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Was sich seit George Floyd geändert hat

George Floyds Tod hat die Welt zerbrochen. Jetzt haben wir die ersten Scherben aufgesammelt & sind bereit für globale Veränderungen.

George Floyd schwarze proteste black lives matter
Seit George Floyds Tod hat sich in der Welt bereits einiges geändert. Foto: imago images/ZUMA Wire /

Daddy changed the world!

– Gianna, George Floyds Tochter

Ja, George Floyd  hat durch seinen Tod die Welt zum Stillstehen gebracht. Alle schauen gerade erst nach Amerika und dann vor ihre eigenen Füße. Eine hoffnungsstiftende Entwicklung, auch wenn der Anlass tragisch ist.

Wird sich nach George Floyds Tod etwas ändern?

Eine der existenziellen Fragen nach dem Tod des Schwarzen George Floyd ist, ob wir uns langfristig an die Proteste, das Wachrütteln und die Aufstände erinnern werden. Wir sind zwar gerade noch immer mitten drin und zeigen Solidarität und Social Media quillt noch immer über von Statement- und Aufklärungsvideos. 

Doch was passiert, wenn das Interesse wieder abebbt und wir darauf kommen, dass “die Welt sich einfach weiterdrehen” muss. Spätestens dann sollten wir uns darüber klar werden, dass wir das Problem nicht ganz verstanden haben.

Rassismus ist nämlich kein Trendaufreger, den wir nach gegebener Zeit durch einen anderen ersetzen können. Wer sich jetzt gegen Rassismus gegen Schwarze einsetzt, der hat einen ziemlich langen und steinigen Weg vor sich, bevor er das ganze Ausmaß der Diskriminierungen vor Augen hat.

Schwarze Proteste
In Berlin kamen am 06.06.2020 gut 15.000 Leute für George Floyd zusammen.(Photo: wmn)

Die stillen Proteste

Die Solidarität mit der Schwarzen Community der letzten Wochen war beinahe überwältigend. In Deutschland wurden am Samstag in 25 Städten stille Demonstrationen abgehalten. Die Veranstalter hatten dazu aufgerufen, in schwarzer Kleidung zu erscheinen und der Tat schweigend zu gedenken. In Berlin folgten gut 15.000 Menschen dem Aufruf, in Düsseldorf waren es rund 20 000 Teilnehmer.

Auch am kommenden Wochenende wird es wieder stille Proteste geben. Das ist besonders wichtig, damit die Debatte im Gedächtnis der Teilnehmer*innen bleibt.

Berlins Anitdiskriminerungsgestz

Berlin tritt nun als Vorreiter auf dem Gebiet der Antidiskriminierung auf. Bis jetzt galt das „Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz“. Die Polizisten waren in diesem Gesetz zunächst immer im Recht und man musste ihnen ein Unrecht erst beweisen. 

Mit dem neuen Gesetz wird die Beweislast umgekehrt. Polizisten, die der Diskriminierung beschuldigt werden, müssen künftig nachweisen, dass der gegen sie erhobene Vorwurf unberechtigt ist.

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Wie viele wurden nicht gefilmt?(Photo: wmn)

Polizeireformen in den USA

Da tut sich was! Seit George Floyds Tod schreien die Schwarzen nicht nur nach Vergeltung, sondern vor allem nach Prävention. Die Polizei in den USA sei nämlich overpoliced: Es gibt im Land gut 18.000 unabhängige Polizeibehörden. Die Polizisten sind bis unter die Zähne bewaffnet und das obwohl sie nur eine halbjährige Ausbildung genossen haben. 

Bereits jetzt ist entschieden, dass in L.A. gut 150 Millionen Dollar weniger in die Polizei fließen. Ein Anfang für die Schwarzen, die jetzt nach ‚Defunding‘ schreien. Das bedeutet nicht Anarchie, wie Trump es befürchtet, sondern es könnte eine Chance sein, der Polizei ein bisschen weniger der ihr gegebenen Macht zu verleihen. Stattdessen wird das Geld in die Schwarze Community investiert.

Zu den Reformen gehört den Demokraten zufolge eine landesweite Datenbank, in der von nun an gewalttätige Polizisten verzeichnet werden. Es soll damit weitaus einfacher werden, Polizisten zu in den U.S.A zu verklagen. Auch der weitgehend angewandte Würgegriff soll verboten werden. Das das aber Sache der Kommunen und Bundesstaaten ist, wird es wohl nur schwer zu einer landesweiten Einigung kommen. 

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Hoffentlich gehen die Proteste weiter und verlaufen nicht (wie so viele andere Themen) im Sand…(Photo: wmn)

Fälle von Rassismus werden geahndet

Derzeit kommen so viele Fälle von Rassismus in Amerika wieder auf, dass sie fast nicht mehr zu zählen sind. Der Fall von Belly Mujinga, die in der U-Bahn von einem nachweislich mit Corona infizierten Passagier angespuckt wurde. 

Der Fall von Cooper und Cooper ist bereits zu einer weltweiten Peinlichkeit geworden: Eine junge Frau wird von einem Schwarzen im Central Park gebeten, ihren Hund an die Leine zu nehmen. Sie ruft daraufhin die Polizei und klagt ihr Leid, er würde sie und ihren Hund bedrohen.

Die vier Mörder von George Floyd, allem voran der Polizeibeamte Derek Chauvin wurden verhaftet. Chauvin muss sich des Totschlags zweiten Grades verantworten. 

Sechs weitere Polizeibeamte, die dafür bekannt sind, in der Vergangenheit Gewalt angewandt zu haben, werden sich nun vor Gericht verantworten müssen.

Donald Trump… 

Donald Trump ist nun wohl offiziell der lächerlichste Präsident ‘in the history of the universe’. Gröbere Schnitzer als in den letzten Wochen hätte er sich wohl kaum erlauben können im Umgang mit den Protesten. 

Er hat nicht nur bereits versucht, die Antifa für die brennenden Städte verantwortlich zu machen. In seinen immer wirrer werdenden Tweets brüllt er LAW & ORDER wie ein überforderter Vertretungslehrer in der Hauptschule. Es wäre urkomisch, wenn dieser Typ nicht dazu befähigt wäre, einen Bürgerkrieg in Amerika anzuetteln.

„LAW & ORDER.“ Hey, danke für den Tipp, Donald.

Aufmerksamkeit auf Formulierungsfehler

In Deutschland hapert es noch immer oft an Bezeichnungsfehlern und ungewollter Ignoranz Schwarzen gegenüber. Die meisten Menschen haben sich aber in den letzten zwei Wochen intensiver mit Alltagsrassissmen auseinandergesetzt, die das Leben Schwarzer täglich erschwert.

Warum “Wo kommst du EIGENTLICH her?” oder “Deine Hautfarbe ist so schön und deine Haare sind so toll kraus.” verletzend wirkt, zeigen wir dir in unserem Artikel über positiven Rassismus.

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Rassismus ist auch ein deutsches Problem.(Photo: wmn)

Aus #blacklivesmatter wird (irgendwann) #alllivesmatter

Die letzten Wochen wurde heiß darüber diskutiert, warum der Hashtag #alllivesmatter gerade nichts im Netz zu suchen hat. Zumindest nicht in Verbindung mit Rassismus gegen Schwarze. Natürlich würde niemand bestreiten, dass ‘alle Leben zählen’, doch im Moment geht es nun einmal um Rassismus gegen Schwarze. 

Diese Bühne muss ihnen gewährt sein. Dass es Rassismus auch gegen andere Haut- und Haarfarben gibt, wird dadurch nicht ausgeschlossen und sollte ebenfalls Eingang in den öffentlichen Diskurs finden. Nur an anderer Stelle eben.

Informiert bleiben!

Der einzige Weg, die Ausmaße der Krise der Schwarzen Community zu verstehen ist, sich mit ihnen zu beschäftigen. Das geht zum beispiel über Podcasts und Bücher über Rassismus. 

Was struktureller Rassismus ist und wie er sich seit Jahren in Amerika manifestiert wird, dir in diesen Netflix-Serien anschaulich erklärt.

Wie weit geht eigentlich Rassismus in Deutschland? Dieser Erfahrungsbericht wird dir die Augen öffnen.

Was genau ist eigentlich White Privilege? Wir zeigen dir, wie du deine eigenen Privilegien erkennst.