Ein Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sorgt ganz aktuell für hitzige Diskussion: Wohlhabende Rentnerinnen könnten künftig eine Solidaritätsabgabe von rund 10 Prozent auf ihre Alterseinkünfte zahlen müssen – zugunsten ärmerer Seniorinnen, wie tagesschau.de bereits berichtete. Was genau das bedeutet, wer betroffen wäre und warum der Vorschlag umstritten ist, erfährst du hier.
Was genau das DIW vorschlägt
Das DIW fordert eine gerechtere Verteilung innerhalb der älteren Generation. Der sogenannte „Boomer-Soli“ wäre eine Abgabe auf gesetzliche, betriebliche und private Renteneinkünfte – aber nur für die obersten 20 Prozent der Rentner*innen, also für diejenigen mit besonders hohen Alterseinkommen.
Konkret schlägt das DIW eine Sonderabgabe von rund 10 Prozent ab einem monatlichen Freibetrag von etwa 1.000 Euro vor. Die Einnahmen würden in einen Sozialfonds fließen, der gezielt ärmere Rentner*innen unterstützt – zum Beispiel durch Zuschüsse oder höhere Grundsicherung im Alter.
Das Ziel: Altersarmut senken und den sozialen Ausgleich unter den Rentner*innen stärken. Laut DIW könnte die Armutsquote unter Älteren von 18 auf 14 Prozent sinken, und das Einkommen der ärmsten 20 Prozent würde um rund 10 bis 11 Prozent steigen.
Wer zahlt den Boomer-Soli – und wer nicht?
Der Vorschlag richtet sich nicht an alle Rentner*innen, sondern gezielt an wohlhabendere Haushalte im Ruhestand – vor allem aus der sogenannten Babyboomer-Generation (Geburtsjahrgänge ca. 1955–1969). Sie verfügen laut DIW oft über überdurchschnittliche Renten, Immobilienvermögen und Ersparnisse.
Alle Rentenempfänger*innen mit weniger als rund 1.000 Euro pro Monat wären komplett ausgenommen. Im Durchschnitt würde die Abgabe für Betroffene 3 bis 4 Prozent ihres Nettoeinkommens ausmachen – bei sehr hohen Renten könnte es mehr sein.
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Kritik am Boomer-Soli: Generationenkampf oder fairer Ausgleich?
Der Vorschlag stößt auf gemischte Reaktionen. CDU/CSU lehnen ihn ab. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert, dass die Abgabe nur innerhalb der Rentnergeneration umverteilt – echte soziale Gerechtigkeit müsse auch Vermögen und Kapitalerträge stärker erfassen.
Dagegen meint DIW-Ökonom Stefan Bach, dass gerade ein moderater Beitrag der wohlhabenderen Rentner*innen helfen könne, das System langfristig zu stabilisieren – ohne jüngere Generationen zusätzlich zu belasten.
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Gute Idee oder politisch kaum machbar?
Der „Boomer-Soli“ ist bislang nur ein Vorschlag aus der Forschung – kein Gesetzesvorhaben. Doch er bringt eine wichtige Debatte ins Rollen: Wie soll die soziale Absicherung im Alter künftig aussehen, wenn gleichzeitig die Babyboomer in Rente gehen und die Bevölkerung altert?
„Deutschland sollte das Rentenalter regelgebunden erhöhen – zwei Drittel der zusätzlichen Lebenszeit gehen in Arbeit und ein Drittel in Ruhestand“, so die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, zur Rheinischen Post. Inzwischen befürwortet die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft eine Sonderabgabe für wohlhabende Rentner*innen. „Ich finde es gar nicht verkehrt über einen solchen Vorschlag nachzudenken“, sagte Schnitzer dem Bayerischen Rundfunk.
Ob der Vorschlag politisch durchsetzbar ist, bleibt offen. Klar ist: Die Schere zwischen armen und reichen Rentner*innen geht weiter auseinander.
Gender Pension Gap: Rente von Frauen ist 27,1 % niedriger als die von Männern
Frauen stehen in Sachen Einkommen nach wie vor schlechter da als Männer – und das gilt auch für die Rente. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, erhielten Frauen ab 65 Jahren 2023 nur 18.663 Euro brutto jährlich, während Männer derselben Altersgruppe durchschnittlich 25.599 Euro brutto bekamen. Diese Einkünfte setzen sich aus Renten, Hinterbliebenenrenten und privater Vorsorge zusammen. Damit beträgt der sogenannte Gender Pension Gap laut dem Statistische Bundesamt 27,1 Prozent.
Dabei sind die Ursachen für das Einkommensgefälle im Alter sind vielfältig, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Dabei werden diese Gründe am häufigsten angeführt:
- Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Branchen als Männer.
- Sie sind öfter in Teilzeitstellen tätig.
- Frauen nehmen häufiger und längere Auszeiten für Care-Arbeit.
- Sie sind seltener in Führungspositionen anzutreffen.
Um den Gender Pension Gap auszugleichen, sollten Frauen auf die Altersvorsorge achten. Was dabei wichtig ist, liest du in diesem Artikel: Altersvorsorge für Frauen.