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Somnophilie: Ist der Sleepyfetish der niedlichste Fetisch der Welt?

Im Interview mit zwei Sleepyfetishanhängern Danny & Keara erfahren wir, was es heißt, von Schlafenden angeturnt zu werden.

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Die meisten Menschen schlafen am liebsten auf der Seite. Foto: istock/g-stockstudio /

Fetische faszinieren die Menschheit seit es Sex gibt. Jeder steht auf etwas anderes. Der eine steht auf Lack und Leder, andere bekommen zittrige Knie, wenn sie sich in Batman und Robin-Verkleidung sehen. Heute wollen wir uns einen Fetisch zuwenden, der in der Öffentlichkeit nur wenig Aufmerksamkeit erfährt und doch eine rieisige Community hat: Der Sleepy Fetisch oder auch die Somnophilie. 

Was ist der Sleepyfetisch?

Der Sleepyfetisch wird in Fachkreisen auch Somnophilie genannt. Anhänger dieses Fetischs finden es erregend, Schlafende zu beobachten.

Im Interview mit Danny & Keara, 2 Sleepyfetischfans

Wir haben Danny (36 Jahre alt, Sleepyfetisch-Filmproduzent und Drehbuchautor) und Keara (25 Jahre alt, Somnophilie Fetisch-Model) zum Interview eingeladen. Sie sprechen mit uns über ihre Vorliebe für schlafende Menschen.

Die beiden sind in der deutschen Sleepyfetischcommunity schwer aktiv. Sie sind selbst Anhänger der Somnophilie und drehen erfolgreich Filme in diesem Genre.

wmn: Dieser Fetisch klingt sehr zwielichtig. Sex mit Schlafenden ist ja nicht möglich, ohne dass der Schlafende aufwacht. Wie soll das funktionieren?

Danny: Ja, diese Vorurteile hören wir immer wieder. Tatsächlich geht es bei der Somnophilie aber sehr wenig um Sex. Der Sleepyfetish feiert die Schönheit des schlafenden Körpers. Die Models müssen vor allem schauspielern können, dass sie schlafen. 

Keara Sleepyfetish
Keara während eines ihrer Sleepyfetishvideosdrehs.(Photo: Daniel Kelterbaum )

wmn: Ihr seid ein 2-Mann-Unernehmen. Der eine dreht, der andere modelt. Was ist euch bei den Somnophilie-Videos, die ihr zusammen dreht, am wichtigsten?

Keara: Definitiv das Vertrauen zueinander. Für mich als Model bedeutet jedes Video, dass ich mich vollkommen fallenlassen kann. Bei unseren Sleepyfetischvideos spiele ich immer eine Schlafende, die durch die Gegend gerollt und gezogen wird. Meine Beine, Arme und mein gesamter Körper werden vor laufender Kamera auf das kleinste Detail inspiziert. Ohne gegenseitiges Vertrauen geht das nunmal nicht.

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Da sie das Schlafen nur spielt, kann sie auch zwischendrin mal durchatmen.(Photo: Danny Closer)

wmn: Bist du auf den Videos nackt?

Danny: Eigentlich machen wir nie Videos, auf denen nackte Körper zu sehen sind. Wenn ein Model sich gerne nackt präsentieren möchte, ist das kein Problem. Doch das wird von unserer Community nur sehr selten gefordert. Wir machen eben keine Pornos. 

Kira: Ich finde nackte Menschen persönlich total unästhetisch. Sie erinnern mich irgendwie an unbeholfene Tiere. Das ist nicht sexy. Ein schöner Körper in T-Shirt und Höschen: Das ist sexy.

wmn: Was unterscheidet ein Sleepyfetischmodel von einer Pornodarstellerin?

Keara: Die beiden Berufe haben nicht viel miteinander gemeinsam. Wir zeigen keinen Sex vor der Kamera. Ich habe Klamotten an und wir ziegen keine sexuellen Handlungen. Es ist ein sehr unschuldiger Anblick, zu dem Sleepyfetish-Fans vor dem Bildschirm masturbieren können.

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Sleepyfetisch: Wenn man andere gern beim Schlafen beobachtet.(Photo: akvafoto)

wmn: Aber es geht in den Videos doch nicht nur um das Schlafen an sich?

Danny: Nein, natürlich nicht. Es gibt ganz verschiedene Arten von Somnophilie-Clips, die wir drehen. Aber alles ohne Geschlechtsverkehr. 

Keara: Ein Clip kann beispielsweise so beginnen: Ich sitze auf dem Bett und lese ein Buch. Dann kommt Danny als Bösewicht verkleidet ins Zimmer und hält mir einen nassen Waschlappen mit „Chloroform“ ins Gesicht und ich werde ohnmächtig. Manchmal schlägt er mich auch mit einem Knüppel auf den Hinterkopf und ich wehre mich und strample panisch. Natürlich alles nur Schauspielerei.

wmn: Das klingt aber doch sehr brutal. 

Danny: So soll es ja auch aussehen. Es ist eben ein Schauspiel und ein vollkommenes Vertrauensverhältnis. Nachdem sie ohnmächtig ist, beginne ich mit ihrem Körper zu spielen und rolle sie auf dem Bett hin und her. Wenn sie dann doch noch einmal wach wird, dann schlage ich ihr mit der Keule auf den Kopf.

wmn: Und die Sleepyfetish-Community will diese Brutalität sehen?

Danny: Das kommt sehr darauf an. Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Clips. 

  1. Sleepy Clips: Bei diesen Clips liegt das Model von Anfang bis Ende in der Ohnmacht und jemand anders spielt mit ihren Extremitäten.
  2. Story Slips: Die Schlafende wird in eine Geschichte eingebaut. Zum Beispiel gelangt ein Einbrecher in die Wohnung. Oder ein Alien landet in ihrem Vorgarten, beschießt sie mit einer Nerf Gun und nimmt die Ohnmächtige mit aufs Schiff, um sie zu untersuchen. Hier ist Kreativität gefragt.
  3. Nekro-Clips: Bei diesen Videos geht es tatsächlich darum, dass das Sleepymodel stirbt. Entweder durch Chloroform, eingeflößte Drogen, Genickbruch, Erstechen und so weiter. Dabei geht es der Community aber nicht um den Sex mit den Toten, sondern darum zu sehen, wie der Körper des Models sich auf die verschiedenen Todesursachen hin verhält.

In fast allen Clips gibt es früher oder später eine Body Blame Szene, die den gesamten Körper zeigt. Oft wird er herumgeschubst und eingedreht, um zu zeigen wie weich der Körper wirklich ist. Genau das wollen die Leute sehen: Die Schlaffheit des Körpers.

Das Spielen ist der Dreh- und Angelpunkt des Fetisch. Man entdeckt den gesamten Körper. Da ist sehr viel Zärtlichkeit dabei.

– Danny

wmn: Inwiefern hat Somnophilie etwas mit Nekrophilie zutun?

Danny: Herzlich wenig. Nekrophile wollen Sex mit Toten haben. Sie Anhänger des Sleepyfetisch sind fasziniert vom weiblichen Körper in seiner unschuldigsten Form. Nur gucken, nicht anfassen. Alle wissen, dass es Schauspielerei ist. 

wmn: Gibt es auch Anhänger dieses Fetischs, die in Bars gehen, um dort Frauen unter Drogen zu setzen und sie dann gegen ihren Willen zu missbrauchen? 

Danny: Arschlöcher gibt es überall. Aber das hat nichts mit dem Sleepyfetisch an sich zutun. Ich habe selbst schon Anzeige gegen so manchen Film-Produzenten erstattet, der seine Models mit Roofies füttert. Von diesen illegalen Machenschaften distanzieren wir uns aber auf das Schärfste.

wmn: Was findet ihr so sexy am Sleepyfetisch?

Keara: Ich wusste bis vor zwei Jahren noch gar nicht, dass es diesen Fetisch überhaupt gibt. Schon als Kind habe ich das Gefühl geliebt, mich im wahrsten Sinne des Wortes hängen zu lassen. Ich habe immer viel Theater gespielt und da habe ich die Rollen übernommen, bei denen ich entweder erschossen wurde oder in Ohnmacht fiel.

Der eine mag Hände, der andere mag halt Füße, wieder andere finden Schlafende heiß.

– Keara

Danny: Ein schöner Körper ist mir sehr wichtig. Ich stehe vor allem auf mollige Frauen. Vielleicht liegt das daran, dass ich selbst so ein dünner Hering bin. Der Anblick einer schönen Frau, mit der gespielt wird, ist einfach fantastisch. 

Viele sprechen über Sex, nur über seine eigenen Vorlieben spricht keiner. Es ist schade, dass Menschen sich für abnormal halten, obwohl es das Normalste von der Welt ist.

Der Fetisch ist einer der häufigsten in Deutschland, es spricht nur keiner drüber.

– Danny

Danny: In den allermeisten Fällen sind es die Frauen, die beim Sleepyfetishclips schlafen. Sie stehen darauf, mit sich spielen zu lassen. Die Zuschaur stehen darauf, ihnen dabei zuzusehen. Bei Keara werden die Fans ganz wahnsinnig wegen der Hände, ihres Gesichts oder ihrer Ohren. Und trotzdem müssen wir betonen, dass es ein Fetisch ist und bleibt. BDSDM mag auch nicht jeder, aber es ist viel mehr in der Gesellschaft akzeptiert.  

wmn: Welche verschiedenen Arten des Sleepyfetisch gibt es?

Das kann man gar nicht genau sagen. Die Somnophilie ist so breit gefächert. Generell kannst du jeden anderen Fetisch mit dem Sleepyfetisch verbinden. Am häufigsten kommt der Fußfetisch in Verbindung mit dem Sleepyfetisch auf, das kann man beispielsweise auf der Website feetandsleep.com sehen. Auch Hände und Ohren sind gerne genommen. Auf manchen Webseiten werden auch Pornosleepyfetischvideos angeboten. Gängig sind Clips von “Ärzten”, die “Patientinnen” narkotisieren und dann mit ihnen Sex haben.

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