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Forscher: Wer in diesem Alter in Rente geht, stirbt früher

Eine Erhöhung des Rentenalters wird in Deutschland häufig diskutiert. Eine neue Studie zeigt nun, dass ein höheres Renteneintrittsalter gravierende Folgen für die Bevölkerung haben kann.

Ältere Dame arbeitet vor dem Laptop.
© IMAGO/Westend61

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Wer länger arbeitet, bekommt im Alter eine höhere Rente. Das mag auf den ersten Blick positiv zwar klingen, hat jedoch auch seine Nachteile. Denn eine neue Studie offenbart nun: Wer später in Rente geht, lebt potenziell kürzer. Alle Details zur Studie findest du hier.

Späte Rente = früherer Tod?

Überlegst du auch, den die Rente etwa nach hinten zu verschieben, um im Alter den einen oder anderen Euro mehr aufs Konto überwiesen zu bekommen? Das solltest du dir genau überlegen. Denn das Arbeiten über das Rentenalter hinaus kann dich möglicherweise früher ins Grab bringen – dieses erschreckende Ergebnis offenbart die Studie von Forscher:innen aus Deutschland und Spanien.

Doch wie kann das sein? Das Team, bestehend aus Cristina Bellès-Obrero, Sergi Jiménez-Martìn und Han Ye von den Universitäten Mannheim und Barcelona, hat Sozialversicherungsdaten vor und nach der Rentenreform von 1967 in Spanien analysiert. Im Zuge dieser Reform wurde das Renteneintrittsalter für Spanierinnen und Spanier von 60 auf 65 Jahre angehoben, beginnend ab dem 1. Januar 1967.

Bei der Analyse der Daten ergab sich folgendes Ergebnis: Wenn der Renteneintritt um ein Jahr nach hinten verschoben wurde, war das Risiko, zwischen 60 und 69 Jahren zu sterben, um 4,2 Prozentpunkte höher als bei einem regulären Renteneintritt.

Körperlich anstrengende Jobs sind stärker gefährdet

Doch nicht nur ein später Eintritt in den Ruhestand kann die Lebenserwartung mindern, sondern auch die Arbeitsbedingungen in den letzten Beschäftigungsjahren spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Dazu heißt es in der Studie: „Merkmale wie die körperliche und psychosoziale Belastung, der Selbstwert bei der Arbeit und das Qualifikationsniveau haben jeweils einen Einfluss“.

Dabei sind insbesondere Personen gefährdet, die einen körperlich anstrengenden Job ausüben. „Die Ergebnisse lassen erkennen, dass der Verlust des Rechts auf Frühverrentung zum früheren Tod von Personen führen kann, die in körperlich anstrengenden Berufen arbeiten und zudem hohen psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind“, heißt es in der Studie.

Höheres Renteneintrittsalter treibt mehr Menschen in der Erwerbsminderung

Marcel Fratzscher, Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt in einer aktuellen Kolumne vor einem weiteren potenziell negativen Effekt, der mit der Anhebung des Renteneintrittsalters einhergehen könnte: Er befürchtet, dass eine größere Anzahl von Beschäftigten in die Erwerbsminderung geraten könnte.

Laut einer Untersuchung des DIW Berlin beziehen bereits jetzt 4,5 Millionen Menschen in Deutschland eine Erwerbsminderungsrente oder waren aufgrund von Erwerbsminderung im Ruhestand. Alarmierend ist jedoch, dass ihr Risiko, in die Armut abzurutschen, doppelt so hoch ist wie das der allgemeinen Bevölkerung. Dies könnte zur Konsequenz haben, dass immer mehr Menschen in die Altersarmut abgleiten, insbesondere wenn sie über ein niedriges Einkommen verfügen, warnt Fratzscher.

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Späte Rente: Anerkennung auf der Arbeit kann Gesundheit fördern

Wer auf der Arbeit allerdings Anerkennung erfährt, kann das Sterberisiko deutlich verringern. Denn das Arbeitsumfeld kann die Gesundheit deutlich fördern. So heißt in der Studie: „Für Menschen, die an ihrem Arbeitsplatz Erfolgserlebnisse und Anerkennung spüren, hat ein späterer Renteneintritt häufig keine negativen Auswirkungen auf die Sterblichkeit.“

Was bedeutet die Studie für unser Rentensystem?

Doch was bedeutet das nun für den Ausstieg aus dem Arbeitsleben? Die Forscher:innen sind zu dem Schluss gekommen, dass es keine richtige Lösung für die Rente gibt. So ist eine „Pauschallösung“ für den Ruhestand nicht der beste Ansatz. 

So heißt es: „Wir stellen fest, dass eine Politik, die den Zugang zum Vorruhestand generell abschafft, die sozioökonomischen Ungleichheiten bei der Lebenserwartung verschärfen kann. Unsere Ergebnisse zeigen zudem, dass die Spanierinnen und Spanier sich nicht in vollem Umfang an die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters hielten. Vor der Beantragung einer regulären Rente nutzten sie andere Wege, um den Arbeitsmarkt zu verlassen, indem sie beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Teilrente beantragten.“ Aus diesem Grund plädiert das Forscherteam für flexible Renten-Regelungen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Teilrente.

Quellen: merkur.de, mdr.de und tagesschau.de