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Umweltverschmutzung bald in Echtzeit– Das Ende der Ausreden?

Non-Profit-Organisationen wollen die globale Umweltverschmutzung in Echtzeit abbilden. Lies hier, wie das klappen soll & warum es so dringend benötigt wird.

zwei Frauen demonstrieren gegen den Klimawandel
Klimastreiks werden immer mehr.

Was haben wir aus den letzten Klimakonferenzen gelernt? Zum Beispiel, dass „positive Signale“ und „Motivation zum Handeln“ keine Ergebnisse sind, dass der Begriff „verpflichtend“ dehnbarer ist als allgemein angenommen wird und dass Bürokratie und Dringlichkeit offensichtlich unvereinbar sind. Nebenbei wächst die Umweltverschmutzung weiter, Treibhausgasemissionen werden fröhlich in die Atmosphäre gepumpt und die Müllberge an Land und im Meer wachsen. 

Klimakonferenzen scheint ins Leere zu laufen. Gründe dafür gibt es viele. Einer ist, dass es beim Thema Umweltschutz scheinbar keine genauen Daten gibt, die jeder als verlässlich einstuft. Die meisten Länder wissen nicht einmal genau, woher ihre Emissionen stammen, geschweige denn, wie groß die angerichtete Umweltverschmutzung ist. Über den Daumen gepeilte Daten bilden dabei keine gute Basis. 

China unterschätzte kürzlich die Menge an verbrannter Kohle um 17 %. Wird diese Zahl hochgerechnet, kommt man auf zusätzliche Treibhausgasemissionen, die ungefähr denen des gesamten Energiesektors in Deutschland entsprechen. Ups.

Wasser bis zum Hals, Hochhaus, City, Frau am Fenster
Eine Echtzeit-Überwachung könnte die wachsenden Probleme verdeutlichen.(Photo: unsplash.com/Etienne Boulanger)

Non-Profit-Unternehmen vs. Umweltverschmutzung

Dem soll ein Ende gemacht werden. Eine Gruppe von Non-Profit-Unternehmen, zu der auch das amerikanische WattTime und das britische Carbon Tracker gehören, haben sich zum Ziel gesetzt, mithilfe von Satellitendaten und künstlicher Intelligenz die globalen Treibhausgasemissionen großer Kraftwerke in Echtzeit abzubilden. Dafür bewarben sie sich bei einer Google-Initiative, die Geld für fortschrittliche Zwecke und den Umweltschutz spendet. 1,7 Million US-Dollar investierte Google in das Projekt.

Viele wollen mit an Bord

Die Partnersuche verlief erfolgreich. Die Rückmeldungen anderer Unternehmen scheinen überwiegend positiv zu sein. Das Thema ist dringend, die meisten teilen gerne ihre Daten für ein solches Projekt. Warum also auf große Kraftwerke konzentrieren, wenn es vielleicht sogar möglich ist, alle Treibhausgas-Emissionen abzubilden? Unter anderem mithilfe dieser Unternehmen, soll das bald Realität werden:

  • OceanMind spürt seit Jahren illegale Fischer auf und war schon vor dem Projekt in der Lage, jedes Schiff auf der Welt in Echtzeit zu verfolgen. Anhand dieser Daten können die Emissionen der Tanker und Kreuzfahrtschiffe verlässlich im Auge behalten werden. 
  • CarbonPlan hat Zugang zu Satellitendaten, die Wälder und andere Biomasse tracken können, um deren Einfluss auf die Atmosphäre zu erfassen.
  • Das Rocky Mountain Institute überwacht Methanemissionen und den Ausstoß von Öl- und Gasunternehmen.

Auch Daten von Stromnetzen, Verkäufe von Kraftstoffen, wie Öl und Gas, Drohnen und viele weitere Quellen sollen dabei helfen, ein noch umfangreicheres Bild der Verschmutzung zu erstellen. Unterstützung gibt es also genug.

Klimawandel, Demonstration
Auf den Klimakonferenzen sollte sich schnellstmöglich etwas bewegen.(Photo: unsplash.com/Francesca Di Pasqua)

Climate TRACE hat große Ziele

Der Zusammenschluss der Partner nennt sich Climate TRACE. Unter diesem Dach sollen die Daten aller Bereiche zusammengetragen werden. Mithilfe von künstlicher Intelligenz ist das ein vergleichsweise kleines Problem. Selbstlernende Algorithmen und immer mehr Datenquellen werden die angekündigten, regelmäßigen Reports noch genauer machen. Die Ergebnisse sollen jedem öffentlich zur Verfügung stehen. 

Einschränkungen gibt es natürlich immer noch. TRACE ist noch jung, viel Zeit blieb in den letzten Monaten nicht. Die Emissionsquellen sind so zahlreich, dass es kaum möglich ist, alle zu tracken. Auch die Satelliten-Daten lassen noch zu wünschen übrig. Helfen würden weitere, zum Teil staatliche Investitionen. Die werden kaum Lust auf mehr Transparenz haben, der Druck sollte also hoch bleiben. Bis es soweit ist, wird es noch etwas dauern. Das Projekt soll im November 2021 zur Klimakonferenz in Glasgow vorgestellt werden. 

Eine einzige, verlässliche und unabhängige Datenquelle könnte diesen Konferenzen wieder etwas Leben einhauchen. Besonders wichtig wird die Transparenz sein. So kann jeder andere Staat, aber auch jeder Bürger die Entwicklungen nachvollziehen und im Zweifelsfall darauf zurückgreifen. Das sollte endlich wirkliche Anreize schaffen und die Diskussionen um Umweltverschmutzungen verschärfen. Mal sehen, welche „positiven Signale“ 2021 gesendet werden.

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