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Gründe, warum du den Clean Girl Look nicht nachstylen solltest

Sicher hast du schon mal von dem Clean Girl Look gehört. Warum dieser problematisch sein kann, erfährst du hier.

Hailey Bieber macht – gewollt, oder nicht – auch den Clean Girl Look nach. Foto: Rachpoot/Bauer-Griffin / Kontributor via Getty

Das Jahr 2022 war das Jahr der verschiedenen Ästhetiken. Was das bedeutet? Auf TikTok sind immer bestimmte Lebensstile viral gegangen, die dann von möglichst vielen User:innen nachgemacht worden ist. Darunter fällt auch der sogenannte Clean Girl Look. Was das ist und warum er problematisch sein kann, erfährst du hier.

Die schwedische Influencerin Matilda Djerf ist unter anderem zum inoffiziellen Gesicht des Trends geworden. Ihre eigene Message hat aber relativ wenig damit zu tun. Photo provided by Djerf Avenue.

Ein halbes Jahr später: Ist der Clean Girl Look immer noch beliebt?

Jein! Den Look kann man als Kickstarter vieler anderen Ästhetiken nennen, die momentan auf TikTok beliebt sind. So gibt es momentan beispielsweise die Vanilla Girl Ästhetik, die nur kleine Unterschiede zum Clean Girl Look hat.

Eines steht fest: Den natürlichen Makeup Look der Ästhetik haben wir mit ins Jahr 2023 genommen!

Was ist die sogenannte Clean Girl Ästhetik?

Die „Clean Girl“ Ästhetik ist vor ein paar Monaten auf TikTok viral gegangen. Zu dem Look gehört ein gewisser Make-up Look und Kleidungs- und Lebensstil. Aber was bedeutet das? Im Endeffekt bedeutet dieser Look, dass der/die Träger:in minimal und „sauber“ aussehen soll.

Kann jeder den „Clean-Girl“ Look nachmachen?

Theoretisch ja. Wenn man sich allerdings Tutorial-Videos auf TikTok anschaut von Influencer:innen, die ihre Produkte und Marken zeigen, merkt man, dass der Trend nur eine kleine Anzahl an Menschen anspricht. Wir zeigen dir 3 Gründe, warum der „Clean Girl-Style“ nichts für jeden Menschen ist.

1. Hohe Preise

Matilda Djerfs Modelabel „Djerf Avenue“ ist eine der beliebtesten Kleidungslinien unter affinen Clean Girl Fans. Die oversized Hemden, gerade geschnittenen Hosen und süßen Crop Tops sind „Staple-Items“ für den Trend-Look. Es gibt allerdings auf der Website kein Kleidungsstück unter 50 €. Der Preis eines Hemdes liegt beispielsweise bei 109,00 € und der eines Crop Tops bei 59,00 €. Dazu muss man sagen, dass laut der Website alle Produkte in Portugal ethisch produziert und hergestellt werden, was den Preis erklärt. Man kann Djerf Avenue und ihrer Gründerin Matilda somit auch keine Vorwürfe machen. Dass Kleidung, die ethisch und fair produziert wird teuer ist, ist uns allen klar, und je mehr Modelabel ihre Kleidung fair produzieren, desto besser.

Djerf Avenue zeigt, dass nur weil es einem Trend angehört, nicht gleich ein schlechtes Unternehmen ist. Photo provided by Djerf Avenue.

Dennoch kann sich das nicht jede:r leisten. Der „Clean Girl“ Look scheint daher an eher privilegierte Menschen gerichtet zu sein, und nicht an die breite Masse. Natürlich kann man den Look mit der „billigeren“ Version von einem herkömmlichen Laden in der Innenstadt erreichen. Warum das allerdings nicht die Lösung ist, kann man mit einem Beispiel aus der Schulzeit erklären. Durch den sozialen Druck haben viele nicht-wohlhabende Schüler:innen das Gefühl, auch Markenkleidung wie die wohlhabenderen zu tragen.

Wie die TikTok Userin Beckyjade in ihrem Video sagt, hat der „Clean Girl“ Look an sich wenig mit den Outfits zu tun. „Die Clean-Girl-Ästhetik ist der Inbegriff der erfolgreichen, weißen, reichen Firmenchefin. [… ] Und deshalb ist sie so erfolgreich. Sie verkauft einen Lebensstil, und nicht nur einen Blazer.“ Schau dir hier nochmal ihr Video an:

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2. Mangelnde Repräsentation: Hübsch, dünn und weiß

Wenn man durch den Hashtag „Clean Girl“ auf TikTok geht, sieht man hauptsächlich denselben Typ Frau: Hübsch, dünn und weiß.

Wo sind die People of Colour?

Zum „Clean Girl“ Look gehört nicht nur schlichte, teure Kleidung, sondern auch ein schlichtes, glowing Make-up. Bei dem Make-up Trend haben sich einige Schwarze Creator:innen aufgeregt, da der Trend spezifisch nur für weiße Menschen wäre.

TikTok Userin Katouche hat darauf hin auch ein Video auf TikTok gepostet, in dem sie erklärt, dass der „Clean Girl“ Look an Leute gerichtet ist, die sich an Schönheitsideale und Standards halten. Sie vergleicht den Trend mit dem veralteten, stereotypischen Denken, dass Frauen „rein“ und „perfekt“ sein sollten, weswegen sie eher kritisch gegenüber dem Look sei. Hier ihre Erklärung im Video:

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Auch wenn man den Begriff „Clean Girl Look“ oder „Clean Girl Fashion“ bei Suchmaschinen wie Google oder Bilder-Plattformen wie Pinterest und Instagram eingibt, werden einem nur weiße Creator:innen und Models gezeigt. Dies liegt nicht daran, dass PoC-Creator:innen nicht an dem Trend interessiert sind, sondern, dass der Trend und deren Nachfrage nicht sonderlich divers ausgesetzt sind. Aus diesem Grund haben schwarze Creator:innen ihren eigenen Hashtag unter #cleangirlaestheticblackgirl erstellt.

3. Body Positivity?

Ähnlich wie bei dem oben genannten Punkt richtet sich die „Clean Girl“ Fashion hauptsächlich an dünne Frauen. Obwohl dies nicht explizit ausgesprochen wird, sieht man so gut wie gar keine Creator:innen, die nicht als konventionell schlank angesehen werden. Videos auf TikTok von Plus-Size Creator:innen, die Outfits inspiriert von dem „Clean Girl“ Look modeln, haben oft viel weniger Likes und Views, obwohl sie manchmal sogar fast dieselben Outfits anhaben.

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Man muss allerdings dazu sagen, dass Matilda Djerf, die das inoffizielle Gesicht des Trends ist, einen großen Wert auf body-diversity legt. Djerfs Modelabel bietet alle Kleidungsstücke in Größen zwischen XXS und XXL an. Dazu sind auf der Website Models in allen Größen vertreten.

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Die „Clean Girl“ Ästhetik kann sich nicht vom sozialen Druck trennen

Die „Clean Girl“ Fashion kann man nicht als inklusiv bezeichnen, als diskriminierend allerdings auch nicht. Der Trend ist lediglich geplagt von veraltenden Denkweisen, mit einem Frauenbild, das sehr an den“Amerikanischen Traum“ erinnert.

Was ist der „Amerikanische Traum“?
Laut dem Bush Center ist die Ideologie ist ein bedeutender Bestandteil der amerikanischen Kultur, mit dem Grundgedanken von einem besseren Leben, welches auf gleichen Chancen und Möglichkeiten für jeden basieren soll. Es soll jeder Amerikaner:in, egal welcher Herkunft und gesellschaftlichem Status, möglich sein, seine Ziele, Erfolge und Wohlstand durch eigene Anstrengung und Arbeit zu erreichen.

Die Ästhetik und Fashion hinter dem Trend hat nichts mit den Kleidungsstücken zu tun, sondern eher mit dem, was sie verkörpern. Wenn man den „Clean Girl“ Look erreicht hat, soll man für andere Leute aussehen, als hätte man sein Leben unter Kontrolle.