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Our weekly heroine Tara Wittwer erklärt, woran man toxische Beziehungen sofort erkennt

Tara Wittwer ist diese Woche unsere weekly heroine. Als Autorin und Sinnfluencerin kämpft sie online gegen toxische Beziehungen. Im Interview hat sie uns verraten, warum sie das Thema so bewegt.

Tara Wittwer
Tara Wittwer ist Autorin & Sinnfluencerin, die sich gegen toxische Beziehungen stark macht. Im Interview verrät sie unter anderem, wie man solche Beziehungen erkennt... Foto: Laura Andres

Tara Wittwer ist Autorin, Influencerin und Bloggerin. In ihrem Buch „Du bist Gift für mich“, aber auch in den sozialen Medien klärt die 30-Jährige unter dem Namen @wastarasagt über ihr Herzensthema auf: toxische Beziehungen. Und das derart humorvoll und schlagfertig, dass wir sie einfach zu unserer weekly heroine küren mussten!

Unsere wöchentlichen Heldinnen sind allesamt starke Frauen, die uns inspirieren, empowern und von denen wir uns gerne eine Scheibe abschneiden würden. Im Interview beweist Tara einmal mehr, dass sie sich unseren Titel allemal verdient hat und erklärt unter anderem, woran man toxische Beziehungen erkennen kann.

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Tara Wittwer – kurz und knapp

Du hast noch nie von Tara Wittwer aka. @wastarasagt gehört? Das muss sich schleunigst ändern!

  • Tara ist 30 Jahre alt und kommt aus Berlin.
  • Sie ist Autorin und Sinnfluencerin, die über toxische Beziehungen, toxische Medien und auch toxische Selbstbilder schreibt. Vor allem möchte sie erreichen, dass Frauen sich gegenseitig empowern.
  • Auf Instagram und auf TikTok heißt sie wastarasagt und hat Tausende Abbonent:innen, die mehr über toxische Beziehungen lernen möchten.
  • Über sich selbst sagt Tara: „Ich sag immer ich bin wie Samantha von Sex and the City – nur in nicht politisch inkorrekt und nicht problematisch.“

Tara Wittwer im Interview: „Ich habe ganz lange an meinem geringen Selbstwert gelitten.“

Wir konnten Tara binnen Minuten für ein Telefoninterview begeistern und ihr zahlreiche Fragen zu ihrem Thema der toxischen Beziehungen stellen. Und das kam dabei raus …

wmn: Auf Instagram hast du mal verraten, dass du sehr froh bist einen Beruf auszuüben, den es früher noch gar nicht gab. Erklär mal, wie meinst du das?

Tara Wittwer: In der Oberstufe war ich sehr selten in der Schule, weil ich mich so unwohl gefühlt habe. Jeder wusste, wo er hin will. In dieser Kleinstadt wollte gefühlt jeder in der Sparkassenfiliale vom eigenen Großvater anfangen.

Und ich habe mich vor allem als Zugezogene in dem Dorf in Nordrhein-Westfalen so verloren gefühlt. Ich wusste zwar immer, ich will schreiben. Aber ich wusste nicht für was. Da gab es nur die Westfalenpost und das wars. Und das war nicht mein Ziel (lacht).

Weil meine Zensuren sehr gut waren, vor allem in meinen Leistungsfächern, bin ich irgendwann nicht mehr zum Präsenzunterricht erschienen, weil ich nicht wusste, was ich da soll. Dann musste ich sogar in die Nachprüfung, weil meine Abiturprüfung zu gut für meine mündliche Leistung war, weil ich ja nie da war (lacht). Früher gab es den Beruf Bloggerin und Influencerin noch nicht. Das habe ich mir dann alles mühsam erarbeitet.

Ich habe mir immer gesagt: „Ja ist ja klar, ich bin full of shit.“

wmn: Dein Schwerpunktthema sind toxische Beziehungen. Wie kam es dazu, dass dich vor allem dieses Thema bewegt?

Tara Wittwer: Ich habe ganz lange an meinem geringen Selbstwert gelitten. Ich war so eine richtig krasse People Pleaserin. Ich dachte immer, ich muss Everybodys Darling sein und muss alles tun, dass Leute mich mögen.

Dann hatte ich auch noch eine ganz krass toxische Freundschaft. Diese Freundin hat mich so degradiert und anstatt mich zu fragen, warum die so scheiße zu mir war, habe ich mir immer gesagt: „Ja ist ja klar, ich bin full of shit. Ich würde mich auch kritisieren. Ich muss dankbar sein, dass ich überhaupt Freunde haben“ – so nach dem Motto.

Irgendwann habe ich dann aber mitbekommen, dass es vielleicht doch nicht so richtig ist, dass man mich so behandelt. Dann habe ich begonnen, zu googeln und mich mit toxischen Beziehungen zu beschäftigen. Vor allem aus den USA habe ich mitbekommen (in Deutschland war das mit den toxischen Beziehungen zu der Zeit noch gar kein so großes Thema), dass man sich damit auseinandersetzen sollte.

Oft sind es nämlich die anderen Menschen, die dich manipulieren und man selbst ist gar nicht das Problem. Knapp fünf Jahre habe ich mich in das Thema weiter eingelesen, bevor ich damit an die Öffentlichkeit gegangen bin.

Tara Wittwer
Tara hat sich Jahre lang mit dem Thema der toxischen Beziehungen beschäftigt, bevor sie selbst anfing, darüber zu schreiben. Foto: Laura Andres

„Sei doch nicht hysterisch.“

wmn: Welche Anzeichen sind sogenannte Red Flags? Also woran erkennt man toxische Beziehungen – ob privat oder auf der Arbeit sofort?

Tara Wittwer: Vor allem an diesem ständigen Heruntermachen. Auch dass man sich keine Erfolge gönnt, also Missgunst, Neid, ausbleibende Komplimente und auch oft dieses „spaßige Verarschen“ vor Leuten. Zum Beispiel: „Hey weißt du noch damals voll peinlich von dir!“ oder „Hey, lach doch mal!“ oder „Sei doch nicht hysterisch.“

Dieses nicht verletzt sein dürfen und die Gefühle absprechen und invalidieren. Wer sagt, du darfst dich nicht so und so fühlen, weil das gerade nicht in sein Weltbild passt – das ist very, very toxic.

wmn: Hast du einen guten Tipp für unsere Leser:innen, die sich womöglich selbst in einer toxischen Beziehung befinden, welche ersten Schritte sie am besten gehen sollten?

Tara Wittwer: Ja mein Buch „Du bist Gift für mich“ kaufen (lacht). Mir bringt das finanziell leider gar nichts, weil es nur ganze Drölf Cent kostet. Aber da habe ich tatsächlich alles reingeschrieben. Aber auch online auf meinen Accounts findet man ganz viele Tipps.

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Der beste Tipp ist aber immer: Mit anderen Leuten darüber sprechen, auch wenn man sich schämt. Viele schämen sich nämlich, weil sie sich sonst sagen: „Ich bin doch ne geile Sau!“ und sich dann aber wundern, dass sie sich da so unbuttern lassen. Und dann hat man Angst, dass andere einen doof oder peinlich finden.

Ganz wichtig ist auch, Sachen aufzuschreiben. Oft tendiert man im Nachhinein nämlich dazu, Sachen kleiner zu machen, als sie waren, um sich selbst zu schützen. Wenn man aber nachlesen kann, wie man sich wirklich gefühlt hat und was wirklich genau in dem Moment passiert ist, dann muss man sich fragen, wen man gerade eigentlich in Schutz nimmt.

„Meist ist es so, dass man sich irgendwie komisch fühlt, aber nicht genau weiß, was mit einem passiert.“

wmn: Noch mal zu deinem Buch. Das trägt den Titel „Du bist Gift für mich“. Hier gibst du dann konkrete Handlungsanweisungen?

Tara Wittwer: Ja und hier ist tatsächlich auch ein ganzes Glossar drin. Zum Beispiel zu den Themen Gaslighting, Stonewalling, Belittling – all diese Fachwörter erkläre ich, sodass Leute ihre Gefühle und den emotionalen Missbrauch verstehen. Meist ist es so, dass man sich irgendwie komisch fühlt, aber nicht genau weiß, was mit einem passiert in solchen toxischen Beziehungen. Und so bekommt man Wörter an die Hand. Ich hoffe, dass einem beim Lesen ganz viele Lichter aufgehen.

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wmn: Du machst häufig auch mit TikTok-Videos auf toxische Verhaltensweisen aufmerksam, in denen du auf Videos von oft sehr jungen Mädchen und Jungen reagierst, die fragwürdige Aussagen treffen. Hast du das Gefühl, dass deine Online-Arbeit fruchtet?

Tara Wittwer: Ja, doch. Ich habe schon das Gefühl. Ich bekomme auch ganz oft Nachrichten von ganz jungen, so 15-jährigen Mädchen. Und die sagen dann sowas wie: „Hey, ich hatte Angst, dass ich komisch bin, aber durch deine Videos verstehe jetzt, dass ich manche Sachen gar nicht mögen muss.“

Und das finde ich ganz wichtig. Das ist auch mein größtes Ziel, dass ich auch an Schulen und an Unis gehen und darüber sprechen kann. Ich habe sogar mal ein Jahr lang als Speakerin gearbeitet. Und jetzt würde ich eben gerne über die toxischen Medien reden. Das Problem ist, dass viele das Thema gar nicht checken.

Ich bekomme auf der anderen Seite nämlich auch viel Hate. Nachrichten, die meinen „Lach doch mal!“ oder „Typisch Alman“. Aber ich bin halt auch 30 und weiß, dass wenn Leute so gegen mich schießen, ich einen wunden Punkt getroffen habe.

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Tara Wittwer steht für sich ein und strahlt eine Stärke aus, die beneidenswert ist. Foto: Laura Andres

„Es ist nicht meine Schuld, wenn irgendein Kevin, Ronny oder Florian nicht versteht, dass Feminismus Männern nichts wegnimmt.“

wmn: Belastet dich dieser ganze Hate und Gegenwind denn?

Tara Wittwer: Nein, überhaupt nicht. Ist mir wirklich scheiß egal. Ich kann das ganz krass trennen. Es ist immerhin nicht meine Schuld, wenn irgendein Kevin, Ronny oder Florian nicht versteht, dass Feminismus Männern nichts wegnimmt, sondern einfach nur Gleichberechtigung bedeutet.

wmn: Was wünscht du dir für die Zukunft?

Tara Wittwer: Wie gesagt, ich würde mir wünschen, dass ich gebucht werde als Speakerin und an Unis sowie Schulen gehen kann und nicht mehr nur aus den Sozialen Medien in die Welt rufe. Ich sehe es ja an meinen Followerzahlen, die gehen gerade rapide hoch, dass dieses Thema wichtig ist.

Vor allem das Thema Selbstwert liegt mir total am Herzen. Ich merke auch in meiner Community, wie viele Frauen noch so unsicher sind. Und die schreiben mir dann, dass sie durch mich stark werden. Und genau das will ich auch in Zukunft sein – online die beste Freundin, die zum Selbstwert verhilft. Meine Message: Don’t tolerate shit!

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