Wenn du bei Yoga an leise Ommm-Klänge, Räucherstäbchen und Lotussitze denkst – dann darfst du dich jetzt warmdehnen. Denn bei dem, was sich in den letzten Jahren auf Yogamatten rund um die Welt abgespielt hat, drehen sich die indischen Altmeister des Yoga vermutlich im Grab um.
Der ursprüngliche Sinn von Yoga – Einswerdung von Körper, Geist und Seele – scheint in manchen Fällen so weit weg zu sein wie ein Retreat im Himalaya. Stattdessen gibt es Lachanfälle im Kreis, Schokolade mit spirituellem Überbau oder High Heels in der Heuschrecke.
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Würden Iyengar, Devi und Krishnamacharya davon erfahren – sie würden vermutlich ihre Matte einrollen und sich schweigend ins Nirvana verabschieden. Aber ganz ehrlich? Man muss schon ein bisschen schmunzeln über das, was in westlichen Yogastudios inzwischen unter „modernen Stilrichtungen“ durchgeht.
Ob du nun tiefenentspannt mit Ziegen kuscheln oder beschwingt ein Bier heben willst – hier kommen sieben Yoga-Stile, die garantiert niemand in den Yoga-Sutras vorgesehen hat:
1. Lach-Yoga
Lachen ohne Grund – das klingt nach Wahnsinn, ist aber Teil eines echten Yoga-Stils. Beim Lach-Yoga sitzen die Teilnehmenden im Kreis, blicken sich tief in die Augen und fangen an… zu lachen. Erst gezwungen, dann herzlich, irgendwann hysterisch.
Der Körper unterscheidet übrigens nicht zwischen echtem und falschem Lachen – das Immunsystem jubelt so oder so. Ob man dabei wirklich zu sich selbst findet, ist fraglich. Aber immerhin verliert man kurzzeitig seine Würde. Und das ist ja auch eine Form von Befreiung.
2. Schokoladen-Yoga
Australien hat nicht nur Surferboys, sondern auch „Chocolate Yoga“ hervorgebracht. Hier wird Kundalini Yoga mit einer selbst angerührten Maya-Kakaozeremonie kombiniert.
Die Schokolade ist dabei kein Snack, sondern heiliges Werkzeug zur Selbstheilung. Wie praktisch, dass sie auch lecker ist. Man sagt ihr nach, sie öffne das Herz und schenke einem ganz viel Selbstliebe.
3. Nackt-Yoga
Wenn schon loslassen, dann richtig: Beim Nackt-Yoga geht’s textilfrei zur Sache. Die Idee dahinter: Keine kneifenden Leggings, kein modisches Ablenkungsmanöver – nur du, dein Körper und die eiskalte Erkenntnis, dass der Boden ganz schön kalt sein kann.
Das Ganze funktioniert natürlich am besten in geschützten Räumen mit Gleichgesinnten und einer guten Portion Selbstbewusstsein. Aber mal ehrlich: Wer im herabschauenden Hund noch an Selbstzweifel denkt, hat den Sinn dieses Stils wirklich verstanden.
4. Bier-Yoga
Was mit einem Gag auf dem US-Festival Burning Man begann, wurde in Berlin schnell zur Standard-Klasse: Bier-Yoga kombiniert Yoga-Posen mit eiskaltem Hopfengenuss. Zwischen Sonnengruß und Krieger wird mal kurz angestoßen. Die versprochene Wirkung: tiefe Entspannung und noch tiefere Gespräche mit dem Mattennachbarn.
Nur zur Erinnerung: In Indien ist Alkohol im Yoga-Kontext ungefähr so willkommen wie eine Hupe beim Silent Retreat.
5. Hip Hop Yoga – Asana trifft Attitüde
Hier wird nicht meditiert, hier wird gegroovt. Statt Klangschalen erklingen Bässe, und statt Om ertönt Kendrick Lamar. Hip Hop Yoga richtet sich an alle, die zwar zur inneren Mitte wollen, aber bitte mit Stil – und Subwoofer.
Die Sessions finden gerne in Clubs oder urbanen Rooftop-Locations statt. Spirituell? Vielleicht nicht. Schweißtreibend? Auf jeden Fall. Und ja, manchmal ist die Bassline eben näher an der Erleuchtung als der Klang der Klangschale.
6. Stiletto-Yoga – Balance auf Pfennigabsätzen
High Heels im Yoga? Ja, das gibt’s. Beim Stiletto-Yoga wird nicht etwa über toxische Weiblichkeitsideale gesprochen – nein, man stellt sich ihnen mit Haltung. Die Übungen erfolgen auf wackeligen Absätzen, was das Gleichgewicht enorm fordert – und angeblich hilft, beim nächsten Barabend schmerzfrei durchzuhalten.
Ob es wirklich spirituell ist, beim Krieger II auf 12 Zentimetern Absatz zu schwanken? Vielleicht. Vielleicht aber auch nur ein cleveres Bein- und Po-Workout mit Instagram-Potenzial.
7. Ziegen-Yoga
Willkommen im Streichelzoo der Achtsamkeit! Beim Ziegen-Yoga wuseln kleine Zicklein über die Matte, stellen sich auf deinen Rücken oder nagen an deinem Zopf. Das soll entspannen, erden und – ja – zum Lachen bringen. Die Tiere wirken nicht nur als lebendige Gewichte, sondern auch als pelzige Therapeut*innen.
Fun Fact: In New York wurde der Trend bereits verboten. Aber hey, es gibt ja auch noch Hunde-Yoga. Oder Lama-Yoga…
Ist das wirklich noch Yoga?
Ob das alles wirklich noch Yoga ist? Darüber ließe sich herrlich bei einer Tasse Kakao (oder einem Bier) philosophieren. Klar ist: Diese Stile sind weit entfernt vom traditionellen Yoga-Pfad – aber vielleicht genau deshalb so beliebt.
Sie bringen Menschen zusammen, bauen Hemmungen ab und zeigen: Yoga darf auch Spaß machen und muss nicht immer allzu streng gesehen werden. Vielleicht ist das ja die eigentliche Lektion, die wir uns von diesen kuriosen Auswüchsen mitnehmen können.
In diesem Sinne: Namasté.

Unsere Autorin Michelle ist ausgebildete Hatha- und Yin-Yogalehrerin und damit Expertin für Asana, Pranayama und Meditation. Dieses Wissen gibt sie nicht nur in ihren wöchentlichen Kursen, sondern auch auf wmn.de weiter.