Früher war der Weg zu Finanzthemen klar: zur Bankfiliale, ein Gespräch mit dem Berater. Heute reden viele ganz selbstverständlich über Sparpläne auf TikTok, Depots auf Instagram oder Altersvorsorge via YouTube. Die klassische Finanzberatung erlebt einen radikalen Wandel. Wir werfen einen Blick darauf, wie Social Media die Finanzwelt umkrempelt.
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Finfluencer: Die neuen Finanzberater
Finanz-Influencer*innen, kurz „Finfluencer*innen“, bringen komplexe Themen wie ETFs, Sparpläne oder Dividenden einfach, kompakt und unterhaltsam auf den Punkt – häufig in kurzen TikTok-Clips, Instagram-Stories oder YouTube-Videos. Für viele junge Anlegerinnen und Anleger sind sie mittlerweile die erste Anlaufstelle für Finanzwissen.
Denn laut einer Umfrage der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht informieren sich insbesondere jüngere Personen immer häufiger in sozialen Medien über Finanzthemen. YouTube und Instagram gehören für viele der Befragten längst zum festen Bestandteil ihrer Finanzroutine. Vor allem die Generationen Y und Z holen sich dort regelmäßig Tipps und Orientierung.
Über die Hälfte vertraut sozialen Netzwerken inzwischen als seriöser Informationsquelle – und rund 60 Prozent halten sie sogar für eine echte Alternative zu einer Beratung vom Profi. Das ist kein Zufall: Viele traditionelle Bankstellen scheinen für diese Zielgruppen mittlerweile zu groß, unnahbar oder einfach veraltet.
Vom Info-Kanal zum echten Abschluss
Doch Social Media ist nicht mehr nur eine Inspirationsquelle – sie wird zum konkreten Abschlusspunkt: Laut einer Studie von Appinio und TLGG würden 52 Prozent der Gen Z ihr Bankkonto lieber über Social Media eröffnen als über klassische Kanäle. Und nicht nur das: 43 Prozent der Gen Z ziehen es vor, Finanzprodukte wie Sparpläne oder Konten direkt über Plattformen wie TikTok oder Instagram abzuschließen.
Dieser Wandel fordert von Banken ein radikal neues Denken: weg von Filiale, hin zu Social‑First – das heißt, Finanzdienstleitungen müssen nicht nur erklärt, sondern vollständig über soziale Netzwerke abgebildet werden.

Einfluss und Risiken
Doch so groß die Reichweite, so groß ist auch die Verantwortung. Denn nicht alle Finfluencer*innen legen offen, wie sie zu ihrem Wissen gekommen sind oder ob sie für ihre Empfehlungen bezahlt werden. In einer Analyse von weltweit 110 Finfluencer-Accounts zeigte sich: Nur rund 20 Prozent geben klar an, welche Ausbildung sie haben oder wie sie vergütet werden, wie der Focus berichtet. Damit entsteht eine Grauzone: Wo endet die Information, und wo beginnt die Beratung?
Gerade weil viele Menschen schon auf Basis von Social-Media-Beiträgen finanzielle Entscheidungen treffen, bei den jüngeren Befragten sogar bis zu 45 Prozent, wird Transparenz zur zentralen Forderung, so der Focus. Anleger*innen sollten daher nicht allein auf Likes oder Reichweiten vertrauen, sondern auch klassische, verlässliche Quellen hinzuziehen: Verbraucherzentralen, Aufsichtsbehörden oder zertifizierte Berater*innen.
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Finanzen im Wandel: TikTok & Co. als neue Anlaufstelle für Geldthemen
Social Media verändert die Finanzwelt grundlegend: Was früher am Schalter einer Bank begann, findet heute auf TikTok statt. Finfluencer öffnen den Zugang zu Finanzbildung, besonders für jüngere Generationen – und gleichzeitig wandelt sich Social Media von einem reinen Info‑ zu einem Abschlusskanal. Für Banken bedeutet das, sich neu zu erfinden: klassisch und digital, Berater und Medienhaus zugleich. Aber mit dieser Rolle wächst nicht nur das Potenzial, sondern auch die Verantwortung.




