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Impfreaktion: Diese Kombination aus Nebenwirkungen ist ein Verdachtsfall

Heftige Impfreaktionen nach der Corona-Impfung: Erst nach 3 Monaten wusste er, was eigentlich in seinem Körper passierte.

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Diese Impfnebenwirkungen sind bei Biontech problematisch. Foto: IMAGO / NurPhoto

Folgende heftige Impfreaktionen können nach einer Impfung gegen das Coronavirus auftreten: Kopfschmerzen, Atemnot, Brustschmerzen, Schwellungen der Arme oder Beine, Gewichtszunahme, Schwäche oder Lähmungen der Beine, Arme, Brust oder des Gesichts oder punktuell auftretende Hautblutungen. Weitere Impfreaktionen wie Schwindel, Schüttelfrost, Herzrasen, Migräne, Übelkeit, Fieber und Schwitzen können ebenfalls auftreten. Meist kommen die Nebenwirkungen des Impfens aber nicht gemeinsam auf, sondern vereinzelt. wmn hat aber mit einem Mann gesprochen, der eine sehr ungewöhnliche Kombination aus Impfreaktionen hatte.

Die Bundesregierung gibt vor, dass Geimpfte, die heftige Impfreaktionen verspüren, sich spätestens nach 16 Tagen bei den zuständigen Behörden oder beim Arzt melden. Ein junger Mann tat genau das und hatte erschreckende Ergebnisse. Die Firma Biontech ließ ihn drei Monate Später wissen, dass er heute ein Verdachtsfall ist. Was wir daraus lernen können? Je nachdem wie heftig deine Impfreaktion ist, solltest du sie unbedingt bei den zuständigen Behörden melden.

Wie heftig sind die Impfreaktionen und die Nebenwirkungen der Coronaimpfung?

„Wie war eigentlich deine Coronaimpfung? Hattest du schlimme Nebenwirkungen?“ Monatelang war das die erste Frage und das wichtigste Gesprächsthema. Heute sind bereits die meisten Deutschen durchgeimpft und der überwiegende Teil hatte nur leichte Nebenwirkungen von der Impfspritze. Nicht so Thomas. (Name von der Redaktion geändert.) Seine Impfreaktion war heftig.

Übrigens: 56,6 % der deutschen Bevölkerung sind bereits durchgeimpft. In manchen Bundesländern ist es aber sehr schwierig, die Impfbereitschaft hochzuhalten. Welche Bundesländer das sind und welche Gründe die Impfskeptiker haben, erfährst du hier.

Heftige Impfreaktionen von Biontech/Pfizer: Ein Erfahrungsbericht

Der 35-Jährige bekam im Mai 2021 seine erste Dosis des Impfstoffes Cominarty, hergestellt von Pfizer/Biontech. Seine Reaktion auf die Impfdosis war so heftig, dass seine Nebenwirkungen heute offiziell als Verdachtsfall gelten. Im Gespräch mit wmn erzählte er seine Geschichte.

wmn: Kannst du dich noch genau an die Impfung erinnern?

Thomas: Ja, sehr genau. Es war eine ziemlich heruntergekommene Arztpraxis, die eigentlich eher aussah wie ein Nagelstudio. Die Sprechstundenhilfe trug abgewetzte Jeans und die Ärztin begrüßte mich in weißen Lederstiefeln. Das ist selbst in Berlin ungewöhnlich für eine ganz normale Praxis.

An sich verlief die Impfung reibungslos, doch es war klar, dass auch alle anderen Patient:innen zum Impfen gekommen waren. Keine:r von ihnen hatte einen richtigen Untersuchungstermin, sie wurden alle nur nacheinander geimpft.

wmn: Und da hattest du schon einen Verdacht, dass etwas nicht ganz richtig sein konnte?

Thomas: Es kam mir komisch vor, ja. Das eigentliche Spektakel ging aber erst am Abend nach der Impfung los. Da bekam ich Schwindel, Schüttelfrost, einen 10-stündigen Ruhepuls von 140, heftige Kopfschmerzen, hohes Fieber und ich schwitzte, ohne mich zu bewegen. So heftige Impfreaktionen hatte ich niemals erwartet.

Verarscht von der Ärztin?

Nach ein paar Tagen wurde ich richtig misstrauisch: Hatte die komische Ärztin mit den weißen Lederstiefeln wirklich Biontech verimpft? Ich war mir plötzlich ziemlich sicher, dass ich verarscht worden war.

Impfbereitschaft erhöhen
Nicht jede:r hat Glück bei der Impfung. Foto: Imago/ Westend61

wmn: Die Ärztin soll dich verarscht haben? Was meinst du damit?

Thomas: Naja, ich hatte eine Impfung mit Cominarty (Biontech/Pfizer) erwartet, aber meine heftigen Impfreaktionen fühlten sich viel eher an wie die, die ich der ersten Dosis Astrazeneca zuordnete. Die Marge für die Ärzt:innen ist bei einer Impfung mit Biontech viel höher: An einer Cominarty-Dosis verdienen Ärzt:innen gut 30 €, an einer Astrazeneca-Dosis nur 15 €. Deswegen war ich mir sicher, dass ich Astrazenca bekommen hatte, die Impfung aber als Biontech abgerechnet wurde.

wmn: Das klingt alles sehr mysteriös. Und was hast du dann getan?

Thomas: Ich habe mich direkt an Biontech/Pfizer gewandt, von meinen heftigen Symptomen berichtet und meine Chargennummer durchgegeben. Ihre Antwort war aber ziemlich niederschmetternd: Das sei ganz normal und kein Grund zur Sorge. Aha. Ich konnte mich drei Tage lang nicht bewegen und fühlte mich todkrank und das soll kein Grund zur Sorge sein?

wmn: Und danach hat sich die Arzneimittelsicherheit von Biontech/Pfizer noch einmal bei dir gemeldet?

Thomas: Ja, genau. Es hat drei Monate gedauert, aber schließlich habe ich eine Mail von denen erhalten. Sie haben wohl mehrere dieser Anfragen erhalten und meine Symptome doch noch ernster genommen als anfangs gedacht. Mit der Chargennummer war wohl alles in Ordnung. Doch sie schrieben, dass sie meinen Fall von nun an als einen Verdachtsfall auf ein Produktrisiko einordnen. Wahrscheinlich hatte ich einfach sehr viel krasser auf die Impfung von Biontech reagiert als andere.

Die Nebenwirkungen der Impfung können zum Verdachtsfall werden. Diesen Brief erhielt der junge Mann 3 Monate später. Foto: Biontech/Pfizer (durch externe Quelle zur Verfügung gestellt)

wmn: Deine Nebenwirkungen ist also nicht in Vergessenheit geraten. Hast du das Gefühl, dass das etwas gebracht hat?

Thomas: Auf jeden Fall. Die Tage, in denen ich Nebenwirkungen von Biontech hatte, waren zwar schrecklich, aber dafür habe ich der Wissenschaft und der Impfforschung helfen können, indem ich ihnen von meinen heftigen Impfreaktionen berichtete.

„Ich hatte alle Symptome, die man bei einer Coronaimpfung so haben kann“

Zwar waren diese Symptome bereits bekannt, aber ich wusste nicht, welche Ausmaße sie annehmen können. Schwindel, Schüttelfrost, Herzrasen, Migräne, Übelkeit, Fieber, Schwitzen in einem? Das war schon heftig. Deswegen finde ich, dass jede:r, der oder die heftige Nebenwirkungen von der Impfung bekommen hat, sich bei dem jeweiligen Impfunternehmen melden sollte. Das kann wie in meinem Fall dazu führen, die Nebenwirkungen der Impfungen besser zu verstehen.

Die Nebenwirkungen der Impfung können zum Verdachtsfall werden. Diesen Brief erhielt der junge Mann 3 Monate später. Foto: Biontech/Pfizer (durch externe Quelle zur Verfügung gestellt)

Heftige Impfreaktionen sind normal. Trotzdem ist Vorsicht geboten.

Thomas hat die Impfung sehr gut überstanden. Er ist wohlauf und hat keine Langzeitnebenwirkungen. Dennoch ist es ihm wichtig, dass seine Geschichte bekannt ist. Denn es kann seiner Meinung nach passieren, dass Menschen heftige Symptome nach der ersten oder der zweiten Impfdosis verspüren. Auch wenn es „normal“ ist, dass Nebenwirkungen bei einer Impfung auftreten, ist es gerade bei neuen Impfungen wichtig, diese bei den zuständigen Stellen zu melden. Nur so können die Impfungen verbessert werden und die Gesellschaft kann langfristigen Schutz erhalten. Außerdem werden Impfungen verträglicher gemacht.

wmn: Zuletzt noch die Frage: Würdest du dich unter den gleichen Umständen noch mal impfen lasen?

Thomas: Ja na klar! Für das größere Wohl.

Wer ebenfalls heftige Impfreaktionen verspürte, nachdem er oder sie sich gegen das Coronavirus geimpft hatte, kann sich entweder direkt beim Paul-Ehrlich-Institut unter www.nebenwirkungen.bund.de melden, oder die eigene Hausärzt:in zur Rate ziehen.