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Darum haben die Inuit Dutzende Worte für Schnee – und wir nicht 

Jedes Jahr zu Weihnachten hört man das Gerücht, dass die Inuit eine Vielzahl Worte für den Begriff Schnee haben. Ob das wirklich stimmt, oder ob es sich dabei um einen Mythos handelt. 

Inuit
Haben die Inuit wirklich so viele Wörter für Schnee? Foto: Getty Images/ Layne Kennedy

Hast auch du schon einmal von dem Mythos gehört, dass die Inuit, je nach Geschichte, rund 400 Wörter für Schnee haben sollen? Ob dieses Gerücht wirklich stimmt und ob die Inuit aufgrund ihres Alltags mit Schnee und Eis wirklich so viele Wörter brauchen, erfährst du in diesem Artikel. 

Die Inuit und das Wort Schnee: Das steckt dahinter 

Doch woher kommt eigentlich das Gerücht, dass die Inuit so viele Wörter für Schnee haben? Dafür muss man ein wenig tiefer in die Vergangenheit eintauchen. So befeuerten zwei Veröffentlichungen aus den Jahren 1911 und 1940 die Vermutungen, dass die Inuit ein Dutzend Worte für den Begriff haben. Der Linguist Geoffrey Pullum beschrieb diese Aussagen in einem Artikel im Jahre 1989 für eine Falschmeldung, die vom Brandschutzinspektor Lee Whorf verbreitet wurde. In dem Artikel Pullums, welcher im Fachmagazin Natural Language und Linguistic Theory veröffentlicht wurde, gab er an, dass es keine hundert Wörter für den Begriff Schnee gibt. 

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So sprach er der eskimo-aleutischen Sprache drei Allgemeinbegriffe und einige Unterbegriffe zu. Alles in einem würde es statt den 400 Wörtern lediglich 12 Wörter für den Begriff Schnee geben. Auch wenn der Artikel von Geoffrey Pullum bereits über 33 Jahre her ist, beschäftigen sich auch heute noch Forscher:innen mit dem Thema. Laut einem Artikel, der im Fachmagazin PLOS One veröffentlicht wurde, kam heraus, dass Menschen, die in wärmeren Orten leben, meist nur ein Wort für Schnee und Eis haben.  

Sprachwissenschaftler weiß mehr

Den Ansatz, dass wir in Deutschland nicht so viele Wörter haben, die zu den Begriffen Schnee und Eis passen, widerlegte der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin.

Mit gutem Gewissen ab auf die Piste: Die Dolomiten haben an der grünen Schraube gedreht.. © Dmitry Rukhlenko/Shutterstock.com
Gerade Menschen mit Bezug auf Schnee kennen mehrere Begriffe dafür. © Dmitry Rukhlenko/Shutterstock.com

Laut ihm kennen sich damit jedoch nur Menschen aus, die einen Bezug zum Schnee haben: „Eingefleischte Skifahrer (…) kennen sie fast alle – und zwar nicht, weil sie in einer anderen Umwelt leben, sondern, weil sie mehr Anlässe und eine größere Notwendigkeit haben, differenziert über Schnee zu sprechen.“
Seine Beispiele waren: 

  • Altschnee 
  • Blutschnee 
  • Brettschnee 
  • Faulschnee 
  • Filzschnee 
  • Firn 
  • Flugschnee 
  • Harsch 
  • Windharsch 
  • Schmelzharsch 
  • Bruchharsch 
  • Industrieschnee 
  • Kunstschnee 
  • Lawinenschnee 
  • Lockerschnee 
  • Nassschnee 
  • Neuschnee 
  • Pappschnee 
  • Pulverschnee 
  • Schwimmschnee 
  • Sulz 
  • Triebschnee 
  • Wildschnee.