Genau das zeigt ein wachsendes Problem: Sprachmodelle geben Frauen bei Bewerbungen oft schlechtere Tipps – zum Beispiel bei der Gehaltsverhandlung. Eine aktuelle Studie belegt das. Wir zeigen dir, worin die größten Fallen liegen und wie du sie vermeidest.
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Die Gehaltsfalle: Frauen wird weniger empfohlen – trotz gleicher Qualifikation
In einer neuen Untersuchung der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt haben Forschende fünf populäre KI-Modelle getestet – darunter ChatGPT-4o Mini, Claude 3.5 Haiku, das französische Modell Mixtral, das chinesische Qwen 2.5 Plus und Llama 3.1 von Meta. Das Setup war simpel, aber aufschlussreich: Die Sprachmodelle sollten Gehaltsverhandlungstipps für fiktive Bewerberinnen geben. Der einzige Unterschied zwischen den Testpersonen? Das Geschlecht. Das Ergebnis: Die KI-Modelle gaben Frauen niedrigere Gehaltsempfehlungen als Männern – obwohl die Ausgangslage exakt gleich war.
Geringere Einstiegsgehälter als Männer – selbst wenn die Profile identisch sind? Ein Beispiel aus der Praxis: Während einem männlichen Bewerber ein Wunschgehalt von 70.000 Euro genannt wird, erhält eine Bewerberin mit denselben Daten die Empfehlung, sich mit 62.000 Euro zufrieden zu geben.

Warum passiert das?
Sprachmodelle wie ChatGPT lernen aus riesigen Mengen an Texten aus dem Internet – inklusive Stereotype, historische Daten und geschlechtsbasierte Verzerrungen. Wenn diese Muster nicht gezielt korrigiert werden, reproduzieren sie sich. So entsteht ein KI-Rat, der unbewusst strukturelle Ungleichheit zementiert.
Ungerechte KI-Ratschläge? Das kannst du tun!
- Vertraue bei Bewerbungen nicht nur auf eine KI-Empfehlung – gleiche Infos mit seriösen Gehaltsportalen wie Gehaltsvergleich.com, Stepstone Gehaltsreport oder Glassdoor ab.
- Nutze Tools wie Lohnspiegel.de vom WSI-Institut, das auch Gender Pay Gaps abbildet.
- Hol dir den Rat von realen Personen, besonders von Frauen, die in deiner Branche arbeiten.
2. Die Bescheidenheitsfalle: KI rät Frauen zu zurückhaltender Sprache
Eine weitere Falle: Sprach-KIs schlagen Frauen tendenziell eine zurückhaltendere und “weichere” Sprache für Bewerbungen vor. Während Männern geraten wird, selbstbewusst und durchsetzungsstark aufzutreten, bekommen Frauen Formulierungen wie „Ich würde mich freuen“ oder „Ich glaube, dass ich die richtige Person bin“ – statt klare Aussagen wie „Ich bringe X Erfahrung mit und bin überzeugt, das Team bereichern zu können.“ Der Gender Bias (Geschlechter Vorurteil) der KI durch sprachliche Differenzierung ist sogar wissenschaftlich belegt.
In einer Studie in Otolaryngology–Head and Neck Surgery analysierten Forschende LORs von ChatGPT und fanden heraus, dass männliche Kandidaten deutlich öfter mit Begriffen wie ambitioniert und analytisch beschrieben wurden, während bei Frauen eher gemeinschaftliche oder unsicher wirkende Formulierungen genutzt wurden.
Warum ist das problematisch?
Gerade im Bewerbungsprozess zählen Selbstbewusstsein und klare Kompetenz. Wer sich zu zurückhaltend präsentiert, läuft Gefahr, nicht ernst genommen zu werden – oder als weniger kompetent zu gelten.
Das kannst du tun!
- Achte bei Bewerbungsschreiben auf starke Verben, aktive Sprache und klare Aussagen über deine Stärken.
- Tools wie Textio helfen dir, geschlechtsneutrale und inklusive Sprache zu verwenden.
- Vergleiche deinen Text mit professionellen Vorlagen und achte gezielt darauf, wie selbstsicher du wirkst.
- Frage reale Personen nach der Wirkung deiner Bewerbung auf sie
Fazit: Verlass dich nicht blind auf KI – vor allem nicht als Frau
Sprachmodelle wie ChatGPT sind nicht perfekt. Gerade in sensiblen Bereichen wie Karriere und Gehalt reproduzieren sie oft unbewusst die Ungleichheiten der Welt, aus der sie gelernt haben. Wer das weiß, kann gegensteuern – mit guten Quellen, feministischer Wachsamkeit und einem Netzwerk, das dich unterstützt.
Merke dir: Du verdienst es, selbstbewusst aufzutreten – und das bestmögliche Gehalt zu fordern. Auch, wenn eine KI etwas anderes sagt!
Wichtig zu wissen!
Gender Pay Gap: Im Jahr 2023 verdienten Frauen in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Dieser unbereinigte Gender Pay Gap hat sich seit 2020 nicht verändert. In Ostdeutschland beträgt die Lohnlücke 7 Prozent, während sie in Westdeutschland bei 18 Prozent liegt.
Hauptursachen (64 Prozent) sind die unterschiedliche Branchenwahl, Teilzeitarbeit und geringere Präsenz in Führungspositionen. Der bereinigte Gender Pay Gap (36 Prozent), der vergleichbare Qualifikationen und Tätigkeiten berücksichtigt, lag 2023 bei 6 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen die anhaltende Einkommensungleichheit zwischen den Geschlechtern in Deutschland. (Quelle: Statista) Weitere wmn Informationen zum Gender Pay Gap bekommst du hier.