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Verschwörungstheorien: Warum Männer besonders anfällig dafür sind

In Zeiten von Corona haben Verschwörungstheorien besonders großen Zulauf. Vielen geben fragwürdige Infos in unsicheren Zeiten Halt – besonders Männern.

Demo in Stuttgart: Viele Coronaleugner und andere Anhänger von Verschwörungstheorien kämpfen gegen Einschränkungen.
Demo in Stuttgart: Viele Coronaleugner und andere Anhänger von Verschwörungstheorien kämpfen gegen die Einschränkungen. Foto: imago /

Verschwörungstheorien – seit dem Ausbruch von Covid-19 verbreiten sich kruden Aussagen mindestens genauso schnell wie der Virus selbst. Wer im Internet nur ein bisschen querliest, bekommt die absurdesten Thesen präsentiert.

So sei Corona in einem Labor in Wuhan gezüchtet worden. Außerdem habe die Regierung schon 2012 „Geheimplan Coronavirus“ entworfen. Und natürlich fast schon ein Klassiker: Bill Gates möchte die Welt impfen, um uns allen Chips einzusetzen.

Warum Menschen an Verschwörungstheorien glauben

Der Grund für die Hochkonjunktur der Verschwörungstheorien liegt in der Unsicherheit, die die Corona-Krise mit sich bringt. Um das Virus einzudämmen, wurde das Leben von Millionen Menschen auf den Kopf gestellt. Noch ist der Ausgang dieser Pandemie nicht klar. Und genau diese Unsicherheit ist für viele ein Problem.

Wir haben das Gefühl, keine Kontrolle über die Situation zu haben.

– Katharina Nocun

„Wir haben das Gefühl, keine Kontrolle über die Situation zu haben“, erklärt Katharina Nocun, Autorin von „Fake Fact – Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen“ bei ZDF heute.  „Wir sind dadurch eher anfällig an Verschwörungstheorien zu glauben, sprich wir sehen Muster wo keine sind.“

Dabei fällt auf: Ein Geschlecht ist für dieses Phänomen besonders empfänglich. „Es betrifft eher Männer als Frauen“, sagt Historikerin Hedwig Richter dem Deutschlandfunk.

Wieso Männer empfänglicher für Verschwörungstheorien sind

Das deckt sich auch mit den Beobachtungen von Prof. Dr. Michael Butter. Der Amerikanist leitet an der Uni Tübingen ein internationales Forschungsprojekt über Verschwörungstheorien und hat das Buch „Nichts ist, wie es scheint“ veröffentlicht. Er sagte der Süddeutschen Zeitung bereits 2018 „Vor allem Männer über 40 posten viel über Verschwörungstheorien„.

Besonders anfällig: Männer ab 40 glauben deutlich öfter an Verschwörungstheorien als Frauen (Symbolbild)
Besonders anfällig: Männer ab 40 glauben deutlich öfter an Verschwörungstheorien als Frauen (Symbolbild)(Photo: iStock)

Die Historikerin Hedwig Richter glaubt den Grund für den Hang zu kruden Informationen zu kennen. Es habe vor allem  mit der Krise der Männlichkeit zu tun. „Und dass es in gewisser Weise auch Parallelen dazu gibt, dass Männer eher bereit sind, radikale und extremistische Parteien zu wählen.“ Für Männer sei es ihrer Meinung nach viel schwerer zu akzeptieren, gewisse Dinge nicht zu verstehen. Sie bewegen sich in einer Filterblase und weigern sich ausszusteigen.

. Michael Butter

Männer haben mehr zu verlieren. Ihr Selbstbild leidet, wenn sie die Arbeit verlieren und die Familie nicht mehr ernähren können

– Prof. Dr.

Auch Michael Butter sieht den Hang der Männer zu Verschwörungstheorien darin begründet: „Männer haben mehr zu verlieren. Ihr Selbstbild leidet, wenn sie die Arbeit verlieren und die Familie nicht mehr ernähren können“, sagte er der SZ. „Die Position, die man in der Gesellschaft hatte, scheint in Gefahr und da will man wieder hin.“

Du willst mehr über Verschwörungstheorien erfahren und wie sie entstehen? Dann lies hier mehr über den neuen bpb-Podcast!

3 Gründe, warum Promis während Corona Verschwörungstheoretiker werden.

Außerdem: An welche Verschwörungstheorien Xavier Naidoo noch glaubt.