Von gruselig bis beeindruckend: Diese 7 Lost Places in Berlin solltest du bei deinem nächsten Städtetrip gesehen haben.
Wünsdorf blickt auf eine bewegte Historie zurück: Anfang des 20. Jahrhunderts als Garnisonsstadt des deutschen Heeres gegründet, wurde das Gelände in den beiden Weltkriegen strategisch ausgebaut. Tief unter der Erde entstanden Bunkeranlagen wie „Maybach I“ und „Maybach II“, die als Schutzräume für die deutsche Militärführung dienten. Oberhalb sind die Anlagen durch das Dorf „Wünsdorf“ getarnt, von dem heute noch Teile zu sehen ist. Später, während des Zweiten Weltkriegs, residierte hier das Oberkommando des Heeres, und die Anlage wurde weiter gesichert und ausgebaut – in Vorbereitung auf einen Krieg. Doch die wirkliche Geheimhaltung begann erst nach 1945, als die sowjetische Besatzungsmacht Wünsdorf in eine Hochsicherheitszone verwandelte. Fast fünf Jahrzehnte lang war die Stadt einer der größten Militärstandorte der Sowjetunion außerhalb ihrer Grenzen, ein abgeschirmtes Reich der Roten Armee. Über 40.000 sowjetische Soldat:innen und ihre Familien lebten hier. Die Infrastruktur war beeindruckend: Eine Schwimmhalle, Kinos, Schulen, Krankenhäuser – alles, was eine in sich geschlossene Gesellschaft brauchte. Von einem Sonderbereich am Bahnhof fuhr jeden Tag ein Zug direkt ins 1.800 Kilometer entfernte Moskau. Credit: Christian – stock.adobe.comDie Beelitzer Heilstätten blicken auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie erbaut, um die damals grassierende Tuberkulose zu bekämpfen. Die Lage mitten im Wald und das weitläufige Areal sollten Patient:innen helfen, an frischer Luft zu genesen. Architektonisch sind die Heilstätten ein Meisterwerk jener Zeit, die einzelnen Gebäude reihen sich harmonisch in die Natur ein – ein Sinnbild für die damals aufkommende Heilmethodik, die auf Ruhe und Regeneration setzte. Heute sind die Ruinen der Beelitzer Heilstätten ein Lost-Place, der wie kaum ein anderer Ort in Deutschland Geschichte atmet. Die zerfallenen Gebäude, die bröckelnden Fassaden und die verlassenen Operationssäle ziehen Besucher:innen in ihren Bann. Credit: Michael – stock.adobe.com1896 wurde die monumentale Anlage vom Deutschen Roten Kreuz gegründet und diente der Heilung von Patient:innen mit Lungentuberkulose. Mit großen, lichtdurchfluteten Hallen und luftigen Terrassen sollte das Heilungskonzept der sanatorischen Ruhe greifen, eine Idee, die sich besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Hoffnungsträger entpuppte. Durch die Verbreitung von Antibiotika im 20. Jh. wurden lange Klinikaufenthalte jedoch überflüssig, sodass die Heilanstalt von 1945 bis 1995 als Militärlazarett durch die Rote Armee genutzt wurde. Heute sind es die stillen Zeugen dieser Geschichte – verrottete Betten, halb eingestürzte Decken, Graffiti an den Wänden – die den morbiden Charme ausmachen. Credit: Enrico Obergefäll – stock.adobe.comDas alte Schwimmbad eröffnete zwischen 1906 und 1908 und galt lange Zeit als moderner Vorreiter der Berliner Badekultur. Mit großzügigen Becken, kunstvollen Fliesen und einer beeindruckenden Architektur lockte es Badegäste aus der ganzen Stadt an. Der Bau des Gebäudes basierte auf einem Entwurf der Architekten Richard Blunk (1873-1948) und Ferdinand Münzenberger (1846-1924). 1906 kamen dann die ersten Besucher:innen im römisch-russischen Dampfbad ins Schwitzen. Zwei Jahre später konnte auch die Schwimm- und Badehalle in Betrieb genommen werden. Es war „Preußens modernste und größte Heil-und Bäderabteilung“, so zumindest die Eigenwerbung, als das Schwimmbad seine Pforten öffnete. Und das Konzept ging auf: Schon bald standen die Menschen in langen Schlangen vor dem Eingang. Mit einer Kapazität für bis zu 200 Badegästen wurde die Anlage zu einem echten Publikumsmagneten. Im Laufe der Jahrzehnte veränderten sich jedoch die Ansprüche der Bevölkerung, und moderne Schwimmbäder sowie Fitnessstudios übernahmen die Rolle als Treffpunkt für Sport und Freizeit. Nach mehreren Versuchen, das Bad zu sanieren oder umzunutzen, wurde es schließlich im Jahre 2002 geschlossen. Von 2006 bis 2014 wurde das alte Schwimmbad noch als Clubtheater genutzt, seit 2014 steht es endgültig leer. Credit: daskleineatelier/via CanvaDer Teufelsberg liegt im Westen Berlins, im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, und ist ein Relikt der Nachkriegszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Berlin in Trümmern, und der Schutt der zerstörten Gebäude musste irgendwo entsorgt werden. Über 26 Millionen Kubikmeter Trümmer wurden am Teufelsberg aufgeschüttet, um diesen 120 Meter hohen Hügel zu erschaffen. Heute kaum vorstellbar, dass dieser grüne, idyllische Ort einst ein Zeugnis von Zerstörung und Chaos war. Was den Teufelsberg noch mysteriöser macht, ist die verlassene Abhörstation auf seinem Gipfel – auch „Radarstation Teufelsberg“ genannt. Während des Kalten Krieges nutzten die Amerikaner:innen und Brit:innen diese riesigen Kuppeln, um den Ostblock zu überwachen. Wenn du heute durch die zerfallenen Gebäude streifst, kannst du dir gut vorstellen, wie hier einst die Geheimdienste arbeiteten. Es ist ein Ort, der dich sofort in die Spionage-Thriller dieser Zeit hineinversetzt. Graffitis an den Wänden und der Verfall der alten Strukturen verstärken das Gefühl, einen verlassenen Geheimstützpunkt zu betreten. Credit: IMAGO / imagebroker/via CanvaDie Bürgerbräu-Brauerei wurde 1753 gegründet und befindet sich am Müggelsee im Bezirk Köpenick. Ihre Blütezeit erlebte sie jedoch erst 1869 unter der Leitung von Herman Schaeffer, weshalb dieses Jahr als eigentliches Gründungsjahr der Brauerei gesehen wird. Schon 1888 produzierte die Brauerei um die 10.000 Hektoliter (hl) Bier und entwickelte sich schnell zu einer der bedeutendsten Brauereien der Region. Da die damals verbreiteten Pferdefuhrwerke die Mengen nicht mehr bewältigen konnten, wurden das Bier kurzerhand per Dampfschiff über die Spree transportiert.Doch wie viele Industriebetriebe fiel auch die Bürgerbräu-Brauerei dem Strukturwandel und der Konkurrenz modernerer Produktionsstätten zum Opfer. Am 01. März 2010 wurde die Brauerei geschlossen und die Namensrechte gingen an die Radeberger Gruppe, zu der u.a. Biermarken wie Jever, Schöfferhofer Weizen oder das Radeberger Pilsner gehören. Credit: IMAGO/Zoonar/via CanvaDer Bierpinsel wurde 1976 von den Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte erbaut. Das Ehepaar ist auch für das Internationale Congress Centrum (ICC) verantwortlich. Architektonisch gehört er der Pop-Architektur an, manche würden ihn aber auch dem Brutalismus oder der Betonmoderne zuordnen. Fest steht: Mit seiner Höhe von 47 Metern und dem pilzförmigen Aufbau sticht der Bierpinsel aus der „Steglitzer Skyline“ hervor. Ursprünglich stellten sich die Architekt:innen einen Baum als Vorbild vor, doch die Berliner:innen sahen in der Form eher einen überdimensionalen Rasierpinsel. Schon während der Bauphase bürgerte sich der Spitzname „Bierpinsel“ ein – inspiriert sowohl durch das gerüstartige Design als auch durch die geplante gastronomische Nutzung. Spätestens mit der Eröffnung 1976, bei der Freibier ausgeschenkt wurde, war der Name endgültig etabliert. Die Inhaber:innen des Bierpinsels veränderten sich jedoch über die Jahre. Im Jahr 2021 wurde der markante Turm an einen Investor verkauft, der große Pläne für das Bauwerk hat. Geplant ist eine umfassende Modernisierung, bei der neben Büroflächen auch eine Etage wieder gastronomisch genutzt werden soll. Eine Wiedereröffnung wird für 2025 angestrebt. Credit: AFP via Getty Images