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Immunitätsausweis: So sähe eine 2-Klassen-Gesellschaft aus

Der Corona-Immunitätsausweis wurde vom Ethikrat einstimmig abgelehnt. Vorerst. Doch was passiert, wenn Deutschland sich in zwei Klassen spaltet?

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Wenn der Impfstoff von Biontech kommt, sind manche fein raus. Andere nicht. Foto: imago images/ActionPictures /

Der Immunitätsausweis wurde vom Ethikrat einstimmig und ohne weitere Diskussion abgelehnt. Der Grund? Es sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht verlässlich nachzuweisen, wie lange eine Person nach einer Ansteckung mit Covid-19 wirklich immun ist. Immerhin gab es bereits die ersten Reinfektionen und niemand kann sagen, ob es an der körperlichen Konstitution der Patienten liegt, oder aber die Zeit der einzige Faktor ist. 

Auch wenn der Immunitätsausweis vorerst abgelehnt wurde, bedeutet das nicht, dass er komplett vom Tisch ist. Corona wird uns auch in den nächsten Monaten noch sehr viel Spaß bereiten (Vorsicht: Ironie). 

Die Infektionszahlen in Deutschland sind in den letzten Wochen wieder rapide angestiegen. Und auch die Maskenpflicht wird uns logischerweise noch eine ganze Weile im Alltag begleiten. 

1 Immunitätsausweis: 2-Klassen-Gesellschaft?

Wir lernen das Virus über die viele Forschung an einem Impfstoff und anderen Medikamenten immer besser verstehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir herausfinden werden, wie und warum Reinfektionen entstehen. Sobald das der Fall ist, liegt der Immunitätsausweis wieder auf dem Tisch. Doch ist das gut oder ist das schlecht? Schauen wir uns das Szenario einmal genauer an. 

Ein Immunitätsausweis würde bedeuten…

  1. Die persönlichen Daten der Krankenkassen und Arztbriefe müssten der Regierung gegenüber offenliegen.
  2. Risikogruppen, die noch nicht mit dem Virus infiziert waren, stellen nun offensichtlich das schwächste Glied in der Kette dar. Sie müssen am meisten darunter leiden.

    Dass alte und kranke Menschen schon heute unter coronabedingten Depressionen leiden, wurde dabei nicht bedacht. 

  3. Die Maskenpflicht würde für manche gelten, für andere nicht.
  4. Das Nachtleben, das gerade wieder ein wenig Anstieg findet, wäre für manche geöffnet, für andere nicht.
  5. Es ist vorstellbar, dass manche Firmen in Zukunft nur noch neue Mitarbeiter einstellen, die einen Immunitätsausweis vorweisen können. Grund? Viel zuverlässiger.
  6. Die Deutschen haben sich in den letzten Monaten zu einer Gemeinschaft zusammengefunden, die gegen einen gemeinsamen Feind kämpft.

    Klar, Spinner, Leugner und Coronapartyfeierer gibt es über überall, aber im Grunde halten wir zusammen. Das könnte durch einen Immunitätsausweis verlorengehen. Es gäbe ein “wir” und es gäbe ein “die Anderen”. 

  7. Ein ganz neuer Zweig des Schwarzmarktes könnte eröffnet werden. Wer einen Immunitätsausweis hat, darf schließlich alles. Da würden selbst Infizierte und Risikogruppen bestimmt viel Geld für bezahlen.
  8. Sich in falscher Sicherheit zu wiegen ist niemals ein guter Berater. Genau das könnte aber mit dem Immunitätsausweis passieren.

    Ein Stück buntes Papier (ähnlich wie ein Impfausweis) entscheidet dann darüber, ob ich die AHAL-Regeln außer Acht lasse. Ist das eine solide Idee? Wahrscheinlich eher nicht.

Alena Buyx
Alena Buyx hat für den Ethikrat gesprochen: Der Immunitätsausweis ist vorerst vom Tisch.(Photo: imago images/Jrgen Heinrich)

Der Immunitätsausweis will zu viel

Wir wollen alle wieder zurück zur Normalität. Vor einem halben Jahr sah diese in Deutschland noch grundlegend anders aus. Es ist aber nicht die richtige Lösung, händeringend nach dem nächstbesten Ausweg zu suchen. Diese Pandemie müssen wir wohl oder übel aussitzen. Sie wird wohl nicht mit einem Mal verschwinden, sondern sich ihre Zeit nehmen.

Selbst wenn wir in den nächsten Monaten auf eine Impfung stoßen, heißt das noch lange nicht, dass die Pandemie vorbei ist. Warum das so ist, erfährst du hier.