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Langeweile nervt? Warum du sie deinem Kind trotzdem zumuten solltest

Dein Kind meckert, weil ihm langweilig ist? Wunderbar! Warum du es aushalten solltest und warum es für die Entwicklung deines Kindes so wichtig ist.

Mir ist sooo langweilig! Wenn dein Kind das sagt, solltest du dich freuen, und ... gar nichts machen. Die Gründe!
© Getty Images / Catherine Falls Commercial

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Als Mutter möchtest du dein Kind fördern, schützen und glücklich sehen. Wenn mein Kind meckerte: „Mir ist langweilig!“, kratzte das sofort an meinem Verantwortungsgefühl. Ich suchte Spiele heraus oder organisierte eine Schnitzeljagd, die nach 30 Minuten ebenso öde wurden. Denn genau das war mein Denkfehler: Langeweile ist kein Makel – sondern ein wertvoller Entwicklungsraum. Studien und Expert*innen bestätigen, dass Kinder in Phasen der scheinbaren Leere richtig wichtige Fähigkeiten entwickeln.

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Warum Langeweile für Kinder so wichtig ist – und wie du sie zulässt

Laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) fördert Langeweile Kreativität und Problemlösungsvermögen – gerade, wenn kein vorgefertigtes Entertainment wartet. Und die britische Psychologin Dr. Teresa Belton erklärt, dass Langeweile für Fantasie und emotionale Entwicklung essenziell sei.

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Weniger ist mehr: Warum Überangebot Kinder überfordert

Unsere Gesellschaft ist durchgetaktet – das gilt auch für viele Kinder. Musikschule, Sportverein, Hausaufgabenbetreuung: Die To-do-Listen sind lang. Doch ständige Reizüberflutung kann zu Unruhe, Konzentrationsproblemen und Stresssymptomen führen. Und ein Zuviel an Förderung kann die natürliche Selbstregulation hemmen. Und das ist in so jungen Jahren problematisch.

Zum Glück gibt es Langeweile! „Langeweile ist wichtig für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen“, sagt Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Universität Göttingen (stern.de).

Der dänische Pädagoge Jesper Juul („Dein kompetentes Kind“) betont, dass es für Kinder elementar sei, sich auch mal zu langweilen – und das gehe nur in Momenten ohne äußere Steuerung. Wenn du also mal nicht eingreifst, ermöglichst du deinem Kind genau das: Selbstwahrnehmung und innere Stabilität. Hier kannst du das Interview mit Jesper Juul bei „Der Standard“ nachlesen.

Und der Erziehungsberater Dr. Jan-Uwe Rogge bestätigt: „Langeweile … das heißt, Zeit für eigene Ideen zu haben, diese zu vertiefen, Zeiten, in denen nichts, aber rein gar nichts ge- und verplant ist.“

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So gelingt der Umgang mit Langeweile – ohne schlechtes Gewissen

Du musst dein Kind nicht permanent mit Aufgaben oder Spielen versorgen, wenn es sich langweilt. Viel wichtiger ist es, die Situation auszuhalten. Sprich offen mit deinem Kind über Langeweile als normalen Zustand. Du kannst dabei von dir erzählen: „Manchmal weiß ich auch nicht, was ich machen soll – und plötzlich fällt mir was ein.“ Dadurch validierst du das Gefühl.

Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (ehem. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA) empfiehlt Eltern, Langeweile auszuhalten und dem Kind Vertrauen in die eigene Kompetenz zu signalisieren. In ihrem Familienratgeber schreibt sie, dass Kinder diese Freiräume bräuchten, um selbst aktiv zu werden.

Auch Medienpädagogin Kristin Langer von Schau Hin! betont, dass digitale Medien zwar kurzfristig Langeweile überdecken, aber kreative Prozesse unterbrechen. Gib deinem Kind lieber analoge Zeit – mit Dingen wie Bastelmaterial, Deckenhöhlen oder einfach gar nichts.


Einfach mal leer lassen!

Langeweile ist kein Mangel, sondern eine Möglichkeit. Sie zwingt dein Kind zur Selbstbegegnung, zum Innehalten – und ist letztlich ein Geschenk. Gerade im hektischen Familienalltag brauchst du nicht noch eine Verantwortung mehr. Vertraue darauf: Dein Kind kann mit Langeweile umgehen. Und du ganz bestimmt auch.

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Wichtig zu wissen!

Muttersein kann herausfordernd sein. Sei geduldig mit dir selbst und erlaube dir, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Es ist völlig in Ordnung, sich zu entschuldigen. Vergleiche dich nicht mit anderen – jede Mutter und jede Familie ist einzigartig. Wenn du dich aber überfordert fühlst, suche dir professionelle Hilfe und bitte Bekannte oder Verwandte um Unterstützung.

Credit: privat

Als Mutter von vier Kindern weiß Stephanie, wie aufregend die Reise sein kann. Von Schwangerschaft über Muttersein bis zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf teilt sie persönliche Einblicke in den Alltag und Tipps, die ihr selbst geholfen haben. Ihre Meinung: Niemand ist perfekt und jede Situation ist anders. Wissen teilen und über Probleme reden ist aber die halbe Miete.