Die Pflege von Angehörigen kann zeitintensiv sein. Darüber hinaus ist diese Tätigkeit emotional herausfordernd und lässt sich oftmals nur schwer mit beruflichen Verpflichtungen vereinen. So können die Anforderungen der Pflege es erschweren, den Job aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund will die Bundesregierung eine Lohnersatzleistung prüfen lassen. Was bisher dazu bekannt ist, erfährst du hier.
Ministerin Prien will Familienpflegegeld als finanzielle Unterstützung einführen
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) möchte pflegenden Angehörigen ein Familienpflegegeld als Ersatz für den Verdienstausfall einführen. „Es wird mit unserer demographischen Entwicklung nicht möglich sein, dass Pflege allein von Fachkräften geleistet wird“, sagte die CDU-Politikerin gegenüber den Funke-Zeitungen.
Der Vorstoß ist eine Reaktion auf die spürbare Überalterung Deutschlands: Die geburtenstarke Babyboomer-Generation tritt derzeit verstärkt in den Ruhestand. Die nachfolgenden Generationen sind deutlich kleiner, was zu einem spürbaren Arbeitskräftemangel führt. Gleichzeitig wächst der Pflegebedarf deutlich an. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren 2019 rund 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig – fast doppelt so viele wie im Jahr 2009.
Union und SPD prüfen mögliche Umsetzung
Prien betonte, dass es künftig nicht mehr möglich sei, alle Pflegebedürftigen ausschließlich von Fachkräften versorgen zu lassen. „Deshalb müssen wir einen Einstieg in ein Pflegegeld als Lohnersatz für pflegende Angehörige schaffen“, so Prien. Union und SPD hätten dies bereits im Koalitionsvertrag festgehalten, doch die Formulierung bleibe bisher vage. Dort heißt es lediglich, man wolle „prüfen, wie perspektivisch ein Familienpflegegeld eingeführt werden kann“.
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Herausforderungen bei Finanzierung des Familienpflegegelds
Die Einführung des Familienpflegegelds bringt jedoch einige Probleme. Erstens ist die Finanzierung der neuen Sozialleistung laut Prien nur bei einer verbesserten Wirtschaftslage möglich. Selbst dann müssten Prioritäten gesetzt werden. Zweitens betrifft es Familien, die wegen der Pflege ihre Arbeit reduzieren.
Deutschland hat im europäischen Vergleich bereits wenige Arbeitsstunden und viele Teilzeitstellen. Das führt zu niedrigeren Löhnen und geringeren Steuereinnahmen. Gesundheitsökonom Wasem warnt, dass das Familienpflegegeld die Arbeitszeitreduzierung fördern könnte, obwohl Pflege und Beruf oft vereinbar sind.