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Brandenburgs kurioseste Attraktion: Niemand kennt Ritter Kahlbutz – wmn-Autorin vor Ort

Mitten in Brandenburg befindet sich eine der kuriosesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Erfahre hier, warum du sie gesehen haben solltest.

© IMAGO / Schöning

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Kampehl, ein beschauliches Dorf in der Prignitz nahe Neustadt (Dosse), wäre wohl kaum überregional bekannt – wenn da nicht eine ganz besondere Erscheinung in der örtlichen Kirche für Staunen und Gänsehaut sorgen würde: die unverweste Mumie des Ritters Christian Friedrich von Kahlbutz. Sie gilt als eine der kuriosesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Doch was steckt dahinter? Alle spannenden Fakten.

Disclaimer: Das gezeigte Bild der Mumie von Ritter Kahlbutz kann für empfindliche Personen verstörend wirken. Es dient ausschließlich dokumentarischen und informativen Zwecken im Kontext der Berichterstattung über ein historisches Phänomen. Bitte lies nur weiter, wenn du dich dazu in der Lage fühlst.

In Deutschland: Die rätselhafte Mumie von Ritter Kahlbutz

Seit über 300 Jahren liegt er in der Gruft der Kampehler Kirche – wie von einer unsichtbaren Macht konserviert. Keine Einbalsamierung, keine klimatische Kühlung, und doch: Der Leichnam ist erhalten geblieben. Ein Phänomen, das bis heute Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt fasziniert. Doch wer ist Christian Friedrich von Kahlbutz?

Der Ritter lebte im 17. Jahrhundert, war Gutsherr und Soldat – und offenbar nicht gerade zimperlich. Kahlbutz galt als Mann mit zweifelhaftem Ruf – berüchtigt dafür, den Frauen seiner Untergebenen nachzustellen und sich dabei nicht selten auf das sogenannte „Recht der ersten Nacht“ zu berufen.

Im Gruftanbau der Kampehler Kirche bei Neustadt befindet sich Deutschlands berühmteste Mumie, die des Ritters Christian Friedrich von Kahlbutz Credit: IMAGO / Schöning

Dieses mittelalterliche Vorrecht, wonach ein Gutsherr das Recht auf die erste Nacht mit einer frisch vermählten Magd beanspruchen durfte, wurde zwar offiziell längst nicht mehr praktiziert, soll aber im Fall des Ritters dennoch Anwendung gefunden haben.

Eine Magd widersetze sich

Im Jahr 1690 widersetzte sich jedoch eine junge Magd namens Maria Leppin diesem Anspruch. Sie war dem Schäfer Pickert aus dem benachbarten Dorf versprochen und verweigerte dem Ritter den geforderten Gehorsam. Was dann geschah, ist Stoff für eine düstere Legende: Als Pickert eines Tages seine Herde auf dem Land des Gutsherrn weiden ließ, stellte ihn Kahlbutz – und tötete ihn im Verlauf eines Streits. Maria Leppin beschuldigte daraufhin den Ritter des Mordes.

Vor Gericht soll er sich durch seinen Adelsstand freigekauft haben – ein Verhalten, das ihm laut volkstümlicher Legende später zum Verhängnis wurde. So sagt man, er habe auf dem Sterbebett geschworen, dass sein Körper verwesen werde, wenn er zu Unrecht freigesprochen worden sei. Doch der Verfall blieb aus. Und damit begann der Mythos.

Er heiratete dort eine Frau aus einem alteingesessenen Adelsgeschlecht und hatte mit ihr mehrere Kinder. Wohl aber nicht nur mit ihr. Credit: IMAGO / Rolf Zöllner

Todesursache noch immer nicht geklärt

Tatsächlich ist der mumifizierte Körper heute vollständig erhalten, samt Bartstoppeln und Kleidung aus jener Zeit. Das Gesicht eingefallen, die Hände auf der Brust verschränkt – so liegt der Ritter in einem gläsernen Sarg in der Gruft der Feldsteinkirche. Die kühle Dunkelheit des Raumes und das diffuse Licht schaffen eine Atmosphäre, die viele Besucher*innen gleichzeitig abschreckt und anzieht.

Was aber steckt hinter dem Phänomen? 2023 nahm sich die Medizinische Hochschule Brandenburg des Falles an. Man wollte klären, warum der Körper so gut erhalten ist. Gefunden wurde unter anderem ein Bleistift aus den 1920er-Jahren im Körper des Ritters – und eine Münze unter seiner Zunge. Die Ursachen bleiben unklar.

Zudem fehlen Spuren künstlicher Mumifizierung. Weshalb Expert*innen vermuten, dass der Körper durch Luftzirkulation im erhöht stehenden Doppelsarg natürlich austrocknete – und so konserviert wurde.

Neugierig geworden? Die Anreise

Ev. Kirche Kampehl
Kampehl 29
16845 Neustadt (Dosse)