Wenn du Mama wirst oder bist, wirst du über einen Begriff ziemlich sicher stolpern: Attachment Parenting – im Deutschen inzwischen bedürfnisorientierte Erziehung genannt. Dahinter steckt ein Erziehungskonzept, das Nähe, Intuition und die emotionale Bindung zwischen dir und deinem Baby in den Mittelpunkt stellt. Klingt erstmal schön – aber ist das Ganze auch alltagstauglich? Und was sagen Wissenschaft und Expert*innen?
Das kann Attachment Parenting für dich bedeuten – und hier solltest du gut auf dich selbst achten.
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Alles zum Thema „Attachment Parenting“:
Was ist Attachment Parenting?
Kaum ein anderer Lebensbereich wird mit so viel Ideologie, Erwartungshaltung und Schuldgefühlen überfrachtet wie das Thema Muttersein. Gerade in den sozialen Medien prallen Idealbilder und ungefilterte Erfahrungsberichte aufeinander – zwischen „Supermom“ und „Mom Burnout“. Inmitten all dessen taucht immer wieder ein Begriff auf, der viele junge Mütter fasziniert und gleichzeitig unter Druck setzt: Attachment Parenting. Doch was steckt wirklich hinter dem Trend? Und wie viel Nähe ist gut – für dein Baby und für dich?
Der Begriff wurde vom US-Kinderarzt Dr. William Sears geprägt. Die Grundidee: Ein Baby bräuchte rund um die Uhr Nähe, um sich emotional sicher zu entwickeln. Das äußere sich in folgenden sieben Prinzipien (auch „Baby Bs“ genannt):
Balance – ein ausgewogenes Leben für die Familie
Birth bonding – direkte Bindung nach der Geburt
Breastfeeding – möglichst langes Stillen
Babywearing – Tragen statt Wagen
Bedsharing – gemeinsames Schlafen im Familienbett
Belief in the language value of baby’s cry – Schreien als Kommunikation
Beware of baby trainers – keine Schlaftrainings oder starre Zeitpläne
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Das sagen AP-Befürworter*innen
Viele Mütter feiern Attachment Parenting, weil es sich ihrer Meinung nach richtig anfühlt. Ihr Pro: In diesem Konzept stillst du zum Beispiel so lange, wie es für dich passt, dein Baby ist oft nah bei dir, du reagierst intuitiv – statt auf externe Regeln zu hören. Beobachten und Verstehen, nennt familie.de das. Sich Zeit nehmen, die Signale des Kindes zu verstehen und darauf entsprechend zu reagieren.
Warum es viele Mütter anspricht:
- Du spürst, dass dein Kind sich sicher fühlt.
- Du lernst, deiner Intuition zu vertrauen.
- Es entstehe oft eine tiefe Bindung.
Gerade auf TikTok oder Insta sind viele Momfluencer*innen lautstark pro AP (Attachment Parenting) – mit süßen Tragemomenten und Einschlafroutinen. Aber: Was du dort selten siehst, ist der mögliche Alltag zwischen Dauerstillen und Überforderung durch ständige Verfügbarkeit.
Kritik am Konzept: Wenn Bindung zur Überforderung wird
Was viele unterschätzen: Attachment Parenting kann für junge Mütter ganz schön fordernd sein. Denn ständig verfügbar zu sein, nicht „nein“ sagen zu dürfen und dabei auf eigene Bedürfnisse zu verzichten – das kann für einige Mütter auf Dauer eventuell psychisch und physisch ungesund sein und zum Elternburnout führen, wie auf web.de zu lesen.
Das sind häufige Kritikpunkte:
- Mütter stecken eigene Grenzen zu oft zurück.
- Der Druck, „perfekt“ zu sein, steigt.
- Schlafmangel und Erschöpfung werden normalisiert.
Außerdem können nicht alle Eltern AP leben – ob wegen ihres Berufs, psychischer Belastung oder fehlender Unterstützung. Wichtig ist also: Prüfe genau, was für dich/euch funktioniert – ganz ohne Schuldgefühle.
Dein Bauchgefühl zählt – nicht die Ideologie!
Ich habe versucht, meinen eigenen Weg zu finden, auch wenn es nicht immer einfach war. Manchmal war ich einfach zu erschöpft, um mich an feste Stillzeiten und Pausen zu halten. Und hielt das Geschrei nicht aus, wenn ich mein Baby in sein eigenes Bett bringen wollte. Es war immer etwas try and error dabei:
Wird mir die Maus auf der Nase herumtanzen, wenn ich immer verfügbar bin? Ist der vermeintlich einfache Weg wirklich der bessere? Ich versuchte, weniger Ratgeber zu konsumieren, sondern auf mein Gefühl zu hören und tauschte mich persönlich mit anderen Müttern aus. Wie gesagt: Alles ist abhängig von der eigenen Situation und Konstitution, sowie den eigenen Bedürfnissen. Den einzig richtigen Weg gibt es nicht!
Egal ob du trägst, schiebst, stillst oder Fläschchen gibst: Bindung entsteht nicht nur durch Nähe, sondern durch Liebe, Verlässlichkeit und dein echtes Interesse am Kind. Wenn du Attachment Parenting ausprobieren willst, mach das – solange du dich selbst nicht vergisst.
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Wichtig zu wissen!
Muttersein kann herausfordernd sein. Sei geduldig mit dir selbst und erlaube dir, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Es ist völlig in Ordnung, sich zu entschuldigen. Vergleiche dich nicht mit anderen – jede Mutter und jede Familie ist einzigartig. Wenn du dich aber überfordert fühlst, suche dir professionelle Hilfe und bitte Bekannte oder Verwandte um Unterstützung.

Als Mutter von vier Kindern weiß Stephanie, wie aufregend die Reise sein kann. Von Schwangerschaft über Muttersein bis zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf teilt sie persönliche Einblicke in den Alltag und Tipps, die ihr selbst geholfen haben. Ihre Meinung: Niemand ist perfekt und jede Situation ist anders. Wissen teilen und über Probleme reden ist aber die halbe Miete.