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Krebs durch Alkoholkonsum: Diese Maßnahme soll uns retten

Alkohol kann Krebs begünstigen. Daher debattiert das EU-Parlament, welche Maßnahmen den Alkoholkonsum eindämmen können.

Weinflaschen
Alkohol erhöht das Risiko, an Krebs zu erkranken. Das EU-Parlament debattiert daher über Warnhinweise auf alkoholischen Getränken. Foto: Getty Images/ d3sign

Auf Tabakverpackungen ziert seit 2014 ein Warnhinweis, dass Rauchen tödlich sein kann. Der Sonderausschuss zur Krebsbekämpfung des EU-Parlaments fordert nun, dass diese Warnhinweise bald auch auf alkoholischen Getränken zu finden sein sollen. Die Winzer:innen der Nation zeigen sich derweil besorgt über die Beratungen des Europäischen Parlaments.

Sollen Weinflaschen bald durch einen Warnhinweis ergänzt werden?

Die Mitglieder des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung des EU-Parlaments sind überzeugt davon, dass Alkohol ein erhöhtes Krebsrisiko darstellt. Dabei beziehen sie sich auf die Aussagen der Weltgesundheitsorganisation. „In Europa [seien] schätzungsweise zehn Prozent aller Krebsfälle bei Männern und drei Prozent aller Krebsfälle bei Frauen auf Alkohol zurückzuführen“, heißt es in dem Bericht, der laut Angaben der Tagesschau vermutlich am 15. Februar besprochen worden sein soll.

Neueste Berichte des World Cancer Research Funds lassen ebenfalls keine Zweifel daran, dass Alkohol verschiedenste Krebsarten begünstigt. Vor allem Mundhöhlen-, Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren- oder Brustkrebs stehen in Verdacht, durch Alkohol begünstigt zu werden. Der Sonderausschuss verfolgt das Ziel, mit der Gesamtstrategie im Kampf gegen Krebs in Europa den Alkoholkonsum bis ins Jahr 2025 um mindestens zehn Prozent zu reduzieren.

Warnhinweise und Nährstofftabellen als Vorschlag

Warnhinweise auf alkoholischen Getränken sind nur ein kleiner Teil dieses langfristigen Plans, rufen aber schon jetzt kritische Stimmen hervor. Neben Warnetiketten sollen auf der Rückseite auch Angaben zu Nährwerten und Inhaltsstoffen zu finden sein. Wenngleich noch nicht klar ist, wie das aussehen soll, zeigen sich erste Winzer:innen schon besorgt.

Einer von ihnen ist Klaus Schneider, dem ein Weingut im pfälzischen Dirmstein gehört. Er sagt: „Das wäre fatal auch für das Design, aber auch für die Wahrnehmung durch den Verbraucher, durch den Kunden.“ Schneider befürchtet vor allem, dass sich Kund:innen dadurch abschrecken lassen.

Wirtschaftliche Interessen vs. Gesundheit der Menschen

„Insgesamt ist es durchaus ein Risiko, dass das Image des Weines einen Schaden nehmen könnte. Das würde für die Winzer bedeuten, dass es möglicherweise eine Reduzierung des Weinkonsums gäbe. Das würde natürlich mit Einkommensverlusten einhergehen“, betont der Winzer. Auch Einbußen im Tourismus- und Gastronomiebereich werden von Schneider befürchtet.

Die Tagesschau schreibt, dass es hierbei um handfeste wirtschaftliche Interessen geht und zitiert den SWR-Experten Werner Eckert. Er glaubt, dass hinter dem Protest der Winzer:innen „die Angst [steht], dass es ihnen gehen könnte wie der Tabakindustrie. Dass man sagt, wenn einmal festgestellt ist, dass Wein Alkohol ist und Alkohol schädlich ist, dann stellt sich früher oder später die Frage, wieso die Europäische Union den Anbau von Wein fördert – mit Geld, mit Subventionen, wo doch das Produkt selbst schädlich ist.“

Daniela Schmitt ist Weinbau-Ministerin in Rheinland-Pfalz, dem Bundesland mit der größten Rebfläche Deutschlands. Die FDP-Politikerin sorgt sich ebenfalls vor den Warnhinweisen auf Weinflaschen: „Wir erleben, dass unsere Weine Kulturgut sind, sie sind Genussmittel. Und in einem moderaten Konsum durchaus bereichernd.“

Es braucht mehr als nur einen Warnhinweis

Demgegenüber stehen Verbraucherschützer:innen, die vor allem die Nährstoffhinweise auf dem hinteren Teil der Flasche begrüßen. Das führt in ihren Augen dazu, dass sich Kund:innen noch viel besser informieren und bewusster entscheiden können. Rita Rauch, Beraterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz glaubt jedoch nicht, dass ein Warnhinweis große Wirkung zeigen wird – jedenfalls nicht ohne begleitenden Kampagne.

„Mit begleitenden Informationen, zum Beispiel einer Kampagne nützt das den Verbrauchern aber schon was“, sagt Rauch. Dabei sieht sie nicht nur die Gefahren durch Krebs, sondern vor allem die Folgeerkrankungen durch Alkoholkonsum.

Tatsache ist nämlich auch, dass Alkohol bei vielen Menschen längst nicht mehr nur Genuss-, sondern Rausch- und Suchtmittel ist. 6,7 Millionen Menschen trinken Alkohol in Deutschland in riskanter Form. 1,6 Millionen sind alkoholabhängig. 74.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums. Alkohol steht in Zusammenhang mit über 200 verschiedenen Erkrankungen wie Diabetes, Erkrankungen der Leber oder des Herzens uvm.

Ob die Beratungen im Europäischen Parlament positiv ausfallen, bleibt abzuwarten. Allerdings scheiterten ähnliche Anläufe bereits in den Jahren 2006 und 2015. Sollte das Parlament dem Entwurf heute zustimmen, würde ein langer formaler Weg folgen, um die „Beating Cancer Plans“ umzusetzen.

Die Kommission möchte dann im kommenden Jahr einen entsprechenden Entwurf vorlegen. Ein folgendes Gesetzesverfahren könnte sich laut Angaben der Tagesschau bis 2024 hinziehen. Bis die Warnhinweise auf Weinflaschen und anderen alkoholischen Getränken zu sehen sein würden, zieht demnach noch Zeit ins Land.

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