„Made in Canarias“ – klingt nach Aloe-Vera-Seife, Strohhut und Duty-Free-Sarong? Dann warst du wohl noch nie auf einem queeren Designmarkt in Las Palmas. Denn was hier unter dem Label Insel-Mode läuft, hat mit folkloristischem Kitsch wenig zu tun.
Auf den Kanaren wird Mode nicht gemacht – sie wird gelebt und zelebriert. Mit Glitzer, ein wenig Größenwahn und ganz viel Persönlichkeit. Bereit für die schillerndsten Namen der kanarischen Modewelt? Dann schnapp dir einen Cortado – und tauch mit uns ein in die bunte Extravaganz von „Made in Canarias“.
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Was bedeutet eigentlich „Made in Canarias“?
„Made in Canarias“ – das klingt erstmal nach Touri-Kitsch mit Aloe-Vera-Stempel. Ist aber in Wahrheit ein echtes Qualitätssiegel: lokal produziert, mit der Hand gefertigt und mit so viel Individualität versehen, dass Fast-Fashion-Ketten wie Zara & Co. nicht mithalten können
Die Mode, die hier entsteht, ist beeinflusst vom kulturellen Schmelztiegel aus acht Inseln – jede mit eigenem Vibe, eigener Landschaft und eigener Geschichte. Besonders beim Karneval wird das kreative Potenzial hemmungslos ausgeschöpft: Federn, Pailletten, Pappmaché – wenn es glitzert oder sich irgendwie an den Körper tackern lässt, wird es getragen. Und das wirkt sich natürlich auch auf die Mode aus. Hier wird nichts zurückgehalten, weder Farbe noch Fantasie.
Mode in Canarias: Das sind die kreativen Seelen der Inseln
Was in vielen Städten Deutschlands noch als „gewagt“ gilt, ist auf Gran Canaria längst Alltag. Ein Grund dafür: Die starke LGTBI-Community auf den Inseln. Viele Designer*innen gehören selbst dazu und lassen ihre Perspektive in jedes Schnittmuster einfließen – mit einem Mix aus Humor, Glamour und dem festen Willen, niemandem gefallen zu müssen.
Und das Ergebnis? Kleidung, die sich nicht anpasst, sondern Statements setzt. Bademode, die mehr zeigt als sie verdeckt, Schmuck mit Muscheln und Meeresseele, Masken, die nicht nur vor Corona schützen, sondern vor Langeweile. Wer hier designt, will nicht gefallen. Sondern glitzern.
Spotlight auf 5 Designer*innen, die du kennen solltest
1. Arcadio Domínguez (Gran Canaria)
Ein Klassiker der kanarischen Mode-Szene – gegründet 2003 in Las Palmas. Bekannt geworden ist das Label mit den sogenannten „Arcadinas“: Ballerinas mit Schleife. Aber Arcadio kann mehr: Bademode, T-Shirts, Jacken, Taschen – sogar Socken! Alles tragbar, alles verspielt. Perfekt für einen modischen Spaziergang durch die Altstadt von Las Palmas.
2. Joshua Velázquez (Teneriffa)
Der strahlende Gewinner der spanischen Näh-Show „Maestros de la Costura“ ist ein echtes Multitalent. Als Kind spielte er an der Nähmaschine seiner Oma – heute entwirft er Outfits für Soraya Arnelas und Paris Hilton. Ja, DIE Paris Hilton. Seine Kollektionen reichen von Abendkleid bis Sportbekleidung, aber seine „Spezialität“ ist eindeutig Bademode.
3. Vega Isla (Fuerteventura)
Schmuck mit Umweltgewissen – Vega Isla liebt das Meer und verarbeitet in ihren Stücken alles, was der Atlantik hergibt: Muscheln, Kristalle, Treibgut mit Seele. Und das Ganze nachhaltig in Silber gegossen. 5 % ihres Umsatzes spendet sie an Oceana, eine NGO gegen die Ausbeutung der Meere. Wenn schon Accessoires, dann mit gutem Karma.
4. Chacho Souvenirs (verschiedene Inseln)
T-Shirts, Hoodies, coole Prints: Chacho Souvenirs ist das modische Upgrade für alle, die kein 08/15-Urlaubs-Shirt mit Aufdruck „I Love Tenerife“ tragen wollen. Stattdessen: freche Sprüche, politische Statements und faire Produktion. Streetwear mit Insel-Charme – zum Glück endlich mal ohne kitschige Delfine.
5. Gmbyje & Bénelo (La Palma)
Jesus Gutiérrez alias Gmbyje bringt die Farben und Formen des kanarischen Karnevals auf den Laufsteg – inklusive voluminöser Brautkleider, die wirken, als hätten sie ein Eigenleben. Und dann wäre da noch Bénelo – bekannt für Masken, Mode und ein gewagtes It-Piece: ein schwarzer Badeanzug mit Strumpfhaltern. Für alle, die nicht ins Wasser wollen, sondern gesehen werden.