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Wieder Gewalt bei der Gay Parade – Warum Polen so ein Problem mit der LGBT-Community hat

Die Gay Parade in Lublin wurde erneut von homophoben Demonstranten angegriffen. Wir klären, wie tolerant Europa wirklich ist und ob Polen noch zu retten ist.

LGBT-Frauen
Die LGBT-Community hat echte Probleme in Europa - vor allem Polen ist ein Land, das besorgniserregend erscheint. Foto: / Unsplash

29.09.2019. Mal wieder sind in Polen die Demonstranten auf der Straße. Auf der einen Seite demonstrieren Engagierte für ein diverses und offenes Polen, auf der anderen Seite beklagen ewige Koservative die “Gefahr und Unberechenbarkeit” der LGBT-Community. 

Hier sind Toleranz und Diskriminierung nur wenige Schritte voneinander entfernt. Doch nicht nur Polen hat mit Homophobie stark zu kämpfen. Überall in Europa hapert es an Intoleranz.

Europas Intoleranz – Zusammenfassung

Die Eu-Menschenrechtscharta legt fest, dass LGBT-Menschen (Lesben, Schwule, , Bisexuelle und Transgender) die exakt gleichen Rechte haben wie Heterosexuelle – Lebensbedingungen und Chancen müssen überall gleich sein. Doch trifft das zu? Bei weitem nicht!

Am 17.Mai jedes Jahres rechnet der europäische Lobbyverband der Lesben und Schwulen (ILGA) mit den Rechten in Europa ab. Mit erschreckenden Ergebnissen. 100% können die Mitgliedsländer höchstens bei dem Ranking erzielen – das wäre ein Staat, in dem LGBTs vollkommen gleich behandelt werden wie Heteros. 

Davon sind die meisten Länder jedoch noch weit entfernt. Große Unterschiede lassen sich vor allem zwischen West- und Osteuropa erkennen – der Osten kämpft noch immer mit viel größeren Vorurteilen und Rechtsproblemen als der Westen. 

Welche Länder haben mit Homophobie zu kämpfen?

Doch Probleme gibt es überall. Das traditionelle Italien zeigt sich mit 22% von seiner schlechtesten Seite. Homo-Ehen und Gesetze gegen Antidiskriminierung sind hier Fremdwörter. Litauen erzielt von 100 möglichen Punkten auf dem Ranking gerade einmal 18. Auch Bulgarien und Rumänien bekleckern sich mit 20% und 21% keinesfalls mit Ruhm. Da ist noch viel zu tun, findet auch die ILGA selbst.

Bei den “toleranten” Staaten Europas haben die skandinavischen Länder die Nase recht weit vorne. Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland liegen bei knapp 60% bis 70%. In Finnland wurden beispielsweise in den letzten Jahren etliche Paragraphen, die minderheitendiskrimierend sein könnten, aus dem Grundgesetz gestrichen. 

Die Homoehe ist bis heute nur in einigen wenigen Ländern, beispielsweise Dänemark, Belgien und Deutschland erlaubt. Die ILGA-Bewertungen der einzelnen Länder findest du hier.

Pride Parade Polen
Die Pride Parades werden in Polen oft von Gegendemonstrationen unterbrochen – Nicht jeder hier ist tolerant.

In Polen ist der Hass am größten

Litauen und Polen teilen sich mit 17% bzw. 18% den letzten Platz. Gerade Polen findet sich heutzutage immer wieder wegen Anschuldigungen der Homophobie in der Presse wieder. Das  katholische Polen demonstriert gern mal gegen eine bunte Welt und fordert die Rückkehr zu alten Normen und Sitten.

Zwar finden auch in Polen “Pride Parades” und LGBT-Veranstaltungen statt, doch diese stoßen immer wieder auf Gegenwehr. Nationalisten und Hooligans rücken bewaffnet mit Eiern und Silvesterknallern gegen die Queeren an.

Angst vor Schwulen

Wo kommt die polnische Homophobie eigentlich her? Eine eindeutige Erklärung für den Hass gegen die LGBT-Community gibt es nicht. Forscher erklären jedoch, dass es an der Unwissenheit der Menschen liegen kann. Aktivisten fordern Schwule und Lesben allerorts dazu auf, sich zu outen. Sie müssen präsent in der Öffentlichkeit sein. Nur so können LGBTs irgendwann als normal angesehen werden.

„75 Prozent der Polen sagen, dass sie keine Homosexuellen kennen.“
– Forscher Michał Bilewicz

Angst vor dem Unbekannten ist oft die schlimmste Angst. Mit Vorurteilen können wir nur aufräumen, wenn wir die Menschen kennenlernen und ihnen so den Schrecken nehmen. Polnische Politiker schüren die Angst und die jedoch Vorurteile noch. Immer neue Gebiete Polens werden stolz zu LGBT-reinen Gebieten erklärt. Eine Formulierung, die stark an die “judenreinen” Gebiete im Nationalsozialismus erinnert. 

Fazit – Es bewegt sich etwas

Überall auf der Welt und gerade in Europa wurden bereits unglaubliche Fortschritte gemacht. Homosexuelle und Transgender sind im Vergleich zu 40 Jahren zuvor fast völlig in die Gesellschaft integriert. Doch noch immer befinden wir uns auf einem Weg. Besonders in Osteuropa sollten LGBTs lauter werden und stärker für ihre Rechte kämpfen.