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Besessen von Donald Trump! Was machen wir nur ohne ihn?

Sind wir besessen von Donald Trump? Obwohl ihn fast kaum jemand ertragen kann, beschäftigen wir uns auffällig oft mit ihm. Warum nur? Ein Kommentar.

Donald Trump Grafitti
Nicht nur Donald Trump ist von sich und seiner Macht besessen, wir sind es auch. Foto: Unsplash/Jon Tyson /

Wir hätten es eigentlich kommen sehen müssen. Schon bei seinem Wahlkampf zur Election 2016 machte Donald Trump ein unglaubliches Gewese um seine Person. Er versprach „America great again“ zu machen, wollte eine Mauer zu Mexiko bauen und forderte sogar, seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton einsperren zu lassen („Lock Her Up“, „Sperrt sie ein“).

Als Donald Trump dann aber tatsächlich die Wahl gewann und damit zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde, waren nicht nur die USA erschüttert. „Entsetzen. Fassungslosigkeit. Schockstarre“ schrieb die Zeit damals. Und mal ehrlich: Irgendwie hat es Trump geschafft, dass wir aus diesem Modus nicht mehr herausgekommen sind. Jeden Tag sorgt der 74-Jährige mit seinem Benehmen und Entscheidungen für Schlagzeilen. Und was machen wir? Wir lesen diese irrsinnige Meldungen auch noch und hören ihm sogar zu. Ganz so, als wären wir besessen von Donald Trump. Kann das wirklich sein? 

Besessen von Donald Trump: Daran liegt’s!

Auch hier, in der wmn Redaktion vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht über Donald Trump berichten. Mal sind es skurrile Geschichten (Wieso wegen Donald Trump Duftkerzen im Weißen Haus brennen), schockierende Aussagen (Das waren Donald Trumps rassistischste Aussagen) oder merkwürdige Fragen (Donald Trump: „Warum mögen Vorstadtfrauen mich nicht?“). Eigentlich sind wir, wmn, ein Lifestyle-Magazin für junge Frauen, aber gerade in den letzten Monaten haben wir uns zumindest zeitweise fast zu einem Trump-Newsroom entwickelt. Wie oft haben wir nur schon drauf gewartet, Trumps neueste Fauxpas aufzudecken?

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Erfahre im Video mehr über Donald Trumps skurrilen Lebenslauf.

Nun könnten wir einfach aufhören, über ihn zu berichten. Sein absurdes Verhalten ignorieren. Ihm einfach keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Aber wäre das richtig? Immerhin ist er noch immer der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Damit wurde ihm eine ungeahnte Macht zuteil. Auch hierzulande haben seine Handlungen Folgen. Also berichten wir eben doch. 

Aber ich muss auch gestehen: Donald Trump hat einen ungeheuren Entertainment-Faktor. Kaum ein Politiker liefert so viele unzählige Momente, die für Gesprächsstoff sorgen wie er. Das liegt natürlich auch ein seiner selbstherrlichen Art („Ich könnte mitten auf der 5th Avenue stehen und auf jemanden schießen, und ich würde trotzdem keine Wähler verlieren.“), seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein („Der beste Präsident, den Gott je erschaffen hat“) und seinem offen ausgelebten Sexismus („Es spielt wirklich keine Rolle, was die Medien schreiben, solange du einen jungen und schönen Hintern hast.“).

Donald Trump plant eigenen Tv-Sender
Eigentlich haben wir doch genug von ihm gesehen. Trotzdem zieht Donald Trump uns fast alle in seinen Bann.(Photo: Erin Scott via www.imago-images.de)

Was ist noch Information und was schon Obsession?

Es ist ein bisschen wie ein Autounfall. Ich kann einfach nicht wegschauen, wenn Trump irgendetwas sagt, macht oder tut. Denn mit jeder weiteren fragwürdigen Aussage, jedem zusätzlichen Eklat und jedem unglaublichen Skandal frage ich mich, wie so jemand von dem amerikanischen Volk gewählt werden konnte

Der bekannte amerikanische Historiker Timothy Snyder drückte es in einem Interview mit t-online so aus: „Er ist ein Unterhaltungskünstler. Trump war niemals ein erfolgreicher Unternehmer, wie er es so gern von sich behauptet“, sagt der Experte. „Aber er hat lange Zeit im Fernsehen einen erfolgreichen Unternehmer gespielt – und darauf aufbauend hat er es vollbracht, ins Weiße Haus gewählt zu werden.“

Und so schlägt das Ganze schnell um: Aus der Information eine Obession. Ja, ich bin vielleicht ein bisschen besessen von Donald Trump. Aber nicht, weil ich Donald Trump schätze. Nein, weil ich es eben gerade nicht tue.

Was machen wir nur ohne Trump?

Besessen von Donald Trump zu sein ist im Übrigen ein weitverbreitetes Problem. Auch die New York Times berichtete bereits über das Leid. So klagte Kolumnist Frank Bruni: „Und jetzt schreibe ich wieder über Trump. Es ist ein Tick, auf den ich nicht stolz bin. Aber ich gebe mich jetzt dem hin, um anzuerkennen, dass ich das nicht weiter tun kann. Keiner von uns kann.“

Recht hat er! Wir müssen uns von unserer Besessenheit gegenüber Donald Trump lösen. Einfach wird das nicht. So viel ist klar. Denn selbst, wenn am 20. Januar Joe Biden feierlich das Amt des US-Präsidenten übernehmen wird, ist Donald Trump leider nicht weg vom medialen Fenster. Er hat große Pläne, will einen eigenen Fernsehsender gründen. Experten sagen dem Immobilien-Mogul allerdings eine Zukunft im Gefängnis oder Armenhaus voraus. Genug Stoff also, der die Journalisten und auch die Leser beschäftigen wird. Doch so viel ist klar: Die Frequenz an Trump-News wird eine geringere sein. Und wir werden endlich wieder durchatmen können und uns wichtigeren Personen und Themen widmen können. Auch, wenn die vielleicht weniger Entertainment-Faktor besitzen …

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