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Psychologie: 5 Tipps, um deine Schuldgefühle zu überwinden

Schuld kann einen auffressen und quälen. Finde daher hier 5 Tipps, wie man Schuldgefühle überwinden kann.

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Schuld ist wichtig, aber frisst uns auf. Lies hier, wie man Schuldgefühle überwinden kann. Foto: Imago Images/ Addictive Stock

Ich schätze, dass so ziemlich jeder einmal in seinem Leben mit Schuldgefühlen konfrontiert war – und hiervon nehme ich mich nicht aus. Gehe ich heute bei Rot über eine Ampel und merke, dass ein Kind mich sieht, fühle ich mich schuldig. Als ich vor vielen Jahren das Handy meines Partners heimlich checkte, fühlte ich mich umso schuldiger. Bleibt das stechende schlechte Gefühl nur für kurze Zeit, ist das nicht weiter wild. Aber was, wenn unser Vergehen vermeintlich so schlimm ist, dass es uns einfach nicht loslassen will? In diesem Artikel verrate ich dir, wie du Schuldgefühle überwinden kannst.

Was sind Schuldgefühle?

Wer Schuldgefühle überwinden möchte, sollte zunächst verstehen, was man darunter versteht. Daher gebe ich dir hier einen schnellen Überblick:

  • Schuldgefühle sind eine negative soziale Emotion.
  • Sie lösen Gewissensbisse, Ärger, Angst und mitunter sogar Panik aus.
  • Schuld lässt uns Reue empfinden, also den tiefen Wunsch, das Geschehen ungeschehen zu machen.
  • Wir verspüren Schuldgefühle immer dann, wenn wir gegen Normen, Regeln oder moralische Wertvorstellungen verstoßen.
  • Schuld und Scham können leicht verwechselt werden. Aber Vorsicht: Schuld tritt bei einem gesellschaftlichen Regelbruch auf, der auf das eigene Handeln zurückzuführen ist. Scham tritt dagegen zutage, wenn man sich selbst negativ bewertet.
  • Beispiele, warum sich Menschen schuldig fühlen: Weil sie einen wichtigen Termin versäumt haben, weil sie fremdgegangen sind oder weil sie einen Unfall gebaut haben.
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Frauen fühlen sich deutlich häufiger schuldig als Männer, da sie mehr Geboten folgen müssen, so Kernstock-Redl. Foto: Imago Images/ Cavan Images

Warum fühlen wir uns schuldig?

Helga Kernstock-Redl ist Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin. Von ihr stammt das Buch Schuldgefühle. Woher sie kommen, warum sie Ängste verursachen, wie sie unser Leben unterschwellig lenken und wie wir sie ablegen können. Hier erklärt sie unter anderem, dass unser Gehirn permanent auf der Suche nach Schuld sei.

Gegenüber Psychologie Heute erklärt sie das wie folgt: „Unser Gehirn ist darauf programmiert, permanent die Ursachen für die gegenwärtigen Umstände zu suchen, um daraus noch bessere Vorhersagen für die Zukunft zu berechnen. Es will ständig aus Fehlern lernen.“ Sie meint, dass Schuldgefühle damit eine wichtige biologische Funktion erfüllen: Sie sollen uns motivieren, keine weitere Schuld auf uns zu laden – also weiter an verinnerlichten Normen und Gesetzen festzuhalten.

Wer Schuldgefühle verspürt, sollte ihnen daher nicht nur auf der emotionalen, sondern auch auf der rationalen Ebene begegnen. „Habe ich ein verinnerlichtes Gesetz gebrochen? Wenn ja, wie genau lautet es? Woher stammt es? Wurde es mir eingeredet, vorgelebt oder war es nach einer prägenden Erfahrungen plötzlich da?“, meint Kernstock-Redl. Erst Schuldgefühle weisen uns darauf hin, welche tiefverwurzelten Gesetze es gibt.

Allerdings gibt es auch Schuldgefühle, die andere Ursachen kennen. Zum Beispiel traumatische Erlebnisse oder weil sie uns in einer toxischen Beziehung permanent eingeredet werden. Daher sollte man sich im ersten Schritt laut der Expertin immer fragen, ob ein Schuldgefühl berechtigt ist.

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Schuld erfüllt eine wichtige Funktion. Sie soll uns vor weiteren „Fehltritten“ bewahren. Foto: imago images/Addictive Stock

5 Tipps, um Schuldgefühle zu überwinden

Schuldgefühle quälen nicht nur psychisch, sondern können sich sogar auf den Körper auswirken. Innere Unruhe, gerötete Haut, Fieber oder Magenverstimmungen können mögliche Symptome sein. So viel sei verraten: Deine Schuld zu leugnen oder dich der Verantwortung zu entziehen, wird die Last nicht von deinen Schultern nehmen. Wie du deine Schuldgefühle stattdessen überwinden kannst, zeigen wir dir jetzt:

1. Verwandele Schuld in Vorsätze

Verstehe Schuldgefühle als etwas Positives. Sie wollen dich motivieren, es beim nächsten Mal besser zu machen. Setze dich konstruktiv mit ihnen auseinander und verweile nicht in der Vergangenheit. Was war, kannst du nicht ungeschehen machen. Du hast aber sehr wohl Einfluss darauf, was in der Zukunft passiert.

2. Lege Beichte ab

Sprich mit anderen Menschen darüber, wie es dir geht und lege Beichte ab. Suche dir dafür jemanden, der dich nicht verurteilt, sondern dir offen und verständnisvoll zuhört und mehr als ein „Das ist doch nicht weiter wild!“ rausbekommt.

3. Leiste Wiedergutmachung

Wer Schuldgefühle überwinden möchte, sollte sich seine Schuld eingestehen und Wiedergutmachung leisten. Das kann zum Beispiel gelingen, indem du dich aufrichtig entschuldigst. Wird deine Reue nicht angenommen, kann es auch helfen, soziale Tätigkeiten zu übernehmen. Geißele dich jedoch nicht selbst in deinem Versuch, Wiedergutmachung zu leisten.

4. Verzeihe dir

Du bist ein Mensch und Menschen machen Fehler – sogar ständig. Das heißt aber nicht, dass du deinen Fehler einfach abtun solltest. Du musst dich mit ihm auseinandersetzen, um gestärkt und besser daraus hervorzugehen. Es kommt jedoch der Punkt, an dem du lernen musst, dir zu verzeihen. Das gelingt, indem du dir gelobst, es in Zukunft besser zu machen und jeden Tag nach dieser Maxime lebst.

5. Lerne loszulassen

Schuldgefühle überwinden bedeutet in letzter Konsequenz, loszulassen von der Schuld. Deine Tat war vielleicht schlimm oder verwerflich, aber ihretwegen geht die Welt nicht unter. Vergegenwärtige dir das immer wieder und höre auf, dich zum Sündenbock des Jahrtausends hochzuspielen. Lass ab von den negativen Gedanken und konzentriere dich auf das, was du gut machst in deinem Leben.

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