„Karriere geht auch queer“ – warum STICKS & STONES ein Gamechanger für die Arbeitswelt ist

Am 21. Juni findet in Berlin die Jobmesse STICKS & STONES statt. Im Interview mit wmn erklärt Stuart Bruce Cameron, CEO der UHLALA Group, warum queere Jobmessen heutzutage unverzichtbar sind.

Jobmesse STICKS & STONES
Am 21. Juni findet in der Arena Berlin die Quere Jobmesse STICKS & STONES statt. Credit: Copyright der SXS Visuals: UHLALA Group

Die STICKS & STONES ist Europas größte LGBTIQ+ Job- und Karrieremesse und findet am 21. Juni 2025 in der ARENA Berlin statt. Unter dem Motto „Work where you are celebrated, not where you are tolerated“ bietet die Messe einen inklusiven Raum für Austausch, Vernetzung und berufliche Weiterentwicklung – für LGBTIQ+ Personen ebenso wie für alle, die Vielfalt schätzen. Im Interview mit wmn erklärt Stuart Bruce Cameron, CEO der UHLALA Group, warum queer Jobmessen heutzutage unverzichtbar sind und wie Unternehmen inklusiver werden können.

Lesetipp: Karriere, Vielfalt & Sichtbarkeit: Die STICKS & STONES Jobmesse ist zurück!

STICKS & STONES: Karriere, Community und Wohlfühlatmosphäre mit Mehrwert

Seit 2009 hat sich STICKS & STONES als Europas führendes Job- und Karrierefestival für die LGBTIQ+ Community etabliert. Die Veranstaltung richtet sich an Schüler:innen, Studierende, Berufseinsteiger:innen sowie erfahrene Fachkräfte, die sich eine inklusive Arbeitswelt wünschen und beruflich durchstarten wollen.

Über 100 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen präsentieren sich auf STICKS & STONES und suchen gezielt Talente, die Diversität und Offenheit leben. Highlights sind unter anderem der ALICE Jurist:innen Summit, Wellness-Angebote wie Lachyoga und Psychedelic Breath sowie ein entspannter Sundowner am Badeschiff.

Das Besondere: Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenlos. Interessierte können sich über die offizielle Website für Tickets anmelden.

„STICKS & STONES ist die Jobmesse, die ich mir früher selbst gewünscht hätte“

Queer, sichtbar, erfolgreich – aber wie geht das in der Arbeitswelt wirklich? Für viele LGBTIQ+ Menschen ist der Joballtag noch immer mit Unsicherheit, Angst vor Diskriminierung und Unsichtbarkeit verbunden. Im Interview mit wmn erzählt Stuart Cameron, Gründer der queeren Karrieremesse STICKS & STONES, warum er aus persönlichem Frust heraus einen Safe Space für queere Talente geschaffen hat – und wie er Unternehmen dazu bringt, echte Vielfalt zu leben.

Stuart Bruce Cameron
Stuart Bruce Cameron fördert seit über 15 Jahren LGBTIQ+ in der Arbeitswelt – mit der UHLALA Group und Projekten wie STICKS & STONES. Credit: UHLALA Group

Stuart Bruce Cameron setzt sich seit über 15 Jahren mit Leidenschaft für LGBTIQ+ Themen in der Arbeitswelt ein. 2009 gründete er die UHLALA Group, um LGBTIQ+ Personen zu vernetzen, weiterzubringen und mit Unternehmen zusammenzubringen, die Vielfalt wirklich leben.

wmn: Was war der persönliche Auslöser für Sie, eine Messe wie „Stick & Stones“ ins Leben zu rufen – und welche Lücke wollen Sie damit im Karrierebereich schließen?

Stuart Bruce Cameron: ch war früher nie geoutet bei der Arbeit. Ich habe nie über mein Privatleben gesprochen, mich ständig versteckt und das hat mich irgendwann richtig genervt. Gleichzeitig habe ich bei einer Karrieremesse in einem ganz anderen Bereich festgestellt: Ich kann das ziemlich gut. Und dann war die Frage: Warum gibt es eigentlich keinen Ort, wo queere Menschen direkt sehen, welche Unternehmen uns wirklich wertschätzen? Nicht nur so tun, sondern es wirklich ernst meinen? So ist STICKS & STONES entstanden, aus einem persönlichen Frust, aber mit dem Ziel, etwas Besseres daraus zu machen.

Outing im Job? Für viele ist das noch immer ein Risiko

wmn: Welche konkreten Herausforderungen erleben LGBTIQ+ Personen Ihrer Erfahrung nach beim Einstieg ins Berufsleben oder während ihrer Karriere?

Stuart Bruce Cameron: Zahlen lügen nicht: Laut aktuellen Studien outen sich rund 40–50 % der LGBTIQ+ Personen am Arbeitsplatz nicht. Bei jüngeren Berufseinsteiger:innen ist der Anteil sogar noch höher. Der Grund? Angst. Vor Ablehnung, vor Benachteiligung, vor Diskriminierung. Und auch wenn das eigene Unternehmen vielleicht offen ist, denkt man oft: Was ist, wenn ich einmal wechsle? Oder wenn doch jemand homophob reagiert?

Und dann kommt noch dieser Trugschluss dazu: „Mein Privatleben geht niemanden etwas an.“ Aber seien wir ehrlich. Heteros outen sich ständig: „Ich habe eine Frau, zwei Kinder, wir waren im Familienurlaub.“ Nur bei queeren Menschen wird daraus plötzlich ein politisches Statement. Das ist doch absurd.

Karriere machen, aber zu deinen Konditionen: Die Sticks & Stones Jobmesse in Berlin
Karriere machen, aber zu deinen Konditionen: Die Sticks & Stones Jobmesse in Berlin. Credit: @Sticks & Stones / fotografie-und-film-berlin-brandenburg-businessfotoghrafie-infobooth

„Jedes Jahr lehnen wir Unternehmen ab“ – so stellt Sticks & Stones echte Diversität sicher

wmn: Wie wählen Sie die Unternehmen aus, die an „Sticks & Stones“ teilnehmen – und wie stellen Sie sicher, dass diese wirklich Diversität leben und nicht nur Diversity-Washing betreiben?

Stuart Bruce Cameron: Indem wir jedes Jahr Unternehmen ablehnen. Ganz konkret. Wenn sie nicht nachweisen können, dass sie wirklich an LGBTIQ+ Themen arbeiten… keine Teilnahme. Punkt. Wir hatten auch schon Fälle, wo wir Partner wieder ausgeladen haben, wenn sie sich öffentlich queerfeindlich positioniert haben.

Zum Beispiel: Axel Springer haben wir mal abgelehnt, weil zum Start des Pride Months transfeindliche Artikel erschienen sind. Da kann ein Unternehmen intern noch so bunt sein, aber wenn es extern gegen die Community schießt, ist Schluss. Wir machen keine Ausnahmen, auch nicht bei großen Namen.

wmn: Wie erkennen Unternehmen, ob sie wirklich „queer-friendly“ sind – und was raten Sie Firmen, die inklusiver werden wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen?

Stuart Bruce Cameron: Queerfreundlich sein heißt: nicht nur nach außen schön aussehen, sondern nach innen ernsthaft an sich arbeiten. Das fängt bei einer klaren Diversity-Strategie an und die sollte erstmal intern greifen, bevor man laut nach außen wird.

Ich empfehle Unternehmen oft unser Pride Champion Audit: Das zeigt ganz konkret, wo sie stehen und was sie verbessern können und wir helfen auch dabei, das in realistischen, kleinen Schritten umzusetzen. Fehler? Passieren sowieso. Aber wer gar nicht erst anfängt, bleibt halt auch stehen. Lieber echt starten als perfekt schweigen.

Zwei Prideflaggen
Rund 40–50 % der LGBTIQ+ Personen outen sich am Arbeitsplatz nicht – bei Jüngeren sind es sogar noch mehr. Credit: UHLALA Group

Warum STICKS & STONES auch in Zukunft unverzichtbar für den Arbeitsmarkt bleibt

wmn: Wie sieht Ihre Version für „Stick & Stones“ in den nächsten fünf Jahren aus – und welche Wirkung möchten Sie langfristig auf den Arbeitsmarkt erzielen?

Stuart Bruce Cameron: Ganz ehrlich: Nein. Ich wünsche mir das Gegenteil. Ich wünsche mir, dass STICKS & STONES für immer bleibt, weil es einfach so ein verdammt wertvoller Ort ist. Klar, ich wünsche mir, dass Diskriminierung weniger wird.

Aber wir haben hier einen Ort geschaffen, an dem alle Menschen wertgeschätzt werden und das zieht nicht nur queere Menschen an, sondern auch viele Frauen, Allies, Menschen, die wissen: Wer LGBTIQ+ wertschätzt, hat meistens auch verstanden, dass Gleichstellung mehr als ein Buzzword ist. Wenn alle anderen Messen irgendwann überflüssig werden – wunderbar. Aber STICKS & STONES sollte bleiben.