In der heutigen Arbeitswelt werden Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und eine starke Präsenz häufig mit Erfolg assoziiert. Besonders in Führungspositionen scheint ein gewisses Maß an Selbstverliebtheit oder Ego-Stärke nicht nur akzeptiert, sondern oft sogar gewünscht zu sein. Doch was passiert, wenn diese Eigenschaften ins Extreme kippen? Wenn aus gesundem Selbstvertrauen ein übersteigertes Ego wird – und aus Charisma destruktiver Narzissmus? Wir erklären wir dir, warum in vielen Fällen dies zu einer Karrierefalle werden kann.
Lesetipp: Narzissmus im Job: Diese eine Frage entlarvt Narzissten sofort
Was sind narzisstische Eigenschaften?
Menschen mit narzisstischen Zügen zeigen ein übersteigertes Selbstbild, streben nach Bewunderung und sind häufig überzeugt, einzigartig zu sein. Sie neigen dazu, Kritik persönlich zu nehmen und sich nur ungern infrage stellen zu lassen. Im beruflichen Kontext äußert sich dies oft in starkem Konkurrenzdenken, Selbstdarstellung und dem Drang, stets im Mittelpunkt zu stehen.
Karriere: Der schmale Grat zwischen Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung
Problematisch wird es, wenn das Ego über das Ziel hinausschießt. Wer ständig im Mittelpunkt stehen will, die Leistungen anderer kleinredet oder keine Kritik erträgt, stößt früher oder später an Grenzen – insbesondere im Teamkontext. Kolleginnen und Kollegen empfinden das Verhalten als überheblich, kontrollierend oder manipulativ. Langfristig führt dies zu Vertrauensverlust, Spannungen im Team und einem beschädigten Ruf.
Zudem zeigen Studien: Narzisstische Führungskräfte steigen häufig schnell auf – fallen aber ebenso schnell tief. Anfangs werden sie wegen ihres Durchsetzungsvermögens und ihrer Vision geschätzt. Doch sobald soziale Kompetenzen und echtes Leadership gefragt sind, zeigen sich die Schwächen. Mitarbeitende kündigen, Projekte scheitern, das Betriebsklima leidet. Irgendwann wird die Person als „toxisch“ wahrgenommen – und der Aufstieg ist vorbei.
Warum Narzissmus für die Karriere langfristig hinderlich ist
Narzisstisch geprägte Menschen neigen dazu, sich selbst zu überschätzen und Risiken falsch einzuschätzen. Sie halten an ihrer eigenen Meinung fest – selbst wenn objektive Fakten dagegen sprechen. Dies kann in komplexen Projekten oder in Krisenzeiten fatale Folgen haben.
Zudem fehlen ihnen oft die Fähigkeiten zur Selbstreflexion und zur Weiterentwicklung. Anstatt aus Fehlern zu lernen, werden Schuldige gesucht. Feedback wird als Angriff empfunden. Diese Starrheit im Denken behindert nicht nur das eigene Wachstum, sondern auch den Erfolg des gesamten Teams oder Unternehmens.

Selbstreflexion als präventive Maßnahme
Es gibt einen feinen Unterschied zwischen gesundem Selbstbewusstsein und destruktivem Narzissmus. Hilfreiche Fragen zur Selbstreflexion können zum Beispiel sein:
- Höre ich meinem Team wirklich zu – oder warte ich nur auf meinen Einsatz?
- Kann ich Fehler zugeben – oder suche ich sofort nach Ausreden?
- Geht es mir mehr um den gemeinsamen Erfolg – oder um meine persönliche Anerkennung?
- Wie gehe ich mit Kritik um?
Wer hier ehrlich mit sich selbst ist, kann verhindern, dass das eigene Ego zur Karrierefalle wird.
Du magst unsere Themen? Dann lies uns auch bei Google News.
Fazit: Erfolg braucht mehr als ein starkes Ego
Ein starkes Selbstbewusstsein ist in der Karriere oft ein Vorteil – aber nur dann, wenn es gepaart ist mit Empathie, Reflexionsfähigkeit und echtem Interesse am Gegenüber. Narzisstische Eigenschaften mögen kurzfristig beeindrucken, doch auf lange Sicht gefährden sie Beziehungen, Vertrauen und Führungserfolg. Wahre Größe zeigt sich nicht im Rampenlicht, sondern in der Fähigkeit, andere mit auf die Reise zu nehmen – und nicht nur sich selbst.