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Hätte die Coronademo in Berlin doch verboten werden sollen?

Die Coronademo am Samstag hat für einiges Aufsehen gesorgt. Wir ziehen Resumée: War die Demo wichtig oder hätte sie verboten werden sollen?

Demonstration Corona
Demonstrationen gegen den Coronavirus soll es erst einmal nicht geben. Zurecht? Foto: imago images / Future Image /

Am Wochenende gab es in Berlin wieder eine Anti-Corona-Demo, die von der Initiative Querdenken organisiert wurde. Im Vorhinein wurde von der Polizei und Politikern einiges dafür getan, die Demo zu verhindern. Das hat aber nicht geklappt. Die Covid-Feinde durften auf der Straße des 17ten Juni laufen, klatschen, tanzen und reden. 

War es eine gute Entscheidung, die Demo zuzulassen? Wir sagen: Auf jeden Fall. 

Coronavirus Spruch Pappfigur
Informationen über das Coronavirus und vor allem Halbwahrheiten verbreiten sich rasend schnell.(Photo: imago images / Müller-Stauffenberg)

Coronademo light

Was wir am Samstag vor der Siegessäule und dem Brandenburger Tor gesehen haben, war tatsächlich nicht viel mehr als eine Versammlung skeptischer und angsterfüllter Menschen. Hin und wieder einige Hippies mit Tamborin. Singende, tanzende „Normalos“, die so aussahen, als hätten sie sich nur aufgrund der netten Technomucke auf die Demo verirrt. Ja, und hier und da ein paar Reichsbürger. 

Die Ansprache Robert Kennedys (Neffe von John F.) war so defensiv und theatralisch wie sie nur hätte sein können. Während seiner nicht einer viertelstündigen Rede erwähnte er mehrmals wie wenig sie doch alle mit Nazis zutun hätten. („When I look around I see the opposite of Nazis“) Jaja, ist ja gut.

When I look around I see the opposite of Nazis

– Robert Kennedy

Wichtig ist aber vor allem eines: Die Coronaskeptiker gehen mit leichteren Gemütern nach Hause. Sie durften sich versammeln, sie durften grölen und sich gehörig über 5G, Bill Gates und die bösen bösen Alltagsmasken aufregen. Gut für sie. Hätte man sie wirklich davon abgehalten, sich gemeinsam aufzuregen, wäre damit das Problem auch nicht bekämft worden.

Jeder Mensch hat das Recht sich über sein Leben und seine Gesellschaft Sorgen zu machen und dem Ausdruck zu verleihen. Ja, selbst die, die Angst haben, dass Bill Gates ihnen durch 5G-Strahlung den Aluhut einschmelzen lässt. Wegignorieren hat noch niemandem geholfen.

Qanon verschwörung corona demo
Verschwörungstheoretiker & „die da oben“.(Photo: imago images/ZUMA Wire)

Coronademos: Ein Rückblick

Am 01. August 2020 wurde Berlin bereits von den Coronaskeptikern gestürmt. Zigtausende von Menschen stürmten damals die Straße des 17ten Juni, um für ihre Grundrechte und weniger Coronavorsicht zu demonstrieren. Nur die Allerwenigsten trugen eine Maske und auf Abstand wurde auch nicht geachtet. Und das, obwohl der Veranstalter ein Hygienekonzept vorgelegt hatte, das den Coronamaßnahmen entsprach.

Bei dieser Debatte sind zwei Grundrechte wichtig, die es in normalen Situationen beide gilt einzuhalten. Diese besonderen Zeiten fordern aber besondere Maßnahmen.

Pro: Das Recht auf Versammlungsfreiheit

Coronaskeptiker haben durchaus das Recht, ihren Bedenken Luft zu machen und sich öffentlich über die Alltagsmasken, die Hygieneregeln und das Abstandhalten zu beschweren. Dieses Recht sollte ihnen keiner abnehmen dürfen, denn dann könnten sie sich unverstanden fühlen und – schlimmer noch – Sozialismus wittern.

Contra: Das Recht auf körperliche Unversehrtheit

Coronaskeptiker wie auch Corona-Anerkennende haben ebenfalls das Recht darauf, dass die Regierung alles dafür tut, ihre körperliche Unversehrtheit zu schützen. Bei einem Event mit zigtausenden Teilnehmenden während einer globalen Pandemie ist das schon schwierig genug. 

Wenn diese Teilnehmenden auch noch offiziell gegen die Maßnahmen vorgehen wollen, die unsere Gesundheit zu schützen versuchen, dann setzt das dem Ganzen die Krone auf.

Demonstration Corona
Demonstrationen gegen den Coronavirus soll es erst einmal nicht geben. Zurecht?(Photo: imago images/Mller-Stauffenberg)

Diskussion: Grundrecht & Grundrecht

Das Recht auf Versammlungsfreiheit stand am Samstag gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Die berechtigte Angst, dass Hygienekonzepte erneut nicht eingehalten werden würden, stellte sich am Ende als nicht unbedingt nötig heraus. Denn offenbar hatten die Demonstranten genug Angst davor, dass ihre geliebte Demo frühzeitig abgeblasen werden könnte und so hielten sich die meisten an Abstandsregeln. Auch wenn nur die Wenigsten ihre Maske trugen.

Wie geht es weiter mit den Coronademos?

Die Demos sind noch nicht vorbei, denn die sogenannte Dauermahnwache vor dem Reichstagsgebäude hat nun erst begonnen. Bis zum 14. September soll hier gemeinsam für den Frieden und die Freiheit gecampt werden. Für uns klingt das ein wenig danach, dass die Coronaleugner einfach nur ihren dieses Jahr ausgefallenen Urlaub auf dem Zeltplatz nachholen wollen.

Verschwörungtheoretiker kommen gerade während Corona aus allen Ecken gekrochen. Was du über QAnon wissen solltest, erfährst du hier.