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Psychologie: So definiert die Wissenschaft Schönheit

Das Phänomen der Schönheit: Was bedeutet Schönheit eigentlich aus psychologischer Sicht? Hier erfährst du alles dazu.

Frau vor Spiegel
Definieren wir Schönheit alle unterschiedlich? Foto: Pexels / Ozan Çulha

Du kennst bestimmt den Spruch: “Schönheit liegt im Auge des Betrachters.” Doch was ist Schönheit im Sinne der Psychologie eigentlich wirklich? Hast du dich auch schon einmal dabei beobachtet, wie du einen Menschen neben dir in der Bahn ein paar Sekunden zu lange angestarrt hast, weil die Person in deinen Augen einfach nur absolut hinreißend aussah? Tatsächlich ist das Prinzip Schönheit tief in uns verankert, sodass wir gar nicht anders können, als zu urteilen und beurteilt zu werden. wmn ist dem Ganzen auf den Grund gegangen. 

Was ist Schönheit aus psychologischer Sicht?  

Laut dem Lexikon der Psychologie ist Schönheit physische Attraktivität. Das Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik bezeichnet Schönheit außerdem als ein Phänomen, das historisch als sehr wandelbar gilt. Denn mit der Zeit verändern sich bestimmte Prinzipien und Stereotypen. Damit einher geht auch die Veränderung der Konsequenzen, die durch die Stereotypen entstehen. Zum Beispiel werden gesellschaftlich gesehenen schönen Menschen generell bessere Eigenschaften zugeschrieben. Das nennt man den “Halo-Effekt”. Also ist Schönheit nicht nur eine Privatsache, sondern auch ein Fakt in der Kommunikation und Interaktion. 

Die Schönheits- und Attraktivitätsforschung beschränkt sich allerdings auf viel mehr Bereiche als beispielsweise körperliche Merkmale. So spielen Faktoren wie die Wesenseigenschaften, die soziale Stellung und der berufliche Erfolg eine entscheidende Rolle.

Frauen sitzen vor dem Spiegel und schminken sich
Schönheit nehmen wir alle anders wahr, oder? Foto: Pexels / Yan Krukov

Die Rolle der Äußerlichkeiten 

Schönheit ist mehr als nur ein schönes Gesicht, allerdings ist das Gesicht auch das Erste, worauf wir bei anderen Menschen achten. Joachim Funke von der Universität Heidelberg belegt an einigen Studien, dass die Gesichter der Menschen maßgeblich für unsere Bewertung von Schönheit verantwortlich sind. Das kommt daher, dass sie Emotionen widerspiegeln, die als positiv oder negativ wahrgenommen werden. Auch wird das typische “Durchschnittsgesicht” laut Funke als schön angesehen. Je symmetrischer, desto besser. 

Außerdem lässt dich die Wahrnehmung der körperlichen Attraktivität laut Studien durch den Kulturkreis unterscheiden. Vor allem weibliche Körper sollen demnach in verschiedenen Kulturen unterschiedlichen Idealen entsprechen. Auch der Medienkonsum hat laut der Studien einen unweigerlichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Schönheit. So wird die körperliche Attraktivität von der Gesellschaft in gewisser Weise konstruiert. 

Ist Attraktivität eine Geschlechtersache?  

In ihrer Publikation “Schönheit und Attraktivität” sagt Nina Degele: “Schönheit ist geschlechtlich konnotiert.” Dabei bezieht sie sich auf weitere Publikationen, die geschlechtertheoretisch-feministisch besagen, dass schöne Frauen als ein schönes Statussymbol mächtiger Männer gelten.

Degele bezieht sich dabei außerdem auf eine Analyse Goffmans aus den 1960er-Jahren der Bedeutung von Geschlecht in der Werbung. Dazu sagt sie: “In einer heteronormativitätskritischen Perspektive erweist sich Schönheitshandeln nicht nur als doing gender, sondern auch als doing heterosexuality, das der Naturalisierung von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit dient.” Und was bedeutet das? Einfach gesagt nichts anderes, als dass stereotypische Normen der Heterosexualität durch Schönheitsideale aufrechterhalten werden.

In diesem Sinne ist die Schönheit auch eine Geschlechter-Debatte. Wobei der Psychologe Lars Penke dazu sagt, dass Männer und Frauen Schönheit gleichermaßen bewerten. In dem Falle gibt es also keine Unterschiede.  

Dagegen halten allerdings auch Meinungen, die sagen, dass das ganze Konzept der Schönheit nur auf einem Mythos beruhe. So sagte die amerikanische Feministin Naomi Wolf schon in den 90ern, dass: „‚Schönheit‘ weder eine universelle noch eine unveränderliche Größe“ sei. Es gebe laut ihr keine stichhaltige historische oder biologische Begründung für den Schönheitsmythos. Vielmehr ginge es bei der Debatte um Schönheit einfach nur um Macht und eine Form der Unterdrückung und Kleinhaltung von Frauen. 

Drei junge Frauen machen ein Selfie
Schönheit kann verschiedene Gesichter haben. Foto: Pexels / KoolShooters

Ist Schönheit relativ? 

Jetzt stellt sich uns allerdings immer noch die Frage: Was ist Schönheit denn nun und liegt Schönheit wirklich im Auge des Betrachters? Die Antwort ist: Teils-Teils. Denn laut der Psychologie stehen die meisten Mechanismen, mit denen wir Schönheit beurteilen, fest. Der einzige Unterschied ist eine Form von kulturellen und zeitgenössischen Standards, die sich immer wieder ändern können.

Außerdem ist Schönheit auch eine Geschlechtersache. So ist Schönheit ein Zusammenspiel von stereotypischem Denken, persönlichen Präferenzen und ganz wichtig: physischer Attraktivität, die von emotionalen Gegebenheiten beeinflusst werden kann. Schönheit liegt somit nur zum Teil im Auge des Betrachters. Wenn du also das nächste Mal nicht die Augen von jemandem in der Bahn lassen kannst, weißt du jetzt wieso.

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