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Endometriose: Wie sicher ist der neue Speicheltest?

Seit 2023 ist der Endometriose Speicheltest auf dem Markt. Die Krankheit soll so leichter erkannt werden können. Wie sicher ist die Diagnose?

Frau Bauchschmerzen
Starke Unterleibsschmerzen sind nur eine von vielen Symptomen bei Endometriose. Foto: Getty Images/ urbazon

Bis zu 15 Prozent aller Frauen leiden an Endometriose – doch nur die wenigsten wissen davon. Grund dafür sind die vielfältigen Symptome, weshalb die Krankheit nur schwer zu erkennen ist. Seit Anfang des Jahres ist ein medizinischer Speicheltest auf dem Markt, der die Diagnose vereinfachen soll. Doch an der Methode gibt es auch Kritik. Wie zuverlässig ist der Endometriose Speicheltest also?

Endometriose: das „gynäkologische Chamäleon“

Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Und doch dauert es im Durchschnitt über 10 Jahre, bis die Krankheit erkannt wird. Warum?

Bei einer Endometriose breiten sich gutartige, meist schmerzhafte Wucherungen aus gebärmutterschleimhautartigem Gewebe im Bauch- und Beckenraum aus. Die Wucherungen siedeln sich an den Eierstöcken, am Darm oder der Blase an und führen dort zu Entzündungen und Verwachsungen. Es kann zu einer Vielzahl von Symptomen kommen, darunter:

  • starke Regelschmerzen und Krämpfe
  • Unterleibsschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Schmerzen beim Sex, Wasserlassen und/oder Stuhlgang
  • gestörter Zyklus (Zwischenblutungen, längere oder stärkere Blutungen)
  • Unfruchtbarkeit
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • erhöhte Infektanfälligkeit

Wegen der Vielseitigkeit der Symptome wird Endometriose auch als „gynäkologisches Chamäleon“ bezeichnet. Betroffene haben meistens schon einen lange Ärzt:innen-Odyssee hinter sich, ehe die Krankheit diagnostiziert wird.

Warum ist es so schwer, Endometriose zu erkennen?

Die Symptome können auf viele Krankheiten hindeuten und sind kein eindeutiges Erkennungszeichen für Endometriose. Noch dazu sind sie von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt. Bislang konnte Endometriose nur durch einen operativen Eingriff festgestellt werden. Dabei muss das Gewebe visuell inspiziert und eine Gewebeprobe entnommen werden.

Verständlicherweise scheuen sich viele vor diesem Eingriff, weshalb die Krankheit oftmals unerkannt bleibt. Mit weitreichenden Folgen: In schweren Fällen kann Endometriose zu Unfruchtbarkeit führen. Je früher die Diagnose getroffen wird, umso leichter kann Patientinnen geholfen werden.

Weiterlesen: Auch die Karate-Weltmeisterin Sophie Wachter leidet an Endometriose. Wir haben im Interview mit ihr über ihren Leidensweg gesprochen und wie sie heute mit der Erkrankung lebt.

So funktioniert der Endometriose Speicheltest

Seit Januar 2023 ist ein Speicheltest auf dem Markt, der Endometriose erkennen soll. Dabei wird eine Speichelprobe entnommen und im Labor auf Endometriose-spezifische Marker untersucht. Das Ziel: Betroffenen die lange Leidenszeit ersparen und dir Diagnose beschleunigen. Der Hersteller des „Endotest“ verspricht ein zuverlässiges Ergebnis innerhalb von ca. 25 Tagen.

Kritik am „Endotest“

Doch es gibt gleich mehrere Haken: In einer Studie habe der Test eine diagnostische Genauigkeit von 98 Prozent aufgezeigt. So wurde die Studie nur mit 200 Patientinnen durchgeführt – nicht gerade viel. Noch dazu wird der Speicheltest nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet und muss daher von der Patientin selbst bezahlt werden. Die Kosten: 799 Euro!

Außerdem ersetzt der Test nicht in jedem Fall die Bauchspiegelung unter Narkose, wie Doris Scharrel,  Vorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte in Schleswig-Holstein, gegenüber dem ZDF erklärt: „Habe ich zum Beispiel durch eine Ultraschalluntersuchung Endometriosezysten im Bauchraum festgestellt, dann ist es so, dass ich natürlich dann diese Spiegelung nicht zur Diagnostik alleine benutze, sondern auch schon zur Therapie. Also erspare ich mir das nicht.“ Denn bei dem Eingriff können die Entzündungsherde direkt entfernt werden, sodass danach eine Linderung der Symptome eintritt.

Fazit: Die Speichelprobe ist nur ein weiterer Schritt in der Endometriose-Forschung

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Speicheltest eine kurzfristige und unkomplizierte Möglichkeit ist, Endometriose festzustellen. Allerdings hat der Test auch einige Nachteile und kann im Falle eines Befunds nicht die Behandlung der Entzündungsherde ersetzen.

Es muss also unbedingt weiter geforscht werden, um Betroffenen zu helfen und die Diagnose möglichst früh stellen zu können. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, wurde der Monat März zum Endometriose-Aufklärungsmonat „EndoMarch“ ernannt. Weitere Informationen findest du bei der Endometriose-Vereinigung Deutschland oder beim Netzwerk Endometriose.