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Giftige Kleider im 19ten Jahrhundert: Darum trug man sie trotzdem

Trägst du gerne grüne Kleider? dann kannst du dich glücklich schätzen, dass diese nicht mehr giftig sind. Hier erfährst du mehr.

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Im Bata Shoe Museum in Toronto wurde ein giftiges Kleid ausgestellt. Foto: Rick Madonik / Kontributor via Getty

In der Modebranche hört man häufig die Aussage, dass, wer schön sein will, auch leiden muss. Heutzutage sagt man das meistens aus Witz. Im viktorianischen England hat das allerdings ganz anders ausgesehen. Wer damals ein grünes Kleid anziehen wollte, musste in Kauf nehmen, dass diese mit dem giftigen Stoff Arsen gefärbt wurden. Hier erfährst du mehr über die giftigen Kleider aus dem 19. Jahrhundert.

Darum waren grüne Kleider im viktorianischen Zeitalter giftig

Arsen konnte man viktorianischen Großbritannien überall finden. Das chemische, billige Element wurde in Kerzen, Vorhängen und Tapeten verwendet, schreibt James C. Whorton. Neben haushaltlichem Nutzen hat das giftige Element zudem auch die Eigenschaft, Stoffe in leuchtend grüne Farbe zu färben. Vor allem für Kleider, Handschuhe, Schuhe und auch künstliche Blumenkränze, mit denen Frauen ihre Haare und Kleider geschmückt haben, wurde der Stoff verwendet. Aus diesem Grund werden diese Kleider giftig genannt.

Denn, als kleines Molekül, das leicht in Zellen eindringen kann, kann Arsen über mehrere Mechanismen Zellschäden und -tod verursachen. Die Störung der Zellatmung erklärt die starke Toxizität des Arsens. Darüber hinaus kann Arsengas direkt mit den Membranen der roten Zellen interagieren.

Der Tod von Matilda Scheurer

Aber genau wie bei der Produktion von Kleidung heutzutage, haben auch damals schon die Menschen, die die Kleidung hergestellt haben, mehr darunter gelitten als die Träger:innen.

Es gibt die berichtete Geschichte der 19-jährigen Kunstblumenmacherin Matilda Scheurer, die 1861 gestorben ist. Scheurer ist allerdings nicht an einem frühzeitigen natürlichen Tod gestorben, sondern an Arsen. Ihr Job war es, die Blumen mit grünem, und somit arsenhaltigem Pulver zu bestäuben, was zu ihrem grausamen Tod führte. Denn, bevor sie gestorben ist, musste sie sich erbrechen, hatte Schaum vor dem Mund, grüne Galle und Fingernägel. Zudem hat sich das weiße in ihren Augen auch grün verfärbt. Laut Berichten wurde bei der Autopsie Arsen in ihrem Magen, ihrer Leber und ihrer Lunge gefunden.

Wie sind die Arbeitskonditionen in der Modeindustrie heute?
Viele Unternehmen lassen ihre Kleidung in Fabriken in Asien herstellen. Dort arbeiten die Arbeitnehmer:innen oft unter schrecklichen Verhältnissen. Die Beschäftigten arbeiten in der Regel ohne Belüftung, atmen giftige Stoffe und/ oder Faserstaub oder gestrahlten Sand in unsicheren Gebäuden ein. Auch Unfälle, Brände, Verletzungen und Krankheiten passieren in den Textilbetrieben sehr häufig. Darüber hinaus sind die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie regelmäßig verbalen und körperlichen Misshandlungen ausgesetzt.

Der Tod der Kunstblumenmacherin lenkte die Aufmerksamkeit auf die giftigen Kleider. So hat das britische Medical Journal geschrieben, dass Frauen mit arsenhaltigen Kleidern „in ihren Röcken genug Gift mit sich führt, um alle Verehrer zu töten, denen sie in einem halben Dutzend Ballsälen begegnen“. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts hat sich dann langsam die öffentliche Meinung gegen diese tödliche Grüntönung gewendet.

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Im Bata Shoe Museum in Toronto wurden einige grüne, giftige Kleider ausgestellt. Foto: Roberto Machado Noa / Kontributor via Getty

Heutzutage verwenden wir kein Arsen mehr, um Kleidung grün zu färben. Man kann also sagen, dass das Zeitalter der giftigen Kleider vorbei ist.