feministin sei — und ich habe immer Ja gesagt, obwohl das eine Zeit war, in der so ein Bekenntnis nicht gerade karrierefördernd war. Viele Schauspielerinnen und Prominente sagten damals: „Feminismus? Hab ich nichts mit zu tun!“

Als ob man ernsthaft gegen die Gleichberechtigung von Männern und Frauen sein könnte! Die „Emanze“ war ein Feindbild: hässlich, ungevögelt, gegen Männer. Dabei haben wir gerade den Emanzen von früher so viel zu verdanken. Das ist auch so ein Trick von Männern, politische Forderungen von Frauen sofort in Verbindung mit Sexualität zu bringen. Wenn Frauen auf Ungerechtigkeiten hinweisen, heißt es gleich: „Sie schlafen ja eh nicht mit Männern“ oder „Sie sind hässlich“, also braucht man auf die auch nicht zu hören.“ 

GRL PWR: Wie hat sich der Feminismus in den letzten Jahren verändert?

„Feminismus nimmt gerade solche Riesenschritte in den Mainstream, du hast keine Chance mehr, daran vorbeizukommen. Wenn zum Beispiel rauskommt, dass Firmen eine sexistische Unternehmenskultur haben oder entsprechende Werbung schalten, haben sie sofort finanzielle Einbußen. Auf die jungen Männer halte ich große Stücke, die sind so anders als ihre Vatergeneration.

Und auch als junge Frau heute groß zu werden ist eine ganz andere Nummer, als es für mich damals war. Trotzdem gibt es aber immer noch Frauen, die sexuell belästigt werden und die Klappe halten, weil es ihnen schadet, wenn das rauskommt. Vieles ändert sich grade, aber es ist noch lange nicht genug.“

GRL PWR: …Wie schaffen wir es, einander zu motivieren statt zu verprellen?

„Ich finde ja eher, man muss bei sich selbst ansetzen. Also überlegen: Wie privilegiert bin ich eigentlich? Wenn man als Weiße was über Rassismus postet, kann es passieren, dass man Fehler macht und einen Kritiksturm von People of Colour bekommt. Man sollte offen bleiben für Kritik und bereit sein, immer weiter zu lernen.

Dankbar sein für Korrekturen von außen, auch in der Sprache. Und wenn’s hart auf hart kommt, kann man sich auch öffentlich entschuldigen. Am Ende aber ziehen wir alle am gleichen Strang. Darum finde ich es auch so wichtig, andere Frauen zu unterstützen, mit hochzuziehen, ihnen zu applaudieren, sie zu loben, überhaupt alles Positive rauszustellen. Wir sollten uns auf das Große besinnen, für das wir alle kämpfen.“

Lust auf mehr?

Wer jetzt noch nicht genug hat von den starken Aussagen der Charlotte Roche, tut gut daran, seine Nase in die neue GRL PWR zu stecken. Wer online mehr zum Thema Frauenzusammenhalt lesen möchte, sollte sich unseren Artikel zum Thema Zickenkrieg ansehen.

Mehr weekly heroines gefällig? Esra Karakaya, Waris Dirie und Sophie Passmann haben ebenfalls gewaltige Zugkraft, um uns zu empowern.