Stell dir vor, an einem sonnigen Nachmittag spaziert ein Postbote mitten durch den Dodauer Forst in Schleswig-Holstein und steckt einige Briefe zwischen die Äste einer alten Eiche. Was im ersten Moment skurril klingt, funktioniert ein bisschen wie Tinder, nur eben oldschool. Seit über 130 Jahren wird die alte Eiche – auch als Bräutigamseiche bekannt – in Deutschland als Vermittlungsbörse für Singles genutzt. Die Briefe werden entweder per Post verschickt oder persönlich abgegeben. Doch was steckt dahinter? Und wie funktioniert das Ganze? Alle spannenden Fakten.
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In Deutschland: Der wohl romantischste Briefkasten der Welt
In Zeiten von Tinder & Co. wirkt ein Baum zur Partnersuche geradezu erfrischend. Es ist die perfekte Alternative für all jene, die auf der Suche nach der großen Liebe sind, aber Mr. Right noch nicht gefunden haben. Schon seit 1891 nutzen Verliebte die 500 Jahre alte Eiche als Briefkasten für heimliche Liebesbriefe – und seit 90 Jahren stellt die Post sogar offiziell Briefe zu.
Und das funktioniert genauso, wie man es sich vorstellt. Der Postbote oder die Postbotin klettert an einer Holzleiter empor und legt die Post in ein Astloch der Eiche – doch die Briefe kommen nicht nur mit der Post. Wer seinen Brief persönlich einwirft, hat einen großen Vorteil: Dann kann auch einer mitgenommen werden!
Wichtig: Wenn du der Person nicht antworten möchtest, solltest du den Brief wieder zurücklegen.
Und wer befindet sich unter diesen Briefen? „Alle“, erklärte der ehemalige Postbote Karl-Heinz Martens, der zwanzig Jahre lang Briefe an den Baum geliefert hat, gegenüber der BBC. Da ist zum Beispiel Heinrich aus Sachsen, der einen Reisepartner sucht, oder Marie aus Brandenburg, die sich einen Mann an ihrer Seite wünscht. Oder auch die 55-jährige Denies aus Bayern, die gerne lacht und die Natur liebt.
Die Anfänge der Briefe
Die Geschichte der Bräutigamseiche begann im Jahr 1890, als sich ein junges Mädchen, Minna, aus dem nahegelegenen Dorf in einen Schokoladenhersteller verliebte. Minnas Vater verbot seiner Tochter, sich mit ihm zu treffen, doch die beiden begannen, sich heimlich zu schreiben.
Es folgten handgeschriebene Briefe, die in einem Astloch dieser Eiche versteckt waren. Ein Jahr später stimmte der Vater schließlich zu und Minna und Wilhelm heirateten unter den Zweigen des Baumes.
Die märchenhafte Geschichte war bald in ganz Deutschland bekannt. Da sie in den Biergärten und Ballsälen ihr Glück nicht fanden, schrieben immer mehr einsame Herzen Liebesbriefe an die Bräutigamseiche.
Du bist selbst neugierig geworden? Inzwischen hat der Baum sogar eine eigene Adresse! Wer will, kann also selbst einen Brief verfassen.
Die Adresse
Bräutigamseiche
Dodauer Forst
23701 Eutin
Um deinen Brief persönlich einzuwerfen, fahre von Eutin aus auf der B76 Richtung Plön, biege bei der Brennerei Alex Münster rechts ab und dann siehst du links ein Holzschild, das auf den Baum zeigt.
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In Deutschland: Per Schicksal die Liebe finden
Laut der BBC sollen mehr als 100 Brautleute von diesem Baum zusammengeführt worden sein. Im Jahr erreichen die Eiche rund 1.000 Briefe, das sind fast drei Briefe pro Tag. Karl-Heinz Martens verriet zudem, dass dieser Teil der Route sein liebster gewesen sei. Und: „Im Internet entscheiden Fakten und Fragen darüber, welche Personen zusammen passen. Aber bei dieser Eiche passiert das herrlich zufällig – wie Schicksal!“
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