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Warum Judas Jesus wirklich verraten hat & was hinter dem Judas-Syndrom steckt

Judas steht sinnbildlich für viel mehr als einfach nur den Verräter von Jesus. Könntest auch du vom Judas-Syndrom betroffen sein? Wir erklären die Merkmale.

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Judas hat Jesus nach dem letzten Abendmahl verraten. Das ist der Grund dafür. Foto: IMAGO / Cola Images

Ostern ist eigentlich eine Zeit der Besinnlichkeit und des Nachdenkens – zumindest ursprünglich. Heute ist es wie Weihnachten eher zu einer Zeit der Geschenkeschlachten und Fressorgien verkommen. Wir von wmn finden das schade und wollen uns einmal mit der ursprünglichen Bedeutung von Ostern beschäftigen.

In diesem Artikel klären wir deshalb, was es eigentlich mit dem berühmt-berüchtigten Judas auf sich hatte. Wir kennen alle die Geschichte, dass Jesus von Judas verraten wurde. Seither hassen wir Judas und lieben Jesus. Doch ist das fair? wmn ist sich da nicht ganz sicher und hat Nachforschungen angestellt.

Judas & Jesus: Was bisher geschah

Judas und Jesus waren gute Freunde und Kollegen. Judas war nämlich einer der zwölf Apostel, also einer der zwölf Anhänger und von Jesus. Diese Männer folgen ihm überall hin, predigten mit ihm, kannten ihn in- und auswendig und verbreiteten seine Botschaft in der Welt.

An einem Gründonnerstag zwischen 30 und 40 n.Chr. speisten Jesus und die Jünger gemeinsam. Dass es das letzte Abendmahl sein würde, wusste bis dato noch niemand. Außer Jesus. Aber dazu später mehr.

Übrigens: Heute ist man sich nicht ganz sicher, in welchem Jahr Jesus genau starb. Wikipedia sagt, dass Historiker:innen und Theolog:innen heute glauben, dass er ungefähr 30-40 Jahre alt wurde. Da er im Jahr 0 geboren wurde, können wir davon ausgehen, dass das Abendmahl rund um die Jahre 30 – 40 stattfand.

Direkt im Anschluss an das Abendmahl verriet Judas Jesus an die Stadtverwaltung von Jerusalem. Die nahmen ihn daraufhin fest und brachten ihn wegen Gotteslästerung ans Kreuz. Immerhin hatte Jesus allen davon erzählt, dass er der Sohn Gottes war. Eine durchaus steile Behauptung ohne Beweise. Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, brachte auch Judas sich um.

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Im „Wein & Weiber“-Podcast klären wir die Bedeutung von Ostern auf unsere ganz eigene Art und Weise.

3 Gründe: Darum hat Judas Jesus verraten

Die Frage, warum Judas Jesus wirklich verraten hat, ist bis heute mit viel Spekulation verbunden. Viele sind sich sicher: Judas war ein Arsch. Andere sind etwas skeptischer und nehmen die Psyche des jungen Judas auseinander.

Und tatsächlich: Judas wird in den Geschichtsbüchern und von Historiker:innen als ein vielschichtiger Charakter mit einer interessanten Psyche beschrieben. Es werden einige mögliche Gründe genannt, aus denen Judas sich für den Verrat an Jesus entschied.

1. Judas glaubte Jesus nicht

Er soll immer wieder einen Beweis dafür gefordert haben, dass Jesus der Sohn Gottes gewesen ist. Den bekam er aber nicht. Jesus soll stattdessen immer wieder gesagt haben, Judas solle ihm einfach glauben. Das hielt dieser irgendwann nicht mehr aus. Durch seinen Verrat wollte er Jesus wohl dazu zwingen, sich als göttlich zu offenbaren. Das tat Jesus aber nicht. Er starb lieber. Da Judas sich danach selbst umbrachte, bekam er auch nichts von Jesus angeblicher Auferstehung mit.

Übrigens: Dass Judas nicht an Jesus als Gott glaubte, sieht man auch daran, dass er ihn nicht wie alle anderen Jünger mit „Herr“ ansprach, sondern ihn „Rabbi“ nannte. „Rabbi“ bedeutet auf Hebräisch nicht mehr und nicht weniger als „Lehrer“.

2. Judas liebte Jesus nicht

Judas soll eine viel weniger ausgeprägte und tiefe Beziehung zu Jesus gehabt haben als seine anderen Jünger Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus II, Simon und Matthias.

Übrigens: Interessant ist hier, dass Jesus den Verrat von Judas voraussagte. Beim letzten Abendmahl soll sich Jesus bereits sicher gewesen sein, dass er noch an diesem Abend von Judas verraten werden würde. Er sagte seinen eigenen Tod und den Suizid von Judas voraus.

3. Judas war ein gieriger Mensch

Judas wollte einen Vorteil aus dem Verrat ziehen, denn er soll ein Geizhals und Missgünstler gewesen sein. Jesus folgte er einigen Stimmen zufolge nur wegen dessen „Fame“. Als er aber sah, dass Jesus absolut kein Interesse an persönlicher Bereicherung hatte, war er wohl ziemlich enttäuscht.

das letzte abendmahl jesus
Hier sehen wir die 12 Apostel + Jesus beim letzten Abendmahl. Foto: IMAGO / Cola Images

5 Symptome: Das ist das Judas-Syndrom

Warum ist diese Geschichte heute überhaupt noch wichtig? Das ist doch alles schon Tausende von Jahren her und Jesus scheint doch ganz zufrieden dort oben im Himmel bei seinem Vater zu sein. Doch der Verrat von Judas nimmt die Menschen bis heute mit und spielt selbst in der Wissenschaft eine wichtige Rolle.

Denn aus der Psychologie kennen wir den Begriff des Judas-Syndroms. Ein Mensch, der vom Judas-Syndrom heimgesucht wird, zeigt vor allem diese Symptome und Verhaltensweisen:

  1. Jesus liebte Judas wie alle seine anderen Jünger, doch das bekam dieser gar nicht mit. Menschen, die unter dem Judas-Syndrom leiden, werden zwar geliebt, aber können es selbst nicht wahrhaben oder verstehen. Das liegt unter anderem daran, dass sie unter Selbsthass leiden. Die Wahrnehmung der Liebe von anderen wird dadurch maßgeblich gestört.
  2. Realitätsferne: Jesus sagte Judas offen ins Gesicht, dass er von ihm erwarte, dass er ihn verraten werde. Judas reagierte darauf nicht einmal. Er verdrängte die Realität. Auch Menschen, die unter dem Judas-Syndrom leiden, tendieren dazu, die Realität zu verdrängen. Gerade Menschen, die sich reizüberflutet fühlen, scheinen darunter zu leiden.
  3. Gier: Judas war, wie oben beschrieben, ein gieriger Mann. Er konnte es nicht auf sich sitzen lassen, wenn Geld verschwendet oder nicht für seine Zwecke genutzt wurde. Auch sehr geizige Menschen zeigen damit „Symptome“ des Judas-Syndroms. Wer das Sparen zu einem Zwang macht, anderen ihren Erfolg und ihr Geld missgönnt und zudem noch die anderen hier erwähnten Merkmale aufweist, der läuft Gefahr, das Judas-Syndrom zu haben.
  4. Schlechtes Gewissen: Dass Judas Jesus verraten hat, machte ihm ein solch schlechtes Gewissen, dass er sich direkt umbrachte. Heute ist das schlechte Gewissen ein ständiger Begleiter vieler Menschen. Das kann aber auch ganz harmlose Gründen haben und muss nicht – wie bei Judas – bedeuten, dass man einen seiner besten Freunde verraten hat.
  5. Point of No Return: Judas brachte sich um, weil er keinen Ausweg aus deiner misslichen Lage sah. Er fühlte sich so schlecht und hatte ein solch schlimmes Gewissen, dass er sich einfach umbringen musste. Depressionen können dazu führen, dass auch heutzutage die Menschen das Gefühl haben, es gäbe keinen Ausweg.

War Judas wirklich so schlimm wie alle meinen?

Das liegt im Auge der Betrachtenden: Es gibt viele Hinweise darauf, dass Judas eigentlich eine gequälte Seele war und sich in seiner eigenen Haut nicht wohl gefühlt hat. Es kann sein, dass er stark depressiv war und aufgrund dessen seine unverzeihliche Tat begangen hat.

Noch mehr über die Religion?

Wir klären euch über die eigentliche Bedeutung von Ostern auf:

Schaue dir an Ostern den Papst im Livestream an!

Wusstest du eigentlich, dass Jesus gar nicht zu der Zeit geboren wurde, wie wir es immer noch glauben?