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Vulva-Watching: Wie du lernst, deine Vulva zu lieben

Viele Frauen schämen sich für ihre Vulva und büßen an Selbstwertgefühl ein. Hilft Vulva Watching, sich lieben zu lernen? Wir haben Antworten.

Frau Obst
© Von cottonbro von Pexels via canva.com

VULVA NIGHT: Die Lust der Frau | The Voice of Menstrual Health

Mit ihren Meet-Ups möchten die Gründerinnen von Laia's die Themen Frauengesundheit und weibliche Lust in den gesellschaftlichen Fokus rücken. Wir waren zu Besuch bei der VULVA NIGHT, bei der sich Teilnehmer:innen mit Sex-Coaches, Sex-Shop-Ownern und Ärztinnen über das mystifizierte Lustorgan ausgetauscht haben.

Guckst du dir regelmäßig deine Vulva im Spiegel an? Ich schon! Und ich finde sie verdammt schön! Für Frauen, die in dieser Hinsicht noch etwas mehr Zuspruch brauchen, gibt es seit einiger Zeit Workshops, die das sogenannte Vulva-Watching anbieten. Hierbei entblößt man sich untenrum vor anderen Frauen und hört zu, wie reihum jede Teilnehmerin Komplimente zur eigenen Vulva gibt. Warum es das überhaupt braucht, erfährst du hier.

Vulva vs. Vagina

Das Wichtigste zuerst: Vulva ist der Begriff, der die weiblichen, äußerlich sichtbaren Geschlechtsorgane benennt – also die inneren und äußeren Schamlippen, den Venushügel, die Klitoris und den Eingang der Harnröhre.

Die Vagina hingegen bezeichnet den Part, der die Vulva mit den inneren Geschlechtsorganen verbindet. Sie besteht demnach aus der Körperöffnung und dem Schlauch. Beim Vulva-Watching steht also nur der äußere Teil im Vordergrund. Doch warum braucht es diesen für Außenstehende beinahe kurios wirkenden Trend überhaupt?

Verschiedene Vulven
Vulven gibt es in allen Formen und Farben. Vulva Watching feiert diese und schafft ein neues Bewusstsein für seinen Körper.

Findest du deine Vulva schön?

Jede vierte Frau würde die Frage danach, ob sie ihre eigene Vulva schön findet, mit Nein beantworten. Viele würden sich zudem schämen, überhaupt über dieses Thema zu sprechen. Diese Tabuisierung und die damit einhergehende Verunsicherung gehen in manchen Fällen sogar so weit, dass viele Frauen sich schämen nackt zu sein und sich nicht oral befriedigen lassen. Frauen auf der ganzen Welt schränken sich demnach ein. Sind weniger frei. Und damit weniger glücklich.

Grund für diese Unzufriedenheit sind nicht selten Pornos. Viele Frauen glauben, selbst diese perfekten, glattrasierten, wohlgeformten und ästhetisch anmutenden Porno-Vulven haben zu müssen und vergleichen sich damit. Dass die Vulven in Pornos häufig schönheitschirurgisch optimiert, geschminkt und bestens ausgeleuchtet sind und daher oft nichts mit der Realität zu tun haben, vergessen sie dabei aber. Da bieten Amateurpornos ein deutlich realistischeres Bild.

Die Hälfte aller Frauen ist mit dem Aussehen ihrer Vulva unzufrieden. Vulva-Watching soll das ändern. Foto: Von cottonbro von Pexels via canva.com

Warum es Vulva Watching braucht

Immer mehr Frauen fühlen sich so unwohl in ihrer eigenen Haut, dass sie sich einem chirurgischen Eingriff im Intimbereich unterziehen – aus Gründen der Schönheit, nicht der Notwendigkeit. Die Hälfte der Frauen findet ihre eigene Vulva nicht ansprechend genug, ganze 25 % sogar „hässlich“.

Intimkorrekturen nehmen laut Statistik 4,1 % der Schönheitsoperationen ein, die in Deutschland durchgeführt werden. Dabei ist das Repertoire groß: Fettabsaugung der Vulva, Aufpolsterung des idealen Venushügels, Vergrößerung der äußeren und Verkleinerung der inneren Schamlippen. Der Trend des Vulva-Watching will diesem Wahnsinn entgegentreten.

Schenkt der Vulva Aufmerksamkeit

Das Vulva Watching feiert die Vielfalt des weiblichen Intimbereichs und versucht, Frauen beizubringen, dass sie schön sind, so wie sie sind. Ziel ist es, Scham und Ängste abzuwerfen. Hierfür können Kurse gebucht werden, die in der Regel in einer kleinen Gruppe von Frauen stattfinden.  

Wie läuft so ein Event ab? Nach einem kurzen und ungezwungenen Kennenlernen versammeln sich die Frauen und legen untenrum ihre Kleidung ab. Nur noch mit einem Tuch bekleidet, kann sich nun, wer will, auf einen Stuhl setzen und seine Vulva zur Schau stellen

Die anderen dürfen nun nacheinander vor die Vulva treten, bedanken sich für diesen Moment und sprechen über ihre Gefühle. Besonders wichtig ist der positive Umgang beim Vulva Watching, so betonen die anderen Teilnehmerinnen dabei, was ihnen speziell an dieser Vulva besonders gut gefällt

Zurück bleibt ein Raum voller positiver Gefühle und gestärkter Frauen. Eine Überwindung, die sich in jedem Fall lohnt. Denn nun ist der Blick auf das Wesentliche geschärft: Es ist gut, dass wir untenrum nicht alle gleich aussehen! Wie langweilig wäre das. Und eines wird hier besonders deutlich. Und zwar, dass gerade in dieser Vielfalt absolute Schönheit schlummert. Ich für meinen Teil habe noch keine Vulva gesehen, die mir nicht gefallen hat. Sie alle sind auf ihre Art besonders.

Fazit: Vulva Watching kann dir helfen, dich selbst zu lieben 

Seine Ängste und seine Scham zu überwinden, ist allein ein wichtiger Schritt in Richtung gestärktes Selbstbewusstsein. Vulva Watching hilft zudem, zu verstehen, dass jede Frau einzigartig ist. Feiere also deine Einzigartigkeit und liebe dich so, wie du bist. 

Möchtest du nicht im großen Maße an einem Event teilnehmen, kannst du alternativ auch ein Vulva Watching im Privaten betreiben. Betrachte hierfür deine Vulva mit einem kleinen Spiegel und versuche, dir selbst ein Kompliment zu machen. Alternativ könnt ihr euch die Vulva Gallery auf Instagram ansehen und die weibliche Vielfalt zelebrieren!