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Vogue setzt auf KI Models: Warum das gefährlich sein kann

Große Modezeitschriften wie Vogue zeigen KI-Models – und ernten scharfe Kritik. Warum der Einsatz von Fake-Menschen so problematisch ist.

KI Model
© wikkie - stock.adobe.com

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Makellos, blond und künstlich erschaffen – so sieht das neue Model in einer Werbeanzeige der August-Ausgabe der US-„Vogue“ aus. Entwickelt wurde die Optik nicht von einer Modelagentur, sondern von einer KI-Firma. Die Modebranche steht damit an einem gefährlichen Wendepunkt: Während jahrelang für mehr Diversität und Inklusivität gekämpft wurde, könnten KI-Models diesen Fortschritt wieder zunichtemachen. Warum Kritiker*innen jetzt Alarm schlagen.

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Ein KI-Model in der Vogue stößt auf Kritik

Als die US-Vogue kürzlich eine Anzeige für die Sommerkollektion von Guess veröffentlichte, staunten viele Leser*innen nicht schlecht: Das gezeigte Model – blond, makellos, mit perfektem Körper – ist kein Mensch, sondern wurde vollständig durch Künstliche Intelligenz erschaffen. Entwickelt wurde es von der KI-Firma Seraphinne Vallora, einem Start-up, das sich auf fotorealistische Avatare spezialisiert hat.

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Auch wenn Vogue betont, dass es sich um bezahlten Anzeigenplatz handelt und die Redaktion keinen Einfluss auf den Inhalt hatte, sorgt die Anzeige für massiven Gegenwind – sowohl aus der Branche als auch in sozialen Medien.

Darum kritisiert die Modewelt den Einsatz von KI-Models

Für Felicity Hayward, eines der bekanntesten Plus-Size-Models Großbritanniens, ist der Fall klar: „Faul und billig“, nennt sie die Entscheidung gegenüber „BCC“, auf ein KI-Model zu setzen. Sie warnt davor, dass sich die Modewelt durch solche Schritte in eine Richtung bewegt, die bereits überwunden geglaubte Probleme neu aufleben lässt – insbesondere den Ausschluss von Körpervielfalt und echten, repräsentativen Frauen.

Die KI-Firma selbst zeige bislang kaum Diversität auf ihren Kanälen. Plus-Size-KI-Models? Fehlanzeige. Die Gründerinnen Valentina Gonzalez und Andreea Petrescu führen das auf technologische Limitierungen zurück, betonen jedoch, dass ihre Modelle bewusst wie reale Supermodels aussehen sollen. Für Kritiker*innen klingt das nach einer Ausrede – und nach Rückschritt.

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Unrealistische Ideale in neuer Dimension

Was früher Photoshop erledigte, übernimmt heute die KI – und das mit deutlich größerem Einfluss. Die makellosen Avatare setzen neue Maßstäbe für Schönheit, die für reale Frauen schlichtweg unerreichbar sind. Haut ohne Poren, perfekte Symmetrie, absolute Schlankheit: Wer mit solchen Bildern aufwächst, hat es schwer, ein gesundes Körpergefühl zu entwickeln.

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Vanessa Longley, Geschäftsführerin der britischen Essstörungsorganisation Beat, warnt: „Diese Bilder können jungen Menschen ernsthaft schaden. Sie erzeugen einen enormen Druck, einem Ideal zu entsprechen, das nicht einmal echt ist.“

Keine Kennzeichnung – große Gefahr

Ein weiterer Kritikpunkt: Die fehlende Transparenz. Die KI-Modelle sehen so realistisch aus, dass viele Konsument*innen nicht erkennen, dass sie nicht echt sind. In der Vogue-Anzeige wurde nirgendwo deutlich gemacht, dass es sich um ein künstliches Model handelt. Für Tech-Expertin und Ex-Model Sinead Bovell ist das ein ernstes Problem.

„Wenn wir nicht klar kommunizieren, was real und was KI-generiert ist, verwischen wir die Grenze zur Täuschung“, sagt sie. Besonders für junge Menschen, die viel Zeit auf Social Media verbringen, könne das langfristig zu einem verzerrten Weltbild führen.

Was die Modewelt jetzt tun muss

Dass KI in der Modebranche Einzug hält, ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Doch wie damit umgegangen wird, liegt in den Händen der Unternehmen und Medien. Klare Kennzeichnungen von KI-Inhalten, bewusste Diversitätsstrategien – auch bei künstlichen Modellen – und der Wille, Verantwortung zu übernehmen, sind jetzt gefragt.

Vogue gilt seit Jahrzehnten als stilprägendes Leitmedium. Genau deshalb ist es so problematisch, dass ausgerechnet hier eine KI-Anzeige ungefiltert und unkommentiert abgedruckt wurde. Denn damit wird einer Entwicklung Legitimität verliehen, die viele als gefährlich empfinden.