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Sabbatjahr: wann es sich lohnt & wer Anspruch darauf hat

Die Welt dreht sich schneller als du deine To-Do Liste für den Tag abarbeiten kannst? Dann ist es vielleicht Zeit für eine Auszeit in Form eines Sabbatjahres.

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Ein Sabbatjahr kann dir Zeit zum Reisen und Weiterbilden geben. Foto: istock.com/Viktor_Gladkov /

Immer mehr Unternehmen bieten ihren Angestellten die Option auf ein Sabbatjahr. Die einjährige Auszeit soll helfen, sich neu zu orientieren, zu reisen, sich selbst neu zu erfinden und wieder neue Kraft zu tanken. Wir zeigen dir, wann es sich lohnt, ein Sabbatjahr einzulegen und worauf du achten musst.

Was ist ein Sabbatjahr genau?

Ein Sabbatjahr, gap year oder auch Sabbaticle ist eine Auszeit von der Arbeit entweder in Vollzeit oder Teilzeit, die zur Erholung, Neuorientierung oder Weiterbildung genutzt werden kann. Es muss sich dabei nicht immer um ein ganzes Jahr handeln, manche Arbeitgeber bieten eine Sabbatzeit auch ab drei Monate an.

Das besondere an einem Sabbatjahr im Vergleich zu einer einfachen Auszeit ist, dass der Lohn zu einem gewissen Teil noch weiter gezahlt wird. Auch wer zur Uni geht, kann ein Sabbatjahr einlegen in Form eines Urlaubssemesters. Typische Gründe für ein Sabbatjahr können zum Beispiel folgende sein.

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Meditation und Yoga können Teil eines Sabbatjahres sein.

Was spricht für ein Sabbatjahr?

Ein Sabbatjahr soll entschleunigen und ist immer dann genau richtig, wenn du dich oder deine Arbeit hinterfragst. Bist du zum Beispiel nicht mehr happy im Job, aber vielleicht in deiner Firma, dann ist es möglich, durch ein Sabbaticle eine Umschulung zu machen, um künftig in einer anderen Position arbeiten zu können.

Es kann aber auch gesundheitliche Zwecke erfüllen und dir körperlich oder mental helfen, dich zu regenerieren. Viele Lehrer nehmen beispielsweise ein Sabbatjahr als Vorbeugung gegen Burnout oder als Erholung, nachdem es diagnostiziert wurde. Auch Studenten können Burnout bekommen oder Depressionen durch den Druck und können ein bis zwei Urlaubssemester in Anspruch nehmen.

Nach schweren Schicksalsschlägen kann ein Sabbatjahr eine gute Abwechslung sein. Wer plötzlich aus seinem bisherigen Leben gerissen wird, verliert dadurch oft den Halt und weiß nicht mehr wohin mit sich. Zeit zur Besinnung durch Reisen, ehrenamtliche Tätigkeiten oder Fortbildungen, kann also helfen.

Du hast das Gefühl, etwas im Leben zu verpassen? The fear of missing out wird das Symptom genannt und kann zum Beispiel durch Reisen gefüllt werden. Dieses Argument ist vielleicht schwieriger beim Arbeitgeber zu verteidigen, aber auch machbar. Man kann ein Sabbatjahr auch als verlängerte Flitterwochen fortführen und zusammen die Welt erkunden.

Du hattest schon immer den Traum einmal im Leben als Mikey Maus durch das Disneyland zu laufen? Dann kann dir ein Sabbatjahr auch diesen Wunsch erfüllen. Denn niemand sagt, dass du in dieser Zeit nicht arbeiten darfst. Hier musst du nur schauen, ob dein Arbeitgeber eine Zweitarbeit zulässt und wie diese versteuert wird.

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Einmal um die Welt bitte.

Wer kann ein Sabbatjahr nehmen?

Für Beamte und öffentliche Angestellte ist die Option auf ein Sabbatjahr sehr genau geregelt. So können sie bis zu einem Jahr vollkommen freinehmen mit geringen Einbußen bei der Lohnfortzahlung, wenn sie bereits eine gewisse Zeit angestellt sind.

Für alle anderen Berufe gilt: Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr, es muss also immer mit dem Arbeitgeber separat verhandelt werden.

Welche Sabbatjahr-Modelle gibt es?

Bist du nicht verbeamtet oder öffentlich angestellt, dann gibt es verschiedene Modelle, die du mit deinem Arbeitgeber ausmachen könntest:

  • 50:50 Teilzeit: Du arbeitest ein halbes Jahr Vollzeit und verreist ein halbes Jahr, aber bekommst durchgehend eine Bezahlung auf Basis der 20h/Woche. Damit bleibst du bei allen Versicherungen drin. Viele Airlines bieten diese Option beispielsweise für Flugbegleiter an. Allerdings musst du mit dem Teilzeitgehalt leben können.
  • 5-Jahres Modell: Du arbeitest vier Jahre lang Vollzeit und das Fünfte machst du frei. Dafür bekommst du über den gesamten Zeitraum hinweg ein einheitliches Gehalt gezahlt, nämlich 4/5 vom normalen Gehalt. Je länger der Vorlauf, desto höher bleibt der Anteil des Gehalts.
  • Zeitkonto: Werden bei deinem Arbeitgeber Überstunden vergütet oder abgearbeitet, kannst du dir durch Überstunden auch zusätzliche Urlaubstage ansparen und so einen längeren Zeitraum freinehmen.
  • Unbezahlter Urlaub: Das ist oft die Notvariante, denn diese wird nicht finanziert. Du musst also selber Rücklagen angespart haben, damit du diesen nehmen kannst. Allerdings wirst du nach einem Monat unbezahlten Urlaub von der Krankenkasse, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung und Sozialversicherung abgemeldet und musst dich selbst darum kümmern. Hier wäre es also clever, den unbezahlten Urlaub mit bezahltem Urlaub zu kombinieren, wenn man länger als einen Monat Auszeit nehmen möchte.
  • Eine Lücke nutzen: Du hast sowieso ein halbes Jahr frei zwischen Uni und Arbeitsbeginn? Dann kannst du das natürlich auch nutzen, musst aber auch hier finanziell schon vorgesorgt haben.

Wie du siehst, sehen alle Modelle vor, dass du dir deine Lohngeldfortzahlung bei deinem Sabbatjahr erarbeitest. Du wirst das Geld nicht geschenkt bekommen.

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Du starrst wehmütig jedem Flugzeug hinterher? Vielleicht reichen schon 3 Monate Auszeit, um das Bedürfnis zu befriedigen.(Photo: imago images/blickwinkel)

Was gilt es zu klären vor dem Sabbatjahr?

Mit deinem Arbeitgeber solltest du unbedingt einen Vertrag aufsetzen, der dir und ihm rechtlichen Schutz gibt zu eurer Sabbatjahr-Regelung. Darin sollten unbedingt enthalten sein:

  • Wann wird gearbeitet und von was bis wann geht das Sabbatjahr?
  • Wir sieht die Lohnzahlung aus?
  • Was passiert, wenn der Arbeitgeber oder –nehmer vor Ende des Vertrags den Arbeitsvertrag auflösen? (Bspw.: Kündigung)
  • Was passiert, wenn der Arbeitgeber Insolvenz anmeldet?
  • Gilt der Kündigungsschutz während des Sabbatjahres?
  • Wann und wie erfolgt die Wiederaufnahme der Arbeit?
  • Wie werden Krankheitstage im Sabbatjahr verrechnet?
  • Wie wird das Zeitkonto geregelt, wenn es eines gibt.
  • Schließt der Plan mögliche Beförderungen oder Lohnerhöhungen in dieser Zeit ein oder aus?
  • Ist vertraglich geregelt, dass du ein Sabbatjahr zu einem bestimmten Zweck nutzen willst und sollst? (Bspw. Weiterbildungen)
  • Darf ich andere Jobs in der Sabbatzeit annehmen?

Habt ihr euch auf diese Punkte geeinigt, gilt es, deine persönlichen Ziele und Unternehmungen für das Sabbatjahr zu klären:

  • Formuliere ein klares Ziel und Zwischenschritte. Ist es Erholung, Reisen, Zeit für Familie, eine Ausbildung oder ein Praktikum irgendwo?
  • Recherchier davor, wie du das Ziel erreichen kannst und mach dir einen genauen Plan.
  • Was wirst du aus dem Sabbaticle mitnehmen und wie wirkt sich das auf deine Arbeit aus? (Extrem wichtig für die Argumentation mit deinem Chef.)
  • Rechne durch, wie viel Geld du brauchen wirst und ob die Summe von deiner Sabbatjahr Regelung gedeckt wird. Wenn nicht, musst du vielleicht durch Nebenjobs noch Geld verdienen oder ansparen.
  • Überlege, was in dieser Zeit mit deiner Wohnung, deinen Verträgen und Mitgliedschaften passiert, wenn du nicht zuhause bleiben solltest.
  • Braucht es zusätzliche Versicherungen und wie hoch sind diese?
  • Wie wirkt sich das Sabbatjahr auf meinen Rentenanspruch aus? Wird zum Beispiel ein unbezahlter Urlaub genommen oder einfach so ein Jahr frei, dann rückt es meistens dein Eintrittsalter nach oben.

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Reisen und Arbeiten vereinen? Das Leben der Digital Nomads erlaubt es.

Gibt es Alternativen zum Sabbatjahr?

Ja, und zwar eine ganze Menge. Je nachdem wo du dich im Leben befindest und was genau das Ziel deiner Auszeit ist:

  • Gesundheit: Reha oder Kur
  • Reisen: Work & Travel, Digital Nomad Jobs, dauerhaftes Home Office, Auslandssemster oder-praktikum
  • Weiterbildung: Weiterbildungsregelung über den Arbeitgeber, Traineeship, Teilzeit & weiterbilden in der Freizeit, Auslandssemester oder Praktikum im Studium

Wie du siehst, ist die Planung eines Sabbatjahres aufwendiger als ein Erasmus-Semester im Ausland, denn in Deutschland gibt es dafür keine geregelten Strukturen. Es braucht viel Selbstorganisation. Außerdem solltest du dir bewusst sein, dass du bei einem Arbeitgeber nicht einfach eine Sabbatregelung an die nächste anhängen kannst. Wähle also einen guten Zeitpunkt.