Der Steuerbescheid ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Doch wer ihn richtig versteht, kann prüfen, ob das Finanzamt korrekt gearbeitet hat – und im Zweifel Einspruch einlegen. In diesem Artikel erklären wir dir Zeile für Zeile, wie du deinen Einkommensteuerbescheid richtig liest.
Lesetipp: Einspruch gegen den Steuerbescheid einlegen: So geht’s
Steuerbescheid verstehen leicht gemacht
Steuerbescheid verstehen leicht gemacht – Zeile für Zeile erklärt
Dein Steuerbescheid ist angekommen – und plötzlich wirkt er wie ein undurchschaubares Formular voller Zahlen und Fachbegriffe. Doch keine Sorge: Mit ein wenig Orientierung wirst du schnell verstehen, was hinter den einzelnen Zeilen steckt. Im Folgenden zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du deinen Steuerbescheid richtig liest und was das Geschriebene bedeutet.
1. Kopfzeile – Grunddaten auf einen Blick
Ganz oben im Steuerbescheid findest du:
- Absender: Dein zuständiges Finanzamt
- Dein Name und deine Adresse
- Steuernummer oder Steuer-Identifikationsnummer: Wichtig bei Rückfragen
- Datum des Bescheids: Ab diesem Datum läuft die Einspruchsfrist (1 Monat)
Diese Angaben solltest du immer überprüfen – vor allem Name, Adresse und Steuernummer.
2. Festsetzung der Steuer
Hier steht, wie viel Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer du für das betreffende Jahr zahlen musst. Diese Zeilen beinhalten:
- Festgesetzte Einkommensteuer
- Solidaritätszuschlag
- Kirchensteuer (nur bei Kirchenmitgliedschaft)
- Summe der festgesetzten Steuerbeträge
Diese Angaben ergeben den Gesamtbetrag, den das Finanzamt von dir fordert – oder dir zurückzahlt.

3. Anrechnung bereits geleisteter Zahlungen
In dieser Rubrik werden deine bereits gezahlten Steuern berücksichtigt:
- Lohnsteuer (über deinen Arbeitgeber abgeführt)
- Vorauszahlungen (z. B. bei Selbstständigen)
- Kapitalertragsteuer
- Zinsabschlag oder andere Quellensteuern
Die Differenz zwischen der festgesetzten Steuer und diesen Zahlungen ergibt, ob du eine Nachzahlung leisten musst oder eine Erstattung bekommst.
4. Erstattungs- oder Nachzahlungsbetrag
Diese Zeile ist für viele die wichtigste:
- Erstattung: Das Finanzamt überweist dir Geld.
- Nachzahlung: Du musst einen Betrag an das Finanzamt zahlen.
Achte hier auch auf den angegebenen Fälligkeitstermin, bis wann du den Betrag überweisen musst, falls es eine Nachzahlung gibt.

5. Erläuterungen zur Steuerfestsetzung
Dieser Abschnitt ist oft umfangreich und kann auf den ersten Blick verwirrend sein. Er enthält:
- Hinweise auf vorläufige Regelungen
- Begründungen für Abweichungen zur Steuererklärung
- Hinweise auf nicht anerkannte Ausgaben
- Vermerke zu anhängigen Verfahren (z. B. wegen rechtlicher Unsicherheiten)
Tipp: Wenn dir etwas unklar ist, kannst du direkt beim Finanzamt nachfragen oder einen Steuerberater hinzuziehen.
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6. Berechnung des zu versteuernden Einkommens
Hier erfährst du, wie das Finanzamt auf dein zu versteuerndes Einkommen gekommen ist:
- Gesamteinkünfte
- Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen
- Kinderfreibeträge, Grundfreibetrag
Diese Berechnungen zeigen, ob alle von dir geltend gemachten Ausgaben berücksichtigt wurden.
7. Rechtsbehelfsbelehrung
Am Ende jedes Steuerbescheids findest du diesen wichtigen Absatz. Er informiert dich über:
- Dein Recht auf Einspruch
- Die Frist: in der Regel 1 Monat ab Bekanntgabe
- Die Form des Einspruchs (schriftlich oder elektronisch via ELSTER)
Wenn du Zweifel oder Einwände hast: Nutze dein Recht! Ein Einspruch kann sich lohnen.
Fazit: Steuerbescheid überprüfen lohnt sich!
Ein Steuerbescheid ist kein Hexenwerk – aber auch kein einfacher Brief. Wer ihn Zeile für Zeile durchgeht, versteht schnell, wie das Finanzamt auf sein Ergebnis kommt. Wichtig ist, den Bescheid sorgfältig zu prüfen, insbesondere bei Abweichungen zur Steuererklärung. Und: Wenn du unsicher bist – hol dir Rat, bevor die Einspruchsfrist verstreicht.