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Schönheits-OPs: Es ist an der Zeit, dass Influencer ehrlich sind

Schönheits-OPs sind für viele Stars gang und gäbe. Warum wird das dann allerdings immer noch so verheimlicht?

kylie jenner
Kylie Jenner hat in einem Interview gesagt, dass sie keine Schönheits-OPs gemacht hat. Foto: IMAGO / Starface [M]

Wir erinnern uns an das Jahr 2015, das Jahr der sogenannten „King Kylie“-Ära. Darunter versteht man die Zeit, in der der Style und die Ästhetik der jüngsten Jenner-Tochter weltweit an Popularität gewonnen hat – mitunter auch ihre aufgespritzten Lippen. Kylie Jenner hat wahrscheinlich – genau wie etliche andere Stars und Influencer:innen – sich schon häufiger unters Messer gelegt. Schlimm und despektierlich ist daran natürlich überhaupt nichts, jede:r soll das machen, was ihm oder ihr gefällt. Nun leben wir allerdings in einer Gesellschaft, in der Äußerlichkeiten immer wichtiger scheinen, vor allem bei Frauen, und es dadurch eine Normalität geworden ist, sich mit den „Reichen und Schönen“ zu vergleichen. Ist es also an der Zeit, dass Influencer:innen und Stars endlich ehrlich sind, wenn es um Schönheits-OPs und Eingriffe geht?

Foto: Johanna Urbancik

Unsere Autorin Johanna befasst sich mit Themen, die unsere Gesellschaft gerade beschäftigen. Ihre Recherchen und Artikel findest du unter dem Tag #wmnRecherchen!

Warum sollen berühmte Personen ehrlich sein, wenn es um Schönheits-OPs geht?

In einem Interview für die Frühjahres-Sommerausgabe des Magazins HommeGirls hat Kylie Jenner mitunter über Schönheits-OPs geredet. „Ich glaube, ein großes Missverständnis über mich ist, dass so viel an meinem Gesicht operiert wurde und dass ich eine unsichere Person bin, aber das bin ich wirklich nicht“, erzählt sie gegenüber dem Magazin. Diese Aussage hat viele Fans verärgert. Warum? Sie behaupten, dass Jenner mehr als nur aufgespritzte Lippen hat. Ob das stimmt, sei auch hier dahin gestellt. Falls Jenner sich wirklich unters Messer legen lassen hat, schuldet sie ihren Fans die Wahrheit.

Gerade junge Frauen fühlen sich einem enormen gesellschaftlichem Druck unterlegen, immer perfekt und gut auszusehen – im realen Leben und in den sozialen Netzwerken. Nicht selten vergleichen wir uns dann mit den Influencer:innen, die ein scheinbar perfektes Leben und Aussehen haben. Dieser ständige Vergleich kann zu einem verzerrten Körperbild, einer Essstörung oder Depressionen führen.

So hat eine Studie für das BMC Women’s Health belegt, dass Teilnehmerinnen angegeben haben, dass ihr Körperbild eine große Rolle spielt, und berichteten über negative Vergleiche ihres Aussehens beim Betrachten von Bildern in sozialen Medien. Vergleiche des Aussehens verschlimmerten die auf dem Aussehen basierenden Sorgen der Mädchen. Die Vergleiche beeinflussten auch die Bemühungen der Mädchen, ihr Aussehen zu verändern und in den sozialen Medien nach Bestätigung zu suchen. Unrealistische Schönheitsideale, die von Influencer:innen durch Schönheits-OPs erreicht worden sind, können hier einen großen Beitrag leisten.

Influencer:innen beeinflussen ihre Follower

Wie groß der Einfluss von Influencer:innen ist, kann man nicht nur in der Beauty-Industrie sehen, sondern auch in der Welt der plastischen Chirurgie und Eingriffe. So hat Cosmopolitan berichtet, dass die American Society of Plastic Surgeons einen stetigen Anstieg von Lippenvergrößerungen und -auffüllungen von 2015 bis 2016 erfasst hat. Ein Schönheits-Doc, der von Cosmopolitan interviewt worden ist, hat behauptet, dass dies auf eine seiner berühmtesten Kundinnen zurückzuführen ist: die damals erst 20-jährige Kylie Jenner. Diese anekdotische Aussage konnte der Chirurg nicht belegen, aber auch Kylie selber hat gegenüber dem Paper Magazine erzählt, dass sie ein großer Fan von Fillern und Make-up ist. Man sieht, dass Kylie sich mit den Fillern gut gefällt, vielleicht war es diese Ausstrahlung, die viele Fans inspiriert hat, den Trend mitzumachen?

Schönheitsideale werden immer unrealistischer und können zu Körperdysmorphie führen

Unrealistische Schönheitsnormen führen zu Körperdysmorphie, einer psychischen Störung, die sich bei Menschen entwickelt, die in ein Meer von Enttäuschungen über ihr Aussehen eintauchen. Sie glauben, dass ihr Aussehen mehr Mängel aufweist als das anderer Menschen. Schönheitsideale werden häufig durch soziale Netzwerke verschlimmert. Wir schauen uns täglich Fotos an von unseren Mitmenschen, die wir schöner und dünner als uns finden. Oft vergessen wir hier, dass soziale Medien nicht das reale Leben ist: Bilder können bearbeitet sein, Menschen, die viel Geld haben, können ihrer Schönheit nachhelfen und auch das richtige Posen spielt hier eine wichtige Rolle.

Viele Menschen leiden unter Körperdysmorphie. Foto: Getty Images/Science Photo Library RF

So ist gerade hier eine Schönheits-OP für viele Menschen eine Lösung für ihre Körperdysmorphie. Die American Society of Plastic Surgeons behauptet, dass die meisten Patient:innen mit Körperdysmorphie plastische Chirurgie oder andere kosmetische Verfahren nutzen. In der Regel sind sie jedoch mit den Ergebnissen unzufrieden, sodass sie häufig weitere Eingriffe wünschen. Daher gilt Körperdysmorphie als „Kontraindikation“ für kosmetische Eingriffe.

Nicht nur Frauen leiden unter unrealistischen Körperidealen

1981 wurde der erste Indiana Jones-Film in den Kinos weltweit gezeigt. Der Hauptdarsteller, Harrison Ford, wurde dadurch zu einem der attraktivsten Männern in der westlichen Welt gekrönt – vor allem auch durch seinen durchtrainierten Körper.

Harrison Ford in Indiana Jones. Foto: imago images/Everett Collection

Vergleicht man Ford allerdings mit den Ikonen der heutigen Zeit, wie beispielsweise Chris Hemsworth, erkennt man große Unterschiede. Der Thor-Schauspieler ist nämlich viel durchtrainierter:

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So schreibt das Newport Institute, dass in den letzten Jahren Essstörungen und Probleme mit übermäßigem Sport bei Männern zugenommen haben. Ebenso wie die sogenannte „Muskeldysmorphie„. Verschärft werden diese durch die unrealistischen Erwartungen, die von den Medien und den sozialen Medien gesetzt werden. Diese Probleme mit dem männlichen Körperbild sind vor allem unter jungen Erwachsenen weit verbreitet.

Denn auch in der Fitnesswelt kann man durch alleiniges Trainieren nicht immer den Wunschkörper erreichen. In vielen Fällen helfen hier Steroide oder Wachstumshormone. So hat der Influencer Brian Johnson, auch bekannt als der Liver King, auf seinen Kanälen propagiert, dass er seinen Körper durch Trainieren und einen „Ancestral Lifestyle“ bekommen hat. Ein Ancestral Lifestyle bedeutet übrigens in diesem Fall der Verzehr großer Mengen an rohen Organen und Fleisch. Im Dezember 2022 hat der Influencer zugegeben, dass er seinen Körper durch eine Menge von Steroiden und anderen Hormonen bekommen hat.

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Menschen, mit einem großen Following sollten transparenter sein

Wie schon erwähnt, sind Schönheits-OPs und andere Eingriffe oder Helfer im Allgemeinen nichts Schlimmes – zumindest, solange sie nicht der Gesundheit schädigen. Dennoch ist es gerade hier wichtig, dass Influencer:innen und Stars mit ihren Eingriffen transparenter umgehen.

So hat das Model Chrissy Teigen gesagt, dass sie sich das Buccal Fat entfernen lassen hat. Für diese Offenheit hat sie viel Lob und Zustimmung erhalten und zudem auch Klarheit geschaffen. Denn gerade jungen Menschen muss von ihren Idolen gezeigt werden, dass mit ihren Körpern nichts falsch ist, sondern dass ihre Idole einfach ein wenig Hilfe hatten.

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