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Teaching Finance: „Wenn dir jemand verspricht, schnell reich zu werden, pack deine Sachen und renn.“

Wir haben uns mit dem Creator-Duo von Teaching Finance über die Finanzfragen unterhalten, die uns alle betreffen.

Maurice und Kamiar von Teaching Finance.
© Philipp Rousek

Du fragst dich wie viel Rente du bekommen wirst?

So wird unsere Rente aussehen? Was hältst du davon?

Maurice und Kamiar von Teaching Finance.
Maurice und Kamiar von Teaching Finance. Foto: Philipp Rousek

Hast du schon für deine Rente vorgesorgt? Wenn du, wie ich, noch nicht sonderlich viel Zeit mit dem Thema Altersvorsorge und Finanzen im Allgemeinen auseinandergesetzt hast, wird es allerhöchste Zeit. Um das Thema Rente, Investieren und Mieten oder Kaufen haben wir uns bei dem diesjährigen TikTok #ForYou Fest mit Kamiar und Maurice, Gründer von Teaching Finance, unterhalten. Die beiden posten auf TikTok Videos über Geld und Geldanlage, und bringen so ihren über eine Million Follower das Thema Geld näher.

Kamiar und Maurice von Teaching Finance im Gespräch mit wmn

wmn: In Frankreich gibt es ja schon seit mehreren Monaten Proteste gegen Macrons Pläne, das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre anzuheben. Müssen wir uns in Deutschland auch Sorgen machen, dass wir länger arbeiten müssen? Hier liegt das Rentenalter für alle Jahrgänge ab 1964 momentan bereits bei 67 Jahren.

Kamiar: Definitiv, und zwar aus mehreren Gründen: Wenn du momentan in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst (18,6 % deines Bruttolohns), teilst du die Kosten mit deinem Arbeitgeber. Das Geld wird nicht für dich angespart, damit du später aus dem Kapital deine Rente beziehen kannst, sondern es wird im nächsten Monat auf das Konto der heutigen Rentner:innen überwiesen. Dieses System gibt es schon seit Bismarck und es ist auch ein funktionierendes System, solange wir mehr junge Leute haben als ältere Menschen. Wir haben jedoch eine alternde Gesellschaft.

Demonstranten protestieren am Internationalen Tag der Arbeit gegen die Rentenreform der Regierung in Paris. Foto: Anadolu Agency via Getty Images

Schon heute ist es so, dass unsere Generation nicht mehr als 40 % des Lebensstandards erwarten kann, wenn wir in Rente gehen. Und jetzt werden auch schon mehrere hundert Milliarden Euro jeden Monat von der Bundesbank an die gesetzliche Rentenversicherung überwiesen, weil das schon nicht mehr ausreicht.  

Es gibt Pläne, eine Aktienrente einzuführen und einen gewissen Teil zu fördern, aber wir werden davon nicht viel spüren, sondern unsere Kinder vielleicht. Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder wir müssen höhere Rentenbeiträge zahlen, die Rentner:innen bekommen noch weniger oder müssen länger arbeiten.

Aus diesem Grund sehen wir die Situation auch pessimistisch und sagen, dass man sich niemals komplett auf den Staat und die gesetzliche Rente verlassen sollte. Stattdessen sollte man lernen, wie man eigenständig Vermögen aufbaut.

„Es ist wichtig, das Problembewusstsein zu erkennen und dann auch die Angst vor dem Investieren zu verlieren.“

wmn: Und wie lernt man das, wenn man keinerlei Ahnung hat? 

Maurice: Zunächst einmal gibt es viele Möglichkeiten, sich das Wissen anzueignen. Das fängt an bei Büchern und zudem gibt es Plattformen wie YouTube, auf die man zugreifen kann. Dort gibt es wirklich großartige Kanäle, die das schon sehr, sehr gut machen. Wir machen das ja auch und geben täglich unser Wissen weiter. So würde ich starten und es auch den Menschen empfehlen.

Kamiar: Es ist wichtig, das Problembewusstsein zu erkennen und dann auch die Angst vor dem Investieren zu verlieren. In Deutschland haben wir die Denkweise, dass Investieren und Aktien Teufelszeug sind und wer investiert, der verzockt sein Geld. Man muss da einfach ein neues Verständnis bekommen und das kriegt man nur durch Weiterbildung.

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„Niemand sollte alles auf eine Karte setzen.“

wmn: In Australien können „Finfluencer“ wegen nicht zugelassener Finanzberatung zu Gefängnisstrafen verurteilt werden. In Deutschland gibt es keine vergleichbare Regelung. Aber wie kann man erkennen, ob ein:e Finanz-Influencer:in seriös ist?    

Kamiar: Das ist natürlich schwierig zu erkennen für den absoluten Laien. Was motiviert vor allem junge Menschen? Vermögen, oft Materialismus etc. Was ist dann quasi der innere Wunsch, den man hat? Schnell reich zu werden. Wenn dann irgendjemand kommt, der dir das verspricht, dann erweckt das Emotionen in dir und Hormone werden ausgeschüttet, sodass du denkst, dass du dir das kaufen sollst, was der/die Creator:in dir sagt. Das sind irrationale Kaufentscheidungen, vor allem auch aus fehlender Erfahrung.

Deswegen ist unser Tipp generell: Wenn jemand verspricht, schnell reich zu werden, pack deine Sachen und renn. Das ist einfach immer unseriös – ausnahmslos. Junge Menschen müssen auch verstehen, dass es sehr viele Scams gibt. Dennoch gibt es kluge, intelligente wissenschaftliche Anlagen. Und diese haben zwei Charakteristika: Langfristigkeit und Risikostreuung.  

Das heißt, niemand sollte alles auf eine Karte setzen. Wenn dir jemand heute auf TikTok sagt, dass er/sie dieses Aktie kauft und dich überzeugen will, dasselbe zu tun, sollte man merken, dass das Schwachsinn ist. Zudem ist das Anlageberatung, das darf man gesetzlich gar nicht. Man sollte daher den Menschen nahelegen, ein grundlegendes Verständnis für den Kapitalmarkt zu bekommen und somit eigenständige Entscheidungen zu treffen. 

Jede Person ist auch individuell. Nur weil mein Portfolio so aussieht, heißt das nicht, dass es für dich genauso aussehen muss. Jeder Mensch geht anders mit Risiko und Schwankungen um. Deswegen ist es so wichtig, dass man Creator:innen folgt, die einem beibringen, wie man die Finanzen in die eigene Hand nimmt und einem nicht vorschreiben, was man machen soll.

wmn: Ich möchte dann jetzt anfangen zu investieren. Wie gehe ich das als Anfänger:in an?

Maurice: Ich würde damit beginnen, mir ein tiefergehendes Verständnis darüber anzueignen, worin man investieren kann und wie man sein Konsumbewusstsein steigert. Es gibt verschiedene Aspekte des Geldmanagements: das Verdienen und das Sparen. Es ist wichtig zu lernen, wie man seinen Konsum lenkt und lernt, wie man investiert. Dazu empfehle ich, frühzeitig den Überblick über seine Finanzen zu bekommen, zum Beispiel durch ein Haushaltsbuch.  

Durch das Haushaltsbuch bekommt man ein besseres Gespür dafür, wie man sein Geld am besten managen kann. Wenn man dieses Bewusstsein hat und weiß, wie man sein Geld lenken kann, ist es an der Zeit zu lernen, wie man das dann investieren kann. Wie bewahre ich das Geld und baue es auf?

Hierzu empfehle ich, Bücher zu lesen oder sich auf Dienstleistungen und Plattformen zu verlassen, um sich das nötige Wissen anzueignen.  Natürlich haben manche nicht die Zeit oder die Lust, sich selbst in das Thema einzuarbeiten. In diesem Fall gibt es auch Dienstleistungen und Plattformen, die man in Anspruch nehmen kann, um das nötige Wissen zu erwerben.

wmn: Gerade TikTok ist ja auch eine Plattform, auf der viele Minderjährigen sind. Kann man schon unter 18 mit dem Investieren anfangen, oder muss man warten, bis man volljährig ist?

Kamiar: Nein, es gibt auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel können Eltern mit ihrem Einverständnis ein Juniordepot eröffnen. Dadurch kannst du quasi in diesem Depot mit Zustimmung deiner Eltern selbst entscheiden, worin du investieren möchtest und worin nicht. Wenn du dann 18 Jahre alt bist, wird das Depot automatisch auf dich übertragen und du kannst eigenständig damit arbeiten. 

Es gibt etwa drei bis vier Banken, die Juniordepots anbieten – sowohl Direktbanken als auch größere und bekanntere Banken. Die Kosten sind auf jeden Fall überschaubar. Es ist empfehlenswert, vor allem für Eltern, ihren Kindern nahezulegen, dass sie ein Juniordepot eröffnen, wenn sie nicht von selbst darauf kommen. Denn das Bewusstsein für Geld und Investitionen ist viel wertvoller als das Taschengeld, das man momentan investieren kann. Wenn man nicht investiert, beschäftigt man sich auch nicht damit. 

Selbst wenn man falsch investiert, wird man denken: „Okay, ich habe investiert, aber ich bin noch nicht ganz zufrieden. Ich werde mich weiterbilden, um das zu verbessern.“ Das ist ähnlich wie im Fitnessstudio: Durch die Anmeldung geht man schon den ersten Schritt. Wenn man sich gar nicht erst anmeldet und sich den Kopf darüber zerbricht, wie man anfängt, schiebt man den ersten Schritt immer weiter nach hinten und fängt gar nicht erst an.    

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„Je nachdem, wie bereit man ist, dieses Risiko einzugehen, hat man eine größere Chance, eine höhere Rendite zu erzielen.“

wmn: Gibt es denn Investitionen, bei denen man kein Geld verlieren kann?

Maurice: Was man bei Investitionen auf jeden Fall verstehen muss, ist, dass Rendite und Risiko untrennbar miteinander verbunden sind. Ich denke, es gibt keine Rendite, ohne ein gewisses Risiko einzugehen. Am Aktienmarkt ist es genauso, dass man dafür belohnt wird, den Konsum aufzuschieben und vorerst zu verzichten.

Man muss sich auch den Schwankungen aussetzen. Je nachdem, wie bereit man ist, dieses Risiko einzugehen, hat man eine größere Chance, eine höhere Rendite zu erzielen.

Kamiar: Wissenschaftlich wird auch über Risikoprämien gesprochen. Du wirst dafür belohnt, dass du Risiken eingehst. Deswegen kann man zu hundert Prozent gar nichts versprechen oder bestätigen. 

Wenn du jetzt für über 15 Jahre in dem globalen Aktienmarkt über zum Beispiel ETFs investiert hättest, da gab es keinen Zeitraum länger als 15 Jahre, wo du jemals im negativen gewesen wärst.

Was sind nochmal ETFs?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden und Anleger:innen ermöglichen, in eine breite Palette von Vermögenswerten zu investieren, ohne einzelne Wertpapiere kaufen zu müssen. Sie bilden in der Regel einen bestimmten Index nach und bieten die Möglichkeit, an der Wertentwicklung des Index teilzuhaben. ETFs werden wie Aktien gehandelt, haben niedrigere Kosten als herkömmliche Investmentfonds und bieten Anlegern eine höhere Flexibilität.

Wir sagen trotzdem nicht, dass das hundert Prozentig ist. Wer weiß, was passieren kann? Es ist dennoch sicherer, als jetzt in eine Aktie zu investieren. Man kann das Risiko streuen, aber man kann niemals sagen, dass es eine hundert Prozentige Sicherheit gibt.

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wmn: Wir erleben ja auch gerade weltweit eine Lebenshaltungskostenkrise, in der viele Menschen auf jeden Cent achten müssen. Wie soll man denn da mit dem Investieren anfangen?

Kamiar: Man kann ab 1 € im Monat mittlerweile schon investieren.

wmn: Bringt das denn was?

Kamiar: Es bringt nichts, wenn man es als Mittel zum schnellen Reichtum betrachtet. Allerdings entwickelt man ein größeres Bewusstsein für Geld. Wenn man investiert, steigt die Motivation, noch mehr zu investieren und zudem setzt man sich größere Ziele. Um mehr zu investieren, muss man mehr investieren. Was kann ich tun, um mehr Geld zu verdienen? Welche Fähigkeiten kann ich mir aneignen? Das ist nicht so einfach zu sagen, wenn A, dann B. Das ist kein Schwarz-Weiß-Thema. 

Viele Mitglieder:innen unserer Community haben beispielsweise unsere Bildungsdienstleistungen genutzt. Ein Jahr später kamen sie zu uns und berichteten, dass sie ihren Job gewechselt haben und nun 40 % mehr verdienen. Dieses Ergebnis war nicht das Ergebnis des Wunsches, 40 % mehr Geld zu verdienen, sondern des Wunsches, zu lernen, wie man investiert. 

Es geht darum, einfach anzufangen, und der Rest ergibt sich dann von selbst. Das Bewusstsein für Geld spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

„Aus wirtschaftlicher Sicht ist es unsinnig, sich ein Eigenheim zu kaufen.“

wmn: Wir befinden uns gerade in Berlin, wo viele Menschen Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden. Das ist im Rest des Landes nicht anders. Was ist denn ratsam auf dem Wohnungsmarkt: Mieten oder Kaufen? 

Das Hannoveraner Forschungsinstitut und das schleswig-holsteinische Institut Arge haben im Auftrag des Bündnisses die Wohnsituation untersucht. Die Verbände, darunter der Mieterbund, die Gewerkschaft IG BAU sowie Sozial- und Branchenverbände der Bauwirtschaft, bezeichnen das Urteil der Wissenschaftler als einen „Alarmruf Wohnungsnot“ an die Politik. Der Studie zufolge fehlt es an rund 700.000 Wohnungen in Deutschland.

Maurice: Das ist eine äußerst individuelle Frage, ähnlich wie beim Investieren. Die Zielsetzung, deine Pläne und die Voraussetzungen, die du mitbringst, spielen hier eine große Rolle. Hast du bereits Rücklagen? Beim Investieren ist es äußerst wichtig, kein Geld anzulegen, das du in naher Zukunft benötigst. Es ist ein langfristiges Spiel. 

Das Geld sollte langfristig für dich arbeiten. Wir haben bereits gelernt, dass es keine schnellen Gewinne gibt. Daher ist es wichtig, eine Rücklage oder einen Notgroschen aufzubauen und dann das überschüssige Geld zu investieren.

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Kamiar: Beim Thema Kaufen oder Mieten kann man die rationale Betrachtungsweise einnehmen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es unsinnig, sich ein Eigenheim zu kaufen. Der wirtschaftliche Sinn ergäbe sich beim Kauf zum Vermieten. Bei der Eigennutzung verschuldet man sich lange bei der Bank, hat keine steuerlichen Vorteile und generiert kein Geld, da man im Grunde genommen Schulden abbezahlt, um ein Immobilienvermögen zu haben. Das Eigenheim möchte man dann auch nicht verkaufen, entweder wegen der emotionalen Bindung oder weil man bereits viel Geld investiert hat.

Erst wenn man so viel Geld hat, dass es einem egal ist, wie viel man für eine Wohnung ausgibt, könnte es sich lohnen. Aber der durchschnittliche Angestellte erreicht das mit seinem Durchschnittsgehalt selten.

Ein anderer Aspekt ist die emotionale Rendite. Wenn das Ziel darin besteht, ein eigenes Zuhause zu besitzen, dann ist das die richtige Entscheidung für dich.

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wmn: Wenn wir das auf das Rententhema zurückbringen. Wir haben zuvor darüber gesprochen, dass wir als Rentner weniger Geld bekommen werden. Wäre es dann nicht sinnvoller, bereits jetzt ein Eigenheim zu kaufen, um im Alter keine Probleme mit der Miete zu haben?

Kamiar: Da stimme ich dir zu. Aus meiner wirtschaftlichen Perspektive kann ich nur sagen, dass ich den Kredit nehme und ihn nicht selbst zurückzahle, sondern jemand anderen dies tun lasse. Wenn das erfolgreich verläuft, gewinnt die Bank Vertrauen und ein Jahr später kaufe ich eine weitere Immobilie, die auch abbezahlt wird. So habe ich mit 70 Jahren nicht nur eine abbezahlte Immobilie, sondern im besten Fall 10–20, die mir jeden Monat Mieteinnahmen bringen.

Maurice: Kamiar hat gerade die Opportunitätskosten beschrieben, was in diesem Zeitraum möglich wäre. Daher ist es eine relative Frage. Natürlich ist es besser, etwas zu haben, als nichts. Aber was geht darüber hinaus?

Kamiar: Hier ist wichtig zu beachten, wer du bist und welchen sozioökonomischen Hintergrund du hast. Für meine Eltern war es die beste Entscheidung, ein Eigenheim zu kaufen. Warum? Sie hätten niemals jeden Monat 1.000 € ansparen können, um sich jetzt eine Immobilie leisten zu können. Aufgrund ihres Hintergrunds hatten sie keinen Zugang zu finanzieller Bildung und konnten nie auf das kommen, was ich gerade beschrieben habe.

Aus diesem Grund ergibt es für viele Menschen Sinn. Wenn das Geld auf dem Konto gespart wäre, hätten sie gesagt: „Wir möchten jetzt in den Urlaub fahren, also fahren wir in ein paar Monaten“. Es kommt also wirklich immer auf die individuelle Person an. Aber für uns junge Menschen, die einen einfachen Zugang zum Wissen haben wie noch nie zuvor, empfehle ich das, wie ich es vorhin gesagt habe.

wmn: Ihr habt vorhin auch den Notgroschen angesprochen. Wenn wir das jetzt einmal verallgemeinern: Wie viel sollte man eurer Meinung nach als junger Mensch unter 30 als Notgroschen beiseitegelegt haben? 

Maurice: Wir geben immer eine pauschale Empfehlung ab. Es ist ratsam, drei bis sechs Monatsgehälter als Reserve zur Verfügung zu haben, falls beispielsweise die Waschmaschine kaputtgeht oder es im Job nicht wie geplant läuft. Tagtäglich ereignen sich unvorhersehbare Situationen, und daher ist es gut, ein finanzielles Polster zu haben.