Verdeckter Narzissmus ist eine stille, aber tiefgreifende Störung, die gerade im Berufsleben schwer zu erkennen ist. Anders als der offen zur Schau gestellte Narzissmus wirkt er oft freundlich, hilfsbereit oder sogar selbstkritisch – und doch hinterlässt er im Arbeitsumfeld ein destruktives Klima. Dieser Artikel beleuchtet, wie sich verdeckter Narzissmus am Arbeitsplatz äußert, warum er so selten erkannt wird und was Betroffene tun können, um sich zu schützen.
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Was ist verdeckter Narzissmus?
Im Gegensatz zum offenen, grandiosen Narzissmus zeigt sich der verdeckte, auch als verletzlicher oder fragiler Narzissmus bekannt, in anderer Form. Menschen mit verdecktem Narzissmus wirken häufig zurückhaltend und unsicher. Sie neigen dazu, durch Selbstmitleid Aufmerksamkeit zu erlangen und empfinden sich oft als benachteiligt oder unfair behandelt, wie Psychologie Heute berichtet. Dies äußert sich zum Beispiel in trotzigem oder beleidigtem Verhalten.
Wie zeigt sich das im Arbeitsalltag?
Verdeckte Narzissten operieren meist unter dem Radar. Ihre Manipulationen sind leise, oft kaum spürbar – und genau das macht sie so gefährlich. Beispiele für verdeckten Narzissmus am Arbeitsplatz sind zum Beispiel:
- Indirekte Kritik: Statt offene Konfrontation zu suchen, streuen sie subtile Zweifel über Kolleg*innen.
- Opferrolle: Sie stellen sich gerne als unverstanden oder unfair behandelt dar, um Mitleid und Unterstützung zu bekommen.
- Manipulation durch Schuldgefühle: Kolleg*innen werden emotional unter Druck gesetzt, etwa mit Aussagen wie „Ich wollte dich nicht belasten“.
- Doppelmoral: Nach außen wirken sie kooperativ und loyal, doch intern betreiben sie gezielte Einflussnahme.
- Verdecktes Machtstreben: Durch Allianzen, Informationskontrolle oder gezielte Verunsicherung stärken sie ihre Position.
Warum verdeckter Narzissmus schwer zu erkennen ist
Das Hauptproblem: Verdeckter Narzissmus ist schwer zu erkennen. Da diese Menschen nicht offen aggressiv oder dominant auftreten, sondern eher verletzlich oder hilfsbereit wirken, werden ihre Absichten oft falsch eingeschätzt. Ihre Kritik tarnt sich als Besorgnis, ihre Kontrolle als Fürsorge. Das macht es besonders für empathische Kolleg*innen schwierig, sich abzugrenzen.
Zudem passt ihr Verhalten gut in moderne Bürokulturen, in denen Kommunikation über digitale Kanäle, Projektsysteme und agile Prozesse läuft. Hier können subtile Eingriffe und Meinungsbildung unauffällig gesteuert werden.

Die Folgen für das Team
Langfristig kann verdeckter Narzissmus ein toxisches Arbeitsumfeld schaffen. Kollegiale Zusammenarbeit wird erschwert, das Vertrauen untereinander leidet. Konflikte schwelen unterschwellig, die Teamdynamik wird gestört. Besonders gefährdet sind empathische, konfliktscheue oder harmoniebedürftige Mitarbeitende – sie dienen verdeckten Narzissten oft als perfekte Projektionsfläche.
Auch Führungskräfte sind nicht vor dieser Dynamik gefeit: Wenn sie die manipulativen Spielchen nicht erkennen, riskieren sie, unbewusst Partei zu ergreifen – oft zugunsten der narzisstischen Person. Die Folge: Leistungsstarke Mitarbeitende wenden sich ab, die Fluktuation steigt, und die Unternehmenskultur leidet.
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Verdeckter Narzissmus: Wie kann man sich schützen?
Verdeckter Narzissmus bleibt oft lange unbemerkt, kann aber emotional stark belasten. Umso wichtiger ist es, seine eigene mentale Gesundheit zu schützen. Wer einen Kollegen oder eine Kollegin im Team hat, die manipulativ agieren, sollte wachsam sein und frühzeitig Grenzen setzen. Hier sind fünf konkrete Tipps, wie du dich wirksam schützen kannst:
- Grenzen setzen: Wer wiederholt merkt, dass Gespräche mit Schuldgefühlen oder Selbstzweifeln enden, sollte klare, sachliche Grenzen ziehen.
- Verhalten dokumentieren: Subtile Manipulation lässt sich schwer belegen. Eine sachliche Dokumentation von Gesprächsinhalten und Aufgabenverteilungen kann helfen.
- Gespräche im Team führen: Offene Kommunikation kann verdeckte Dynamiken entlarven. Wichtig ist, sachlich und ohne Anschuldigungen zu sprechen.
- Unterstützung holen: HR, Vertrauenspersonen oder externe Coaches können helfen, wenn das Verhalten einer Person das Teamklima belastet.
- Eigene Resilienz stärken: Selbstfürsorge, Reflexion und gegebenenfalls psychologische Beratung helfen, nicht in die emotionale Falle zu tappen.

Fazit: Mit Achtsamkeit zu einem gesunden Arbeitsklima
Verdeckter Narzissmus ist kein Randphänomen – er existiert mitten im Arbeitsleben, oft gut getarnt. Gerade weil die Manipulation so leise und unscheinbar daherkommt, ist sie gefährlich. Ein wacher Blick, offene Kommunikation und klare Strukturen können helfen, die Dynamik zu durchbrechen – und ein gesundes, respektvolles Miteinander im Team zu fördern.