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#IchbinHanna zeigt, welche Berufsgruppe in Deutschland am meisten ausgebeutet wird

Unter dem Hashtag #IchbinHanna wird auf Twitter gerade heftig über Arbeitsbedingungen einer bestimmten Berufsgruppe debattiert. Erfahre hier alles über dieses Thema.

Wissenschaftlerin
#IchbinHanna ist gleichzusetzen mit einem kollektiven Aufschrei einer Berufsgruppe. Was steckt dahinter? Foto: IMAGO / Westend61 via canva

Die sozialen Medien sind immer wieder Austragungsort von politischen Debatten und Medium für Aufschreie der Ungerechtigkeit. Unter dem Twitter-trending Hashtag #IchbinHanna macht deshalb eine bestimmte Berufsgruppe gerade ihrem Ärger Luft und beschwert sich über die Ausbeutung ihrer Tätigkeiten.

#IchbinHanna: Nachwuchswissenschaftler:innen reicht es

Eine Welle der Empörung überrollt Twitter in den letzten Tagen. Der Hashtag #IchbinHanna wird von wissenschaftlichem Nachwuchs genutzt, um über die schwierige Beschäftigungslage an Hochschulen und Forschungseinrichtungen aufzuklären und zu berichten.

Die Nachwuchswissenschaftler:innen Deutschlands waren ihrer Meinung nach nun lange genug still. „Ich bin Amrei und mit 35 wüsste ich langsam wirklich gern, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Zuhause nicht permanent zur Disposition wird […]“ – in diesem Stil sind die Empörungstweets aufgebaut, wo die angehenden Wissenschaftler:innen zeigen, in welch einer prekären Situation sie stecken und leben.

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Wie #IchbinHanna entstanden ist

Für viele dieser angehenden Wissenschaftler:innen und Doktor:innen gibt es wenig Möglichkeiten auf eine Daueranstellung. Hintergrund für diese Situation sind Drittmittelprojekte, die in den letzten Jahren stark angestiegen sind. Durch die Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetztes (WissZeit VG) sollten 2016 die Befristungsvorgaben reformiert werden, sodass sich wissenschaftliche Mitarbeiter:innen nicht von einer befristeten Stelle zur anderen hangeln müssten. Allerdings ist diese Befristung auch nur bis zu sechs oder neun Jahre möglich. Verlängerungen gibt es nur für Ausnahmen.

In groß angelegten Initiativen wurde das WissZeit VG schon in großem Stile von Akademiker:innen kritisiert. Viele fordern ein komplett neues Gesetz, sodass sich niemand mehr um seinen Lebensweg in diesem Maße Sorgen machen muss.

Wissenschaftlerin #IchbinHanna
Unter dem Hashtag #IchbinHanna machen Wissenschaftler:innen jetzt ihrem Ärger Luft. Foto: Vladimir Borovic / getty via canva

Grund für den Hashtag #IchbinHanna ist das wiederentdeckte Animationsvideo des BMBF von 2018, welches das WissZeit VG an der Protagonistin Hanna erklärt. Dieses Video ist mittlerweile nicht mehr auf dem Server des BMBF zu finden, erntet aber nicht weniger Aufschrei dadurch. In diesem Video wird nämlich genau der Nachteil der Wissenschaftler:innen in einen Vorteil verwandelt – der schnelle Wechsel des Personals soll die „Innovationskraft“ ankurbeln. In dem Video heißt es außerdem, dass Befristungen unabdingbar seien, um neue Mitarbeiter:innen und damit neue Kräfte für das Unternehmen zu gewinnen. Den größten Aufschrei erntet allerdings die Aussage, dass „nicht eine Generation alle Stellen verstopfen soll“.

Kurzbiografien unter dem Hashtag #IchbinHanna zeigen Solidarität und Zusammenhalt

Auch wenn das Video schon vor drei Jahren veröffentlicht wurde, ist es aktueller denn je. Twitter-User:innen posten nun Kurzbiografien unter diesem Hashtag. Sie zeigen damit auf, dass niemand alleine mit dieser Unsicherheit ist und dass der Zusammenhalt unter den Nachwuchswissenschaftler:innen ein universales Problem bespielt.

Auch wenn viele ihre ‚wahre‘ Geschichte erzählen, gehen einige auch mit Ironie und Sarkasmus an die Sache ran, um die Absurdität dieses Themas hervorzuheben. Dort heißt es unter einem Post: „Silke, 49, […] verstopft das System seit Oktober auf einer halben unbefristeten Stelle“. Andere schreiben davon, dass nach 12 Jahren ihr Wert laut dem BMBF regelrecht „erschöpft“ sei.

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Das BMBF äußerte sich auf Twitter übrigens noch nicht zu diesem Empörungsaufschrei. Vielleicht werden diese vielen Geschichten dazu führen, dass eine Ausbeutung in diesem Ausmaße nicht mehr zur einer Existenzkrise von vielen Menschen führen kann.

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