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Gen Z und psychische Erkrankungen: So stellen sie Autismus und Co. selbst fest

Immer mehr junge Menschen stellen Selbstdiagnosen psychischer Erkrankungen via TikTok. Hier erfährst du, woran das liegt und warum das so gefährlich ist.

TikTok Psychologische Erkrankungen
Immer mehr Gen Z-ler:innen diagnostizieren sich selbst mithilfe von TikTok. Foto: Uwe Krejci / Getty Images

Du gehst in einen Raum und vergisst manchmal plötzlich, warum du überhaupt in den Raum wolltest oder verpeilst es ständig, wichtige Rechnungen zu zahlen? Dann hast du laut TikTok vielleicht ADHS. Immer mehr Gen Z-ler:innen werden durch die Plattform auf schwere psychische Erkrankungen aufmerksam und diagnostizieren sich selbst. Ist das jedoch für die Diagnose hilfreich oder hindernd? Erfahre hier, was daran so problematisch ist und wie du eine Diagnose bekommst, wenn du eine psychische Erkrankung vermutest.

ADHS, Autismus und Co.: So informiert sich Gen Z über psychische Erkrankungen

Du glaubst immer noch, dass TikTok nur eine App für tanzende Kinder ist? Falsch gedacht! Auf der App werden wichtige Themen besprochen, wie auch psychische Erkrankungen. Viele Creator:innen klären in kurzen Videos über die Symptome schwerer psychischer Erkrankungen wie zum Beispiel ADHS oder Autismus auf. Der Hashtag hat auf der App zehn Milliarden Aufrufe. Die meisten Videos sehen ähnlich aus wie das von @tomboymani. Dort werden mögliche Symptome aufgezeigt, die man mit ADHS eventuell hat. Dieses Phänomen beobachten User:innen auch bei anderen psychischen Krankheiten, wie zum Beispiel Borderline, Autismus, Tourette oder Zwangsstörungen.

Darum sind Selbstdiagnosen so problematisch

Jeder, der seine Symptome googelt, weiß welche abstrusen Krankheiten dort rauskommen können. So ähnlich ist es auch bei TikTok, denn nicht alle Creator:innen sind befugt, ihren Follower:innen Fachwissen aufzuzeigen, da sie keine entsprechende Ausbildung haben.

Das sehen viele Psychotherapeut:innen als problematisch an. So auch die Psychologin Doreen Dodgen-Magee aus den USA und Autorin des Buches Deviced!: Balancing Life and Technology in a Digital World.

„Es gibt viele Accounts, die von professionellen Expert:innen für Mentale Gesundheit geführt werden. Hier kann man verlässliche Informationen finden.“ So die Psychologin gegenüber des US-Magazins Everyday Health. Nicht alle Posts enthalten jedoch richtige Informationen, die wissenschaftsbasiert sind. Viele Menschen wissen das nicht, die durch TikTok scrollen.“

Darum diagnostiziert sich Gen-Z selbst

Zwar kommen die meisten Videos aus dem englischsprachigen Raum, jedoch betreffen sie uns auch in Deutschland. Viele Menschen wissen, wie schwierig es auch hierzulande ist, einen psychotherapeutischen Platz zu bekommen. Nach einer Auswertung von über 300.000 Patient:innendaten der Bundespsychotherapeutenkammer aus dem Jahr 2019 warten über 40 Prozent drei bis neun Monate auf einen Platz. Die Corona-Lage hat die Lage nochmals verschärft.

Daher ergibt es auch bei uns Sinn, dass mehr und mehr junge Menschen sich alternative Anlaufpunkte wie TikTok suchen. Daher sollte jeder von uns darauf achten, aus welchen Quellen wir uns Informationen zu Gesundheits-Themen suchen.

So bekommst du eine Diagnose

Wenn du eine schwere psychische Erkrankung bei dir vermutest, solltest du Hilfe aufsuchen. Gerade bei Krankheiten wie ADHS oder Autismus kann dir ein Psychiater oder eine Psychiaterin helfen. Hier musst du verschiedene Tests absolvieren, um herauszufinden, ob du die jeweilige Krankheit hast. Wenn nötig, können die dir auch die entsprechende Medikation geben.

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