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Augen & Stimme: 6 Dinge machen den ersten Eindruck im Job aus

Der erste Eindruck ist meist der Wichtigste, oder? Die Wissenschaft erklärt uns, worauf Menschen achten, wenn sie dich zum ersten Mal sehen.

Frau im weißen Anzug schaut beurteilend
Der erste Eindruck zählt am meisten - oder? Foto: Pexels / cottonbro

Ist dir schon einmal aufgefallen, wie schnell du eigentlich über Menschen urteilst? Laut Forscher:innen passiert der erste Eindruck innerhalb von wenigen Sekunden. Das klingt erstmal oberflächlich, ist aber völlig normal. Worauf Menschen besonders achten und wie du einen guten Eindruck machst, erfährst du hier. 

Die 2 Typen des ersten Eindrucks 

Wissenschaftler:innen sind sich einig: Es gibt zwei Typen des ersten Eindrucks. Erste Eindrücke manifestieren sich nicht nur in den expliziten Reaktionen der Wahrnehmenden, sondern auch in ihren spontanen Schlussfolgerungen. Implizite Messungen zielen darauf ab, die spontanen Eindrücke zu erfassen, die für die Wahrnehmenden in der Regel unsichtbar sind – Eindrücke, die sie ohne jegliches Bewusstsein oder Absicht gebildet haben.

Während explizite Maße für Eindrücke Selbstberichtstests wie Bewertungen oder Schlussfolgerungen umfassen, gehören zu den impliziten Maßen Gedächtnistests, die das Ausmaß messen, in dem die Zielperson mit einem Konstrukt (z. B. einem Merkmal) im Gedächtnis assoziiert wird. Die genaue Beziehung zwischen impliziten und expliziten Formen von Eindrücken ist eine kontroverse Frage auf dem Gebiet der sozialen Kognition. 

Bist du faul oder läufst du die Treppe?

Forschungen aus vielen Labors haben außerdem durchweg gezeigt, dass implizite Eindrücke sich nicht ändern lassen. Wenn sich Eindrücke ändern, sind es in der Regel explizite, aber nicht implizite Merkmalsinferenzen, die verändert werden. Nachdem sie beispielsweise erfahren haben, dass die Person, die mehrmals mit dem Aufzug nach oben gefahren ist, tatsächlich regelmäßig Sport treibt, aktualisieren die Wahrnehmenden ihr ursprüngliches explizites Urteil, dass sie faul ist.

In einer impliziten Gedächtnisaufgabe neigen sie jedoch immer noch dazu, die Person als faul einzustufen. Somit können implizite Voreingenommenheiten fortbestehen und zwischenmenschliche Interaktionen in erheblichem Maße beeinflussen, selbst wenn die Wahrnehmenden davon überzeugt sind, dass sie ihre Eindrücke angesichts neuer Informationen geändert haben. 

Zwei Frauen stehen Rücken an Rücken
Inwieweit können wir Personen beurteilen, ohne sie zu kennen? Foto: Pexels / Darina Belonogova

Laut Studie: So schnell urteilt jemand über dich  

Aber wieso urteilen wir überhaupt? Die Forschung hat gezeigt, dass die Antwort auf diese Frage entscheidend für die Art und Weise ist, wie Menschen Informationen über andere verarbeiten. Nimmt man die Denkweise von Journalist:innen an, deren Ziel darin besteht, Fakten über eine Person herauszufinden, kann man einen völlig anderen Eindruck gewinnen, als bei einer Person, die beispielsweise ein Blind Date hat. Im ersten Fall verarbeiten die Wahrnehmenden die Informationen systematisch, während sie im zweiten Fall dazu neigen, sich auf Heuristiken zu verlassen, die mit ihrem Ziel, sich mit der betreffenden Person zu verbinden, übereinstimmen. Eine solche motivierte Verarbeitung kann bei der Bewertung anderer Personen eine Positivitätsverzerrung auslösen. 

Laut einer Studie können wir das Attraktivitätslevel und die Vertrauenswürdigkeit einer Person schon innerhalb von 33–100 Millisekunden für uns selbst festmachen. Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen bestimmte Gesichtszüge mit den Persönlichkeitsmerkmalen einer Person in Verbindung bringen. Die Ergebnisse sind heutzutage besonders relevant, da Dating-Apps wie Tinder auf den ersten Eindruck angewiesen sind. 

Diese 6 Dinge beurteilen Menschen über dich  

Menschen entscheiden also wie sie dich einschätzen, bevor du ein Wort mit ihnen gewechselt hast. Anhand dieser Merkmale fällt eine Entscheidung:  

1. Dein Charisma und der erste Eindruck

Eine Studie der Universität Toronto aus dem Jahr 2017 ergab, dass Beobachter:innen in nur fünf Sekunden entscheiden, ob eine Person charismatisch ist. Das geschah, während sie sich eine stumme Aufnahme einer Rede dieser Person ansehen. 

Personen, die attraktiv, weiß waren und keine Brille trugen, wurden als charismatisch eingestuft. So auch Menschen, die mehr Augenkontakt hielten und stärkere Argumente vortrugen.

2. Führungsqualitäten

In einer Studie aus dem Jahr 2012 ließen Forscher der University of Miami und der Duke University Menschen Aufnahmen von Männern und Frauen hören, die sagten: „Ich bitte Sie dringend, im November für mich zu stimmen“. 

Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer:innen eher bereit waren, für Frauen mit tieferen Stimmen zu stimmen. Das lag vor allem daran, dass Frauen mit tieferen Stimmen als kompetenter und vertrauenswürdiger angesehen wurden.  
Die Teilnehmer stimmten auch lieber für Männer mit tieferen Stimmen, allerdings nicht, weil sie vertrauenswürdiger erschienen. 

Den Forschern zufolge könnten diese Ergebnisse dazu beitragen, zu erklären, warum es weltweit weniger Frauen in Führungspositionen gibt. „Zumindest“, so schreiben sie, „ist die Stimmlage ein körperliches Merkmal, das die sozialen Normen, die die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern fördern, nicht ausgleicht.“

3. Deine Intelligenz  

Eine Studie aus dem Jahr 2007 unter der Leitung von Nora A. Murphy, Professorin an der Loyola Marymount University, ergab, dass es für die wahrgenommene Intelligenz entscheidend ist, dem Gesprächspartner in die Augen zu schauen.  

„Das Schauen beim Sprechen war ein Schlüsselverhalten“, schrieb Murphy. „Es korrelierte signifikant mit dem IQ und trug zu einer höheren Bewertung der wahrgenommenen Intelligenz bei.“ 

4. Wie erfolgreich du bist  

In einer britisch-türkischen Studie aus dem Jahr 2013 sahen sich die Teilnehmenden Fotos von Männern in Maßanzügen und von der Stange für nur fünf Sekunden an. Die Männer in maßgeschneiderten Anzügen wurden als erfolgreicher eingestuft. 

Die Autor:innen waren sich demnach einig, dass gut geschnittene Kleidung das Bild eines Mannes positiv beeinflussen kann.

5. Ob du abenteuerlich bist 

In einer Studie der Durham University aus dem Jahr 2012 wurden Studenten Videoclips von 26 anderen Studenten gezeigt, die mal entspannter und mal fester gingen.  

Es waren nur wenige Schritte nötig, um ein Gefühl für die Persönlichkeit zu vermitteln. Die Studenten setzten einen lockeren Gang mit Extrovertiertheit und Abenteuerlust gleich, während die eher strammen Geher als neurotisch angesehen wurden. 

Vier Frauen unterhalten sich
Der wahre Charakter stellt sich erst im Gespräch heraus. Foto: Pexels / Andrea Piacquadio

6. Bin ich dateable?

Eine durchgeführte Studie über Online-Dating hat gezeigt, dass Nutzer:innen von Dating-Websites anhand des Fotos schnell feststellen, wie sympathisch man ist. 

Wer extrovertierter, offener für neue Erfahrungen emotional stabiler und sympathischer erscheint, hat demnach mehr Erfolg auf der Dating-Website. Ehrgeiziger und kompetenter zu erscheinen, schadete den Frauen auf der Website, während es den männlichen Nutzern der Website half, Erfolg zu haben. 

Selbst nach Kontrolle des Textes, den die Leute in ihrem Dating-Profil angeben, stellten die Forscher:innen fest, dass die Fotos eine größere Auswirkung hatten.

So machst du einen guten ersten Eindruck im Job

Gerade bei Bewerbungsgesprächen möchte man von Beginn an einen guten Eindruck machen. Es gibt sechs relativ einfache Tipps, die dir dazu verhelfen:

  • Äußerlichkeiten: Auch wenn Äußerlichkeiten nicht alles sind, sind sie doch das, was unser Gegenüber als Erstes wahrnimmt. Von der äußeren Hülle wird dann innerhalb von Millisekunden auf das Innere eines Menschen geschlossen. Mach dir also unbedingt einen Kopf, wie du bei deinem Bewerbungsgespräch auftreten und wirken möchtest.
  • Ähnlichkeiten: „Gleich und gleich gesellt sich gern“ – diesen Spruch kennst du sicher auch. Und er beinhaltet viel Wahrheit. Forschende haben nämlich herausgefunden, dass Menschen uns sympathischer sind, wenn sie uns auch nur ansatzweise an uns selbst erinnern.
  • Evolution: Kein Witz: Sogar grundlegendste evolutionäre Strukturen sind auch in Bewerbungsgesprächen bei uns verankert. Es gilt nämlich: Im ersten Moment checken wir aus, ob unser Gegenüber gefährlich für uns ist. Im Bewerbungsgespräch solltest du also ruhig auch über deine Schwächen reden oder verletzlich wirken. Das lässt dich unterbewusst sympathischer wirken.

Innerhalb von Millisekunden zum ersten Eindruck  

Du kannst demnach deinen ersten Eindruck auf Menschen beeinflussen, indem du dein Verhalten dementsprechend anpasst. Korrekt sind unsere ersten Impressionen von Menschen natürlich nicht immer. Doch die Wissenschaft zeigt uns, dass wir uns innerhalb von kürzester Zeit dazu entscheiden, wie wir Menschen wahrnehmen. So schnell das auch geht, einen genaueren Eindruck erhältst du erst nach einem Gespräch und einem Kennenlernen.